Jubiläum
100 Jahre Küchenprofi: Kochen ist längst mehr als Mittel zum Zweck
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Küchenprofi feiert 100-jähriges Bestehen – Solinger Familienunternehmen sieht sich für die Zukunft gut aufgestellt.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Bodenständigkeit ist Stefan Schmitz wichtig. Große Töne zu spucken, ist nicht die Sache des 62-jährigen Geschäftsführers. Was im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass es der Küchenprofi GmbH an Selbstvertrauen mangelt. Im 100. Jahr seines Bestehens blickt das Solinger Familienunternehmen auf allen Ebenen optimistisch nach vorne.
Am 1. Januar 1923 legte Artur Schmitz den Grundstein. Der Graveur handelte mit Schneidwaren, Bestecken und Maniküreprodukten. Nach dem Krieg zögerte sein Sohn Alfred nicht, den Betrieb fortzuführen. „Unternehmertum scheint in der Familie zu liegen“, sagt Stefan Schmitz.
Seit 1987 vertritt er die dritte Generation in der Firma. Acht Jahre zuvor war sein Vater Alfred gestorben. Dessen Ehefrau Helga Schmitz übernahm die Verantwortung. Sie gewann den früheren WMF-Manager Willy Schnarrenberger 1980 für die Geschäftsleitung. Die Vision, die Firma vom Distributor zur Herstellermarke zu wandeln, habe den „Hund von der Kette gelassen“.
Küchenprofi beweist: Nicht nur im Silicon Valley starten erfolgreiche Unternehmen in Garagen. Die Historie des Solinger Betriebs nahm im Wohnhaus der Gründer an der Baumstraße ihren Ursprung. Nach einer Station an der Schützenstraße hat die Gruppe seit 1990 ihren Sitz am Höhscheider Weg. Dort wurden die Kapazitäten sukzessive erweitert. Heute bietet der Standort 10 000 Paletten Platz. 120 Beschäftigte zählt Küchenprofi.
Die Niederlassung in Aufderhöhe dient nicht nur als Drehkreuz für die 2500 Artikel, die das Unternehmen mit seinen Marken Küchenprofi, Cilio, Zassenhaus sowie Spring vertreibt. Dort entstehen auch Ideen für neue Produkte, die von Partnern in der ganzen Welt gefertigt werden – von der Klingenstadt über Frankreich, Italien bis Fernost.
Die Solinger profitieren von einer grundsätzlichen Entwicklung. „Kochen ist zum Lifestyle-Thema geworden“, weiß Björn Weißmeier. 1989 begann er seine Ausbildung bei Küchenprofi, seit 2012 ist er Teil der Geschäftsführung. Was der 52-Jährige meint: Zunehmend sehen Menschen Kochen und gesunde Ernährung als Hobby. Küchen sind immer öfter im Wohnbereich integriert. Dementsprechend legen viele Wert auf hochwertige Ware, beobachtet Stefan Schmitz. Daran ändere die gegenwärtige Krise nichts: „Wenn jemand Geld in die Hand nimmt, sucht er nachhaltige, langlebige Produkte.“
Damit die Kunden die finden, setzt Küchenprofi auf den stationären Handel in Deutschland und 70 Exportländern. „Unsere Ware braucht Beratung“, begründet das Stefan Schmitz. Häufig unterscheiden sich die Produkte in Nuancen – die Hobby-Köche müssen herausfinden, was zu ihren Bedarf passt. Zudem lebe das Geschäft davon, dass die Kunden beim Shoppen auf neue Entwicklungen stoßen. Dementsprechend sind Schmitz und Weißmeier um einen guten Kontakt zu Handelspartnern bemüht: „Sie haben uns bei unserer Entwicklung sehr geholfen.“ Ein Wandel sei in diesem Bereich feststellbar: Küchenprofi ist inzwischen etwa in Waren- und Möbelhäusern, Drogeriemärkten mit Haushaltwarenabteilungen sowie hochwertigen Lebensmittelgeschäften vertreten.
Immer mehr Unternehmen aus der Branche verkaufen ihre Produkte direkt online an die Verbraucher. Auch Küchenprofi sucht den unmittelbaren Kontakt zu den Kunden. Das Unternehmen betreibt zehn Kochshops. „Wir passen unsere Kanäle an die Marktbedingungen an“, betont Stefan Schmitz. Durchaus sei möglich, dass Küchenprofi eines Tages auch verstärkt auf direkten Verkauf über das Internet setzt. Unmittelbarer Bedarf bestehe dafür jedoch nicht: „Es gibt sehr erfolgreiche Geschäftskonzepte.“
Das Duo aus Stefan Schmitz und Björn Weißmeier entwickelt sich sukzessive zu einem Quartett. Mit Lisa (30) und Philipp Schmitz (32) ist die vierte Generation ins Unternehmen eingetreten. Beide sammelten zuvor Erfahrungen in anderen Betrieben, absolvierten jeweils ein duales Studium in Industrie- beziehungsweise Handelsmanagement. „Wir wollten keine Ausbildung im eigenen Stall machen“, betont Philipp Schmitz. Zwang, in den elterlichen Betrieb einzutreten, habe nicht bestanden, ergänzt Schwester Lisa. Doch beide entschieden sich für den Schritt, mussten sich in unterschiedlichen Positionen bewähren. Nun setzen sie Impulse. Stefan Schmitz stimmt das zuversichtlich für die kommenden Jahre: „Wir bauen voller Respekt auf dem auf, was seit 1923 geleistet wurde.“
Marken
Vier Marken vereint das Solinger Familienunternehmen unter einem Dach. Seit 1993 wird Küchenprofi durch Cilio (Tisch-Accessoires) als Tochtergesellschaft ergänzt. 2006 kam die für Pfeffer- und Kaffeemühlen bekannte Marke Zassenhaus hinzu, drei Jahre später Spring (Kochgeschirr, Fondue, Raclette und Gastronomiesortiment).
www.kuechenprofi.de