Ausbildung
Sie sind die Alleskönner der Digitalisierung
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Zu wenige junge Menschen interessieren sich für zukunftsträchtigen Ausbildungsberuf.
Von Nina Mützelburg
Solingen. Die Digitalisierung ist allgegenwärtig. Wie sehr sie unser Leben bestimmt, fällt meist erst auf, wenn wir gezwungenermaßen offline sind. So hat vor einigen Wochen ein Baggerfahrer gezeigt, wie er im Alleingang die Lufthansa lahmlegen kann. Unbeabsichtigt hatte er ein Glasfaserkabel durchtrennt und damit den Luftverkehr in heilloses Chaos gestürzt. Der Ausfall der IT-Systeme verursachte 230 annullierte Flüge.
Dieses Beispiel beweist, wie sehr wir davon abhängig sind, dass die Systeme funktionieren. Denn an der Digitalisierung kommt kaum noch jemand vorbei. Um das Thema voranzutreiben, braucht es Menschen, die diese Transformation begleiten. Und das sind die Kaufleute für Digitalisierungsmanagement.
Henner Pasch, Präsident der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK), ist der Meinung, dass jedes Unternehmen prüfen sollte, ob es nicht entsprechend ausbilden kann: „Manchmal wird die Digitalisierung noch als Belastung empfunden, weil es an Fachkräften fehlt, die diese begleiten. Es braucht eben Leute, die zwischen den Anwendern und den Entwicklern von Softwarelösungen übersetzen. Und das ist für alle Unternehmen interessant, nicht nur für die aus der IT-Branche“, so der Geschäftsführer der Fourtexx GmbH in Solingen.
Im August 2020 hat der Kaufmann für Digitalisierungsmanagement die Ausbildung zum Informatikkaufmann abgelöst. Der Informatikkaufmann suggerierte schon allein durch den Namen, dass er nur für IT-Dienstleister interessant sei. Mit der Änderung wurde der Ausbildungsberuf auch für andere Branchen interessant. Und dennoch entscheiden sich nicht genug junge Menschen für eine entsprechende Ausbildung.
„Manchmal wird die Digitalisierung noch als Belastung empfunden.“
„Es gibt die Gefahr, dass der duale Ausbildungsberuf bei uns in der Region nicht mehr angeboten wird. Bisher wird der Ausbildungsgang am Berufskolleg Barmen-Europaschule angeboten. Aber die Mindestzahl an Schülern von 22 je Jahrgang muss dafür auch erreicht werden, sonst wird die Beschulung vonseiten der Bezirksregierung im Städtedreieck eingestellt. Das würde Wege bis nach Düsseldorf für die Auszubildenden bedeuten. Und das sollte uns bei der aktuellen Debatte um Fachkräftemangel nicht passieren“, sagt Carmen Bartl-Zorn, die für Aus- und Weiterbildung zuständige IHK-Geschäftsführerin.
Dabei könnten viele Unternehmen die Ausbildung anbieten, denn die Hürden dafür seien bewusst niedrig gehalten. Fourtexx bietet Softwarelösungen für Unternehmen an. Mit Alexander Koch beschäftigen die Solinger auch einen Auszubildenden für Digitalisierungsmanagement im zweiten Lehrjahr. Und der ist rundum zufrieden mit seiner Entscheidung: „Ich wollte etwas Kaufmännisches machen. Und da mich Technik und Digitalisierung ebenfalls interessieren, bin ich darauf gekommen“, sagt er. In der Ausbildung lernen die Azubis, unter anderem IT-Lösungen zu entwickeln und zu betreuen. Sie analysieren Prozesse, um Lösungen dafür zu finden und beschäftigen sich mit der digitalen Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen.
Sie sind Profis im Umgang mit Daten und Prozessen aus einer ökonomisch-betriebswirtschaftlichen Perspektive und machen Informationen und Wissen verfügbar, um aus der Digitalisierung wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen. Kurz: Sie managen die Digitalisierung. „Es ist auch ein sehr kommunikativer Job. Ich habe viel Kontakt zu unseren Kunden und gebe Schulungen für unsere Softwarelösungen. Das gefällt mir sehr“, sagt Koch.
Er hat sich mit einem Fachabitur bei Fourtexx beworben. „Aber auch mit Mittlerer Reife werden Bewerber bei uns nicht per se abgelehnt“, sagt Personalverantwortliche Alina Sommer. Zudem kann die Ausbildung mit einem Studium kombiniert werden. „Die Ausbildung ist Teil des ausbildungsintegrierten dualen Studiengangs Bachelor of Arts Management und Digitalisierung an der FOM in Wuppertal“, erklärt Carmen Bartl-Zorn.
Hintergrund
Kaufleute für Digitalisierungsmanagement bekommen in der Ausbildung Kenntnisse vermittelt, die in Unternehmen unterschiedlichster Branchen gefragt sind. Welche Voraussetzungen es für die Firmen gibt, können bei den IHK-Experten im Detail erfragt werden – telefonisch unter Tel. (02 02) 2 49 08 12 oder per E-Mail.
m.schwoll@bergische.ihk.de