Verkehr

Der Solinger O-Bus wird 65 Jahre alt

Die Solinger O-Busse der Linie 683 fahren bis zum Bahnhof in Wuppertal-Vohwinkel. Dazu werden sie auf 1600 Metern von der Oberleitung abgekoppelt. Archivfoto: Uli Preuss
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Die Solinger O-Busse der Linie 683 fahren bis zum Bahnhof in Wuppertal-Vohwinkel. Dazu werden sie auf 1600 Metern von der Oberleitung abgekoppelt.

1952 fiel mit einer knappen Mehrheit die Entscheidung, das Stangentaxi in der Stadt einzusetzen. Es wurde ein Wirtschaftsfaktor.

Von Wolfgang P. Getta

Am 6. Juni 1952 meldeten die Stadtwerke Solingen ihren ersten O-Bus an. 2017 können also die Stangentaxis ihren „krummen“ 65. Geburtstag feiern. Von diesem Zeitraum handelt Jürgen Lehmanns Buch „Der O-Bus in Solingen“. Ihm sind Zahlen und Daten in diesem Bericht entnommen. Für Solingen und die Stadtwerke mit ihrem Verkehrsbetrieb, der jedes Jahr Millionen umsetzt, war der O-Bus immer auch ein Wirtschaftsfaktor.

Die erste Generation von Oberleitungsbussen stellten 67 Fahrzeuge vom Typ ÜHIIIs. Von denen ist der 59. noch heute als historischer Oldtimer im Einsatz. Die Buchstaben H und Ü standen übrigens für die Hersteller Henschel (Achsen) und Uerdingen (Aufbauten). Von dieser ersten O-Bus-Gene-ration gab es auch neun Anhänger, die von der Kölner Firma Bauer geliefert worden waren. In ihnen durfte geraucht werden. Kein Wunder, dass viele Fahrgäste in einem der Anhänger ihre erste „Lulle“ – heute würde man „Kippe“ sagen – rauchten.

Der ÜHIIIs erreichte mit Anhänger eine Länge von rund 20 Metern. Bei winterlichen Straßenverhältnissen neigte der Hänger dazu, sich quer zu stellen. Folgerichtig durften ab 1. Mai 1956 keine Anhänger mehr angeschafft werden.

Von 1968 bis 1974 in Dienst gestellt wurden 80 neue O-Busse vom Typ TS. Diese Abkürzung stand für Trolley-Bus Solingen. Es handelte sich um Eigenbauten, die bei der Karosseriefirma Ludewig in Essen auf einem Lkw-Fahrgestell von Krupp ihren kantigen Aufbau bekamen. Für die elektrische Ausrüstung in der Werkstatt des Verkehrsbetriebs wurden Motoren und andere Teile der ersten Generation verwendet.

Der O-Bus löste schrittweise die Straßenbahn ab

Zur dritten Generation zählten 46 Solofahrzeuge, die MAN von der Firma Gräf & Stift in Wien bauen ließ, sowie 22 MAN-Gelenk-O-Busse. Die vierte Generation besteht zum einen aus 15 Gelenkfahrzeugen, die beim belgischen Bus-Hersteller van Hool in Kooningshooikt gebaut wurden. Weitere 15 Gelenk-O-Busse lieferte der holländische Hersteller Berkhof aus Valkenswaard.

Geburtsstätte der jüngsten Generation von Gelenk-O-Bussen ist die Carosserie Hess AG im schweizerischen Bellach unweit von Solothurn. Sie hat dem Verkehrsbetrieb der Stadtwerke Solingen (SWS) 15 „Swiss-Trolley 3“ geliefert. Das ST erlebte vor Ort mit, wie der Aufbau des Fahrzeug-Kastens im Baukastensystem erfolgt: Solide Aluminiumprofile werden millimetergenau zusammengeschraubt. Das erlaubt die Vormontage ganzer Baugruppen und erleichtert spätere Reparaturen. Eine Spezialität ist die 600-Volt-Wasserheizung für den Innenraum. Sie liefert besonders gleichmäßige Wärme.

Der 2016 verstorbene Alt-Bundespräsident Walter Scheel (FDP) verriet dem ST vor langer Zeit, dass er Anfang der 50er Jahre mit seiner Stimme dafür gesorgt habe, dass es im Stadtrat eine knappe Mehrheit für die Einführung des O-Busses und damit für die schrittweise Abschaffung der Straßenbahn gab.

Das Solinger O-Bus-Streckennetz ist mit 102 Kilometern Länge das größte in Deutschland. Auf diese stolze Distanz summieren sich die Fahrtrouten von sechs Linien.

HISTORIE

ERSTE FAHRT Zum ersten Mal fuhr auf den Straßen der Klingenstadt ein O-Bus am 19. Juni 1952. Inzwischen ist dieses emissionsfreie Nahverkehrsmittel aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. UMWELTSCHONEND Mit dem O-Bus werden jährlich knapp 5000 Tonnen des Treibhausgases CO2 eingespart.

Die 681 verkehrt zwischen Hauptbahnhof und Hästen und die 682 zwischen Hauptbahnhof und Höhscheid-Brockenberg. Die 683 befährt die Route von Wuppertal-Vohwinkel- Bahnhof bis Burger Bahnhof. Die 684 pendelt zwischen Schule Widdert und Hasselstraße. Die 685 fährt von Aufderhöhe über Schmalzgrube und Klingenhalle zum Graf-Wilhelm-Platz und zurück. Die 686 fährt vom Graf-Wilhelm-Platz über Mangenberg, Kotten und Schmalzgrube nach Aufderhöhe. Die Linien 681 und 682 sind am Hauptbahnhof ebenso betrieblich miteinander verknüpft wie die Linien 685 und 686 am Graf-Wilhelm-Platz.

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