Frühsommer-Meningoenzephalitis
Zeckenbiss: Solingen ist einziges FSME-Risikogebiet in NRW
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Robert Koch Institut weist Solingen erstmals aus. Was Sie zu Vorbeugung, Impfung und Lage in Solingen wissen müssen.
Solingen. Normalerweise müssen sich nur Urlauber Gedanken um eine Ansteckung mit der Frühsommer-Meningoenzephalitis machen, die etwa in den Süden Deutschlands reisen und sich dort viel in Waldgebieten aufhalten. Jetzt hat das Robert Koch Institut (RKI) erstmals auch eine Stadt in NRW zum FSME-Risikogebiet erklärt: Solingen.
2021 wurden nach Auskunft des Gesundheitsamts vier FSME-Fälle gemeldet. Dabei handele es sich um Zeckenbisse, die in Solingen auftraten, erklärt Stadtsprecher Daniel Hadrys auf Anfrage. In Solingen gab es laut RKI-Tabelle bereits 2013, 2016 und 2018 jeweils einen Infektionsfall. Da es 2021 gleich vier waren, wurde die Inzidenz – eine Erkrankung auf 100 000 Einwohner – deutlich überschritten. „Damit gilt Solingen als FSME-Risikogebiet“, teilt Gesundheitsamtsleiterin Dr. Annette Heibges mit.
Die FSME-Viren gelangen durch einen Zeckenbiss der Zeckenart „Gemeiner Holzbock“ in die Blutbahn des Menschen und können dort die Krankheit auslösen. Seltener kommt es zur Übertragung über den Verzehr infizierter Rohmilch. In den FSME-Verbreitungsgebieten Deutschlands sind kleinräumig in sogenannten Naturherden ca. 0,1 bis 5 Prozent der Zecken mit dem Virus infiziert, heißt es auf der Homepage des RKI. Eine höhere Durchseuchung wurde gelegentlich bei Zecken bestimmt, die bereits am Menschen Blut gesogen hatten.
So äußert sich die Frühsommer-Meningoenzephalitis
Zecken halten sich bevorzugt in Wäldern in nicht zu trockenen Lagen in hohem Gras und Gebüsch sowie in losem Laub auf. Damit die Zecken aktiv sind, ist eine Mindesttemperatur von etwa 5°C erforderlich. Inzwischen wurde der Gemeine Holzbock in Europa auch in Höhen über 1500 Meter entdeckt.
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis äußert sich in der Regel durch grippeähnliche Symptome wie Fieber. Die Inkubationszeit - also die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit - liegt zwischen 7 und 14 Tagen. Bei einem Teil der Infizierten treten nach einem kurzen symptomfreien Intervall von etwa einer Woche Entzündungen des Gehirns und der Hirnhaut auf. Verläufe mit nur einer Krankheitsphase kommen auch vor. Schätzungen zufolge verlaufen jedoch 70 bis 95 Prozent der Infektionen asymptomatisch oder die zweite Krankheitsphase bleibt aus.
Der Stadtdienst Gesundheit stehe in engem Austausch mit dem nationalen Referenzzentrum für FSME. „Es sind weitere Untersuchungen vor Ort geplant, um zu klären, wie ausgeprägt die Verbreitung des Virus in den Zecken ist und ob der Befall auf einzelne Gebiete eingegrenzt werden kann.“ Die Mehrzahl der FSME-Erkrankungen trete von Mai bis Oktober auf. 2021 seien die meisten Infektionen im Juli übermittelt worden.
STIKO empfiehlt FSME-Impfung in Risikogebieten
In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen.
Nun kommen sechs neue Risikogebiete hinzu, von denen vier an bekannte Risikogebiete grenzen. Erstmalig in Brandenburg werden drei Kreise Risikogebiet (LK Oberspreewald-Lausitz, LK Oder-Spree und LK Spree-Neiße), erstmalig in Nordrhein-Westfalen wird Solingen Risikogebiet und in Sachsen kommen zwei Kreise hinzu (Chemnitz und LK Görlitz). Somit sind aktuell 175 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert.
Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 390 FSME-Erkrankungen übermittelt (Stand: 21.01.2022) - vier davon aus Solingen. Das entsprach einer Abnahme von 45 Prozent gegenüber dem Rekordwert im Vorjahr (712 FSME-Erkrankungen). Durch einen technischen Fehler konnten jedoch etwa 5 Prozent der 2021 gemeldeten FSME-Erkrankungen nicht gezählt werden.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine FSME-Impfung für Personen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind, das gilt nun auch für Solingen. Dazu zählen unter anderem Menschen, die viel draußen unterwegs sind - ebenso Menschen, die durch FSME beruflich gefährdet sind, wie zum Beispiel in der Forstwirtschaft oder Landwirtschaft arbeitende Personen sowie Laborpersonal. Die Impfung biete einen zuverlässigen Schutz, so Dr. Annette Heibges vom Solinger Gesundheitsamt.
Für einen längeren Schutz müssten drei Impfdosen verabreicht werden, nach drei Jahren die erste Auffrischungsimpfung.
FSME: Solinger Ärzte bieten Impfungen an
Nachdem Solingen als einzige Stadt in Nordrhein-Westfalen vom Robert-Koch-Institut als Risikogebiet für FSME, die Frühsommer-Meningoenzephalitis, ausgewiesen wurde, reagieren Solinger Ärzte. „Wir haben uns entschlossen, die Impfung anzubieten. Wir haben Impfstoff da und Patienten können auch ohne Termin kommen und sich impfen lassen“, erklärt dazu der Mediziner Heinrich Apfelstedt von der Chirurgischen Gemeinschaftspraxis in den Kölner Höfen.
Vorbeugung: Was tun, um sich vor FSME zu schützen?
Der beste Schutz ist es, Zeckenstiche nach Möglichkeit ganz zu vermeiden. Empfohlen wird Kleidung, die möglichst viel Körperoberfläche bedeckt. Wer draußen zum Beispiel im hohen Gras war, sollte Körper und Kleidung sorgfältig absuchen.
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