Zeugnisse der Widerstandskraft

Zentrum festigt Beziehungen nach Israel

Sylvia Löhrmann (2. v. r.), Prof. Dr. Jürgen Wilhelm (v. l.) und Dr. Jürgen Kaumkötter trafen in Israel auf Eliad Moreh-Rosenberg, Direktorin der Kunstsammlung von Yad Vashem, Steffen Seibert, den deutschen Botschafter in Israel, und Yossi Gevir, Yad Vashems Director of External & Governmental Affairs.
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Sylvia Löhrmann (2. v. r.), Prof. Dr. Jürgen Wilhelm (v. l.) und Dr. Jürgen Kaumkötter trafen in Israel auf Eliad Moreh-Rosenberg, Direktorin der Kunstsammlung von Yad Vashem, Steffen Seibert, den deutschen Botschafter in Israel, und Yossi Gevir, Yad Vashems Director of External & Governmental Affairs.

Solinger Museum schenkt der Gedenkstätte Yad Vashem drei Werke Leo Breuers.

Von Manuel Böhnke

Solingen. Es sind hochemotionale Zeugnisse. Zeugnisse der Widerstandskraft inhaftierter Jüdinnen und Juden während der Zeit des Nationalsozialismus. In Gefangenschaft ließen sie sich nicht davon abhalten, ihrer Religion nachzugehen. Der Bonner Künstler Leo Breuer hat diese ergreifenden Momente in den französischen Internierungslagern Gurs und St. Cyprien in Zeichnungen festgehalten. Drei von ihnen gehören fortan zur Sammlung der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem. Vertreter des Solinger Zentrums für verfolgte Künste haben die Werke in dieser Woche als Schenkungen in Israel übergeben.

„Das war sehr bewegend“, beschreibt Sylvia Löhrmann. Die frühere stellvertretende Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens gehört dem Kuratorium des Freundeskreises Yad Vashem an. Sie ist zudem Vorsitzende des Förderkreises des Zentrums für verfolgte Künste. Dessen Direktor Dr. Jürgen Kaumkötter führte die deutsche Delegation in Jerusalem an, der auch Prof. Dr. Jürgen Wilhelm als stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland angehörte. Ehrengast der Zeremonie war Steffen Seibert.

Mehr als zehn Jahre lang war Letzterer Sprecher der Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel. Seit August 2022 vertritt er Deutschland als Botschafter in Israel. Dass er der Übergabe der Zeichnungen beiwohnte, unterstreiche die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Gedenkstätte Yad Vashem und Zentrum für verfolgte Künste, betont Löhrmann.

Die Nationalsozialisten sahen die Werke Leo Breuers als entartet an. Der Rheinländer musste fliehen, lebte im Exil in Brüssel und Paris. Während des Zweiten Weltkriegs kam er in Haft. In den Internierungslagern hielt er an seiner Kunst fest, teilweise mit Schlamm dokumentierte er die Schrecken der Shoah.

Sein Sohn Jacques überließ dem Zentrum für verfolgte Künste 2019 rund 100 Zeichnungen, Gemälde und Aquarelle seines Vaters. „Als ich ihn in Siegburg besuchte, habe ich gesehen, dass viele Darstellungen jüdisches Leben zeigen“, erinnert sich Jürgen Kaumkötter. Mit Jacques Breuer entwickelte er die Idee, zumindest einen Teil der Werke der Gedenkstätte Yad Vashem zu übergeben. Dort sollen sie nicht im Archiv verschwinden, sondern ausgestellt werden.

Eigentlich hätte die Schenkung bereits im April 2021 erfolgen sollen. Doch die Corona-Krise durchkreuzte die Pläne. Der nun gewählte Zeitpunkt scheint passend: Am 14. Mai jährt sich die Staatsgründung Israels zum 75. Mal.

Für Kaumkötter war der Aufenthalt eine gute Gelegenheit, die Kontakte ins „Heilige Land“ zu festigen und wieder zu vertiefen. Die Pandemie habe den Austausch gebremst. Die Verbindungen zwischen dem Solinger Museum und Yad Vashem sind seit jeher eng. Als das Zentrum für verfolgte Künste 2015 eröffnete, war in der Klingenstadt eine von der Gedenkstätte erarbeitete Multimedia-Installation zu sehen. Auch als Kaumkötter und sein Team 2020 Kunst aus Auschwitz im Bundestag zeigten, erhielten sie Unterstützung aus Jerusalem. „Wir arbeiten fachlich sehr eng zusammen“, betont der Direktor. Und kündigt weitere gemeinsame Projekte an: „Darauf haben wir uns verständigt.“

Die Reise nach Israel nutzte die Solinger Delegation für weitere Treffen, Austausch über zurückliegende, mögliche neue Vorhaben. Kaumkötter berichtet unter anderem von Gesprächen mit Vertretern des Krakauer Museums MOCAK, dem Cartoonisten Michel Kichka und der Künstlerin Sigalit Landau. Internationale Kooperationen wie diese hält Sylvia Löhrmann in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung und globaler Konflikte für besonders bedeutsam. Dem stimmt Jürgen Kaumkötter zu. Politik komme und gehe, doch der Austausch über die Kunst bilde ein Kontinuum.

Leo Breuers Werke stehen wie ein Symbol dafür. Drei von ihnen sind bald in Yad Vashem zu sehen, andere in der Dauerausstellung des Zentrums für verfolgte Künste – Tausende Kilometer entfernt, im Land der Täter.

Yad Vashem

Die Internationale Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem existiert seit 1953. Sie erinnert an die Opfer der Shoah, dokumentiert und erforscht die während der Zeit des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen. Teil des Komplexes in Jerusalem ist die weltweit umfangreichste Sammlung von Kunst, die während des Holocaust oder unmittelbar danach entstanden ist.

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