Remscheider Kanzlei

Kevin Fromm ist der Steuerberater der Influencer

Steuerberater Kevin Fromm in seiner Remscheider Kanzlei. Die Mehrheit seiner Mandanten sind Freiberufler, Selbstständige und Unternehmen aus der Region. Daneben betreut er aber auch Twitch-Streamer und Onlyfans-Models aus ganz Deutschland.
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Steuerberater Kevin Fromm in seiner Remscheider Kanzlei. Die Mehrheit seiner Mandanten sind Freiberufler, Selbstständige und Unternehmen aus der Region. Daneben betreut er aber auch Twitch-Streamer und Onlyfans-Models aus ganz Deutschland.

Kevin Fromm betreut Menschen, die ihr Geld auf Instagram, Twitch oder Onlyfans verdienen.

Von Sven Schlickowey

Remscheid. Wenn Kevin Fromm für seine Mandanten die Buchhaltung macht, landen auch schon mal Computerspiele oder Dessous auf der Ausgabenseite. Der Remscheider Steuerberater betreut deutschlandweit Influencer und Streamer. Menschen also, die ihr Geld bei Instagram, TikTok, Twitch oder auch Onlyfans verdienen. Und dabei laufen manche Dinge halt schon mal etwas anders.

Auf der Plattform Onlyfans, einer Art kostenpflichtigem sozialen Netzwerk, wird das meiste Geld zum Beispiel mit erotischen Inhalten verdient. Wer da erfolgreich sein will, müsse regelmäßig in neue Dessous investieren, ist Steuerberater Fromm überzeugt: „Meines Erachtens sind das Betriebsausgaben.“ Denn die Unterwäsche sei notwendig, um Einnahmen zu erzielen. „Wenn man sich da immer gleich zeigt, verlieren die Fans das Interesse.“ Ähnliches gelte für Streamer auf der Gaming-Plattform Twitch, so Fromm: „Da braucht man immer die neuesten Spiele, sonst verliert man Follower.“ Also könne auch beides von der Steuer abgesetzt werden.

Ob seine Auffassung Bestand hat, kann der Steuerberater derzeit noch nicht sagen. Der ganze Streamer- und Influencer-Bereich sei noch so jung, dass es fast keine Rechtssprechung dazu gebe. „Aber im Zweifel muss man das halt mit dem Finanzamt ausstreiten“, sagt Fromm. Mut mache ihm da die erste Betriebsprüfung, die er gerade mit einem seiner Mandaten aus der Branche, einem Twitch-Streamer, erlebt hat: „Da haben wir soweit alles durchbekommen.“

„Mir müssen die ja nicht erst erklären, was Twitch oder Onlyfans ist.“

Steuerberater Kevin Fromm

Dabei unterscheide sich die steuerliche Behandlung von Streamern und Influencern grundsätzlich eigentlich gar nicht von der anderer Selbstständiger, betont Kevin Fromm. Auch hier ergeben Einnahmen minus dafür notwendige Ausgaben den Gewinn. Der Teufel stecke aber wie so oft im Detail. Auf der Ausgabenseite, weil viele das Geschäft aus der eigenen Wohnung und zumindest anfangs mit bereits vorhandenen Endgeräten betreiben. Und auf der Seite der Einnahmen, die teils von ausländischen Plattformen stammen. Und teils aus Sachwerten bestehen, zum Beispiel wenn Influencer von Herstellern Mode- und Kosmetikartikel, Technik oder anderes zur Verfügung bestellt bekommen, um das auf ihrem Kanal vorzustellen.

„Wenn die das behalten dürfen, sind das Einnahmen“, stellt Kevin Fromm klar. Die meisten Mandaten aus diesem Bereich würden ihm deswegen neben Belegen über Zahlungen auch eine Liste über solche Sachzuwendungen zukommen lassen. „Da bin ich sehr auf deren Mithilfe angewiesen.“ Die Schwierigkeit sei dann, die Werte korrekt anzusetzen, erklärt er. Helfen können dabei Preislisten der Hersteller oder Screenshots aus Onlineshops. „Wenn wir so etwas nicht haben, wird es schwer.“

Die Influencer und Streamer, die Fromm betreut, stammen aus der halben Republik, sagt er, zum Beispiel aus Stuttgart oder Berlin. „Einer ist gerade nach Portugal gezogen.“ Die ganz großen Namen der Szene seien noch nicht darunter. „Die werden ja über ihre Agenturen betreut, da kommt man nicht so schnell rein.“ Deswegen handele es sich meist um Mandanten, die mit ihrer Arbeit auf den Plattformen gerade erst begonnen hätten, teils auch nebenberuflich. Gefunden hätten sie ihn meist übers Internet. Auf seine Internetseite wirbt der Steuerberater mit dem Thema. Und die sei bei den Suchmaschinen gut gerankt.

Dass ihm Mandanten aus diesem Bereich vertrauen, liege aber nicht nur an der entsprechenden Expertise, die er inzwischen aufgebaut hat, ist Fromm überzeugt. Sondern auch daran, dass er den meist jungen Streamern und Influencern auf Augenhöhe begegnet. „Mir müssen die ja nicht erst erklären, was Twitch oder Onlyfans ist“, sagt der 32-Jährige, der seine Steuerberaterprüfung nach Studium in Dortmund und Köln bereits vor vier Jahren abgelegt hat. „Man spricht eine Sprache.“ Dazu passt auch, dass Fromm im Büro schon mal im Kapuzenpulli unterwegs ist. „Meine Arbeit wird ja nicht besser, wenn ich einen Anzug trage.“

Hintergrund

Der Begriff Influencer wird seit gut 20 Jahren benutzt, er beschreibt Multiplikatoren, die ihre Reichweite in sozialen Medien nutzen, häufig für bezahlte Partnerschaften, also Werbung. Zurück geht der Begriff auf den Titel des bereits 1984 erschienenen Buches „Influence: The Psychology of Persuasion“ des US-amerikanischen Psychologen und Marketing-Professors Robert Cialdini.

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