Musikgeschichte

Wunderkind wollte keines sein

Regine Luppa erinnert an das Leben ihres Mannes, des Geigers Werner Luppa.
+
Regine Luppa erinnert an das Leben ihres Mannes, des Geigers Werner Luppa.

Im vergangenen Jahr starb der Solinger Geiger Werner Luppa.

Von Philipp Müller

Solingen. Die Westdeutsche Zeitung war sich im April 1950 nach einem Frühlingskonzert in Cronenberg sicher: Die „große Überraschung“ sei Werner Luppa gewesen, „der auf seiner Violine virtuose Technik und musikantischen Instinkt zeigte“. Kurz: Das „Wunderkind“, Luppe war gerade 12 Jahre alt, hätte Beifallsstürme mit Recht verdient. Das ist nur eine Lobeshymne auf den kleinen Solinger mit dem großen Talent. Doch seine Witwe Regine Luppa, die viele Solinger vom Posaunenchor Pustekuchen kennen, erzählt heute, dass Luppa eher kein Wunderkind sein wollte. Im vergangenen Jahr starb Luppa 84-jährig und hinterlässt doch eine beeindruckende Karriere in den Analen der Musikgeschichte.

Werner Luppa

Dass dem Jungen so viel Talent in die Wiege gelegt wurde, das zeigte sich erst unter Zwang, berichtet Regine Luppa. Werners Vater, Dr. Julius Luppa, wollte unbedingt mit seinem befreundeten Kinderarzt Prof. Paffrath und dessen Sohn Hausmusik machen. So erhielt der Sechsjährige Unterricht. Offenbar erfolgreich, denn schon mit acht Jahren hatte er erste Auftritte. Er spielte im Schulorchester und trat mit Pianist Werner Saam vom Orchesterverein im Duett auf. Saam war seit 1929 Städtischer Musikdirektor und eine wichtige Figur in der Chor- und Klassikszene Solingens.

Als Erwachsener stellte Werner Luppa aber die Geige nicht in die Ecke in Erinnerung an die Druckphase zu Beginn seiner Karriere. Er studierte und war schon mit 22 Jahren im Jahr 1960 Erster Geiger der Düsseldorfer Symphoniker. Diesem Orchester blieb er auch bis zu seinem Ruhestand treu.

„Auf dem Hügel“ in Bayreuth wurde viel gefeiert

Warum das Wunderkind der späten 1940er und frühen 1950er Jahre kein Weltstar wurde, habe aber nicht nur daran gelegen, Geiger wider Willen zu werden, erzählt seine Witwe. 1977 heiratete die Solingerin den Mann mit der Violine. Und sie erlebte ihren Mann nicht als das zielstrebige Wunderkind. Im Gegenteil: Regine Luppa attestiert ihrem Gatten durchaus Züge eines gemütlichen, lustigen und den Menschen zugewandten Lebemanns. Das habe sich besonders in Bayreuth jährlich für zehn Wochen gezeigt.

„Auf dem Hügel“, dem Walhalla der Wagner-Fans, war Luppa von 1963 bis 2005 fast ununterbrochen Mitglied des Orchesters für die dramatischen Opern aus der Feder Richard Wagners. Und da sei nach den vielstündigen Aufführungen oft bis zum frühen Morgen gefeiert worden. „Werner war bei allen sehr beliebt und geachtet“, weiß Regine Luppa. Nach dem Ende im Bayreuth-Orchester hielt der Zusammenhalt der Musiker beim jährlichen Veteranen-Treffen des Klangkörpers.

Doch mit 65 Jahren, als Werner Luppa in den Ruhestand ging, gab es eine Zäsur. „Er hat die Geige konsequent weggelegt.“ Fortan spielte er im Posaunenchor seiner Frau. Begründung: „Mit der Posaune verzeiht man mir die Fehler.“

Werner Luppa

Geboren wurde der Solinger am 12. März 1938 und lebte bis zum 28. August 2022. Als Mitglied der Düsseldorfer Symphoniker war er 38 Jahre in Bayreuth „auf dem Hügel“ engagiert.

Unsere News per Mail

Nach der Registrierung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst mit Anklicken dieses Links ist die Anmeldung abgeschlossen. Ihre Einwilligung zum Erhalt des Newsletters können Sie jederzeit über einen Link am Ende jeder E-Mail widerrufen.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.

Meistgelesen

Welchen Platz suchen wir?
Welchen Platz suchen wir?
Welchen Platz suchen wir?
Kirmes am Weyersberg: Bude brennt
Kirmes am Weyersberg: Bude brennt
Kirmes am Weyersberg: Bude brennt
Gericht: Borbet-Kündigungen unwirksam 
Gericht: Borbet-Kündigungen unwirksam 
Gericht: Borbet-Kündigungen unwirksam 
Am Montag streiken die Busse in Solingen
Am Montag streiken die Busse in Solingen
Am Montag streiken die Busse in Solingen

Kommentare