„Da braucht man Fantasie“
Bares für Rares (ZDF): Bild erinnert an Joan Miró - Künstler starb erst 2022
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Ein spannendes Bild, das im Stil an Joan Miró erinnert, wurde jetzt bei „Bares für Rares“ im ZDF mit Moderator Horst Lichter angeboten. Der Künstler starb erst 2022.
Köln - In der Folge der beliebten ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ mit Horst Lichter, die am 2. März 2023 ausgestrahlt wurde, brachte Walter Weber aus Bühl ein Bild von Otto Quirin (eigentlich Otto Kaiser) zum Verkauf in das Walzwerk in Pulheim bei Köln. Der Urheber des Kunstwerks starb erst am 8. Juli 2022 in Hamburg.
Bares für Rares (ZDF): Bild erinnert an Joan Miró - Künstler starb erst 2022
Die Händler erinnerte das Gemälde von Otto Quirin vom Stil an den spanisch-katalanischen Künstler Joan Miró. „Der Maler Otto Quirin ist bekannt“, sagte der Verkäufer, der sich erhoffte, einen Verkaufspreis von etwa 1000 Euro für das Bild zu erzielen. Doch zuvor stand die Expertise von Albert Maier aus Ellwangen an.
„Ich bin am Überlegen, was es sein könnte“, rätselte Moderator Horst Lichter, dem bei „Bares für Rares“ erst kürzlich der „Goldene Schnitt“ an einem Bild von Heinrich Vogeler erklärt worden war, zu dem Werk von Otto Quirin. „Mir gefällt es“, zeigte sich Walter Weber weiter optimistisch, einen guten Preis zu erzielen.
„Informelle Abstraktion!“, korrigierte der „Bares für Rares“-Experte. Damit ist eine Stilrichtung der abstrakten Kunst gemeint, die das klassische Form- und Kompositionsprinzip ablehnt. Otto Quirin wird auch der „lyrischen Abstraktion“ zugerechnet. Deren Maler gelten als Vorläufer und Vertreter des Informel.
Der 1927 in Mönchengladbach geborene Otto Quirin überlebte als Front-Flakhelfer eingesetzt im Zweiten Weltkrieg als einziger seiner Schulklasse. Schon in dieser Zeit fiel sein künstlerisches Talent auf. Von 1948 bis 1955 studierte er freie Malerei, Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie an der Kunstakademie Düsseldorf, der Nordischen Kunsthochschule Bremen, der Universität Hamburg und der Landeskunstschule Hamburg.
1966 übernahm Otto Quirin die Leitung der Deutschen Schule Valdivia in Chile. Während seiner Zeit in Chile traf er den Nobelpreisträger für Literatur, Pablo Neruda, und den späteren Präsidenten Chiles, Salvador Allende. Beide porträtierte er auch. Zuvor war er in Hamburg als Deutsch- und Kunstlehrer am Gymnasium Oberalster tätig.
Nach seiner Rückkehr aus Chile leitete der Maler von 1971 bis 1978 das Hansa-Kolleg Hamburg, im Anschluss daran bis 1984 die Deutsche Schule in Barcelona. Große Aufmerksamkeit erfuhren die bis 2011 entstandenen Qurin-Porträts deutscher Juden sowie seine Porträts von Menschen im Widerstand gegen das NS-Regime.
Das Werk von Otto Quirin lässt sich nicht in eine Schublade pressen
„Das Werk von Otto Quirin lässt sich nicht in eine Schublade pressen“, schreibt der „Alster-Anzeiger“ in einem Nachruf. „Es reicht von expressiven, farbprächtigen, teils großformatigen Bildern in Öl und Acryl über pastellfarbene, zarte Bilder bis zu Kohle-, Kreide- und Filzstiftzeichnungen und umfasst streng abstrakte aber auch gegenständliche Kompositionen.“
Im Händlerraum, in dem auch wieder Fabian Kahl dabei war, schaute sich Jan Cizek aus Köln das Bild von Otto Quirin genauer an.
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Das Bild hat „ein paar Aspekte von Miró“, meinte der „Bares für Rares“-Händler. „Ja, dieser Kreis...“, stimmte seine Kollegin Elisabeth Nüdling aus Fulda zu. „Da braucht man ein bisschen Fantasie“, sagte Jan Cizek, der schließlich mit 350 Euro der Höchstbietende war und damit genau die Expertisen-Wertschätzung traf.
Der Verkäufer machte aber einen Rückzieher. Walter Weber überlegt jetzt, für das Bild von Otto Quirin einen Platz in seinem Tiny House zu finden, das er gerade baut. „Otto Quirin ist schon ein Name. Ich glaube, dass der gut war. Aber jetzt ist es so“, meinte Händler Wolfgang Pauritsch aus Oberstaufen abschließend.
Im Händler-Raum hatte es unlängst ein „Schock-Gebot“ für ein Bild von Eberhard Viegner gegeben, von dem viele Werke als „Entartete Kunst“ in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört worden waren