Zisch
Doppelmoral in Katar
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Kommentar
Katar ist ein junges Land, dort gibt es noch viel zu entwickeln. In diesem Land ist nicht alles perfekt, aber gilt das nicht auch für alle anderen Länder und sogar für Deutschland? Trotzdem wird die WM in Katar sehr hart und sehr negativ von den westlichen Medien kritisiert! Diese thematisieren mangelnde Frauenrechte, Ausbeutung von Arbeitern und die fehlende Pressefreiheit. Auch über Rechte für Homosexuelle wird viel geredet. Und das ist sicher richtig und wichtig. Die deutsche Nationalmannschaft verteidigt diese und setzt ein Zeichen dafür. Das ist wichtig und angemessen. Und es trägt bei zu Dialog und Veränderung.
Aber ist es berechtigt, den „(doppel-) moralischen Zeigefinger“ zu heben und die Missstände im eigenen Land zu übersehen? Wenn ich es mit Kopftuch bei der Arbeitssuche schwerer habe oder das Verbot erhalte, es im Job zu tragen, soll das keine Verletzung meiner Rechte als Muslima sein? Das hier ist das perfekte Beispiel für „Recht“ und „Freiheit“ in Deutschland.
Wie leicht ist es, von Kataris zu verlangen, dass sie Schwule akzeptieren? Wie lange hat es aber im Westen gedauert, bis die Menschenrechte allgemein anerkannt waren? Wie lange dauerte es, bis sich Homosexuelle outen konnten? Und wo sind die offen homosexuellen Fußballer?
Und ist es nicht bereits schon eine Form von Kulturimperialismus, wenn man versucht, die eigenen Werte anderen aufzudrücken, weil es gerade ins eigene Konzept passt? Geht es um Dialog oder um Belehrung? Veränderung ist sicher angesagt in Katar, aber nicht nur dort. Und vor allem: Wie?
Katar hat eine eigene Kultur, hat eine eigene Art und Weise, das Leben zu leben. Gilt nicht der Grundsatz: Wo man Gast ist, sollte man dem Gastgeber nicht vorschreiben, wie er sein Leben zu leben hat? Mit gutem Recht heißt es: „Eure Regeln, eure Sitten.“ Und: „In unserem Land gelten unsere Regeln.“
Zudem ist es ein wenig verlogen und heuchlerisch, so zu tun, als würde man immer und jederzeit die Menschenrechte verteidigen. Denn diese hätte man auch bereits bei der Olympiade in China verteidigen können und die Stimme für die unterdrückten Uiguren erheben. Zudem hätte man ein Zeichen für Homosexualität auch bei der WM in Russland 2018 setzen können. Gerade Russland ist bekannt für seine Homophobie. Gab es dort Proteste?
Auch bei der WM in Brasilien 2014 gab es genügend Anlass zur Kritik. Denn dort wurden für Stadien Häuser von Familien abgerissen. Die deutsche Nationalmannschaft setzte aber keine Zeichen dafür. Kein Zeichen von Distanz durch die deutsche Nationalmannschaft. Ist das gerecht? Also jetzt so zu tun, als wäre Katar der korrupteste Staat der Welt, ist vielleicht ein bisschen verlogen.
Liegt es daran, dass Katar ein arabischer Staat im Osten ist? So viel zu Rassismus. Und eine Einladung zum Gespräch und zum Austausch über gemeinsame und unterschiedliche Werte.