Umfrage

Mittelstand: Trotz Krise Tausende neue Jobs

Pressesprecher Kurt Ludwigs (l.) und Geschäftsführer Ole Kirschner von der Creditreform Solingen.
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Pressesprecher Kurt Ludwigs (l.) und Geschäftsführer Ole Kirschner von der Creditreform Solingen.

Umfrage der Creditreform: Unternehmen beurteilen ihre Situation wieder besser und wollen eher einstellen als entlassen.

Von Sven Schlickowey

Bergisches Land. Die Stimmung im bergischen Mittelstand hellt sich etwas auf. Das zeigt zumindest die aktuelle Umfrage der Creditreform Solingen. Demnach beurteilen die Mittelständler in der Region sowohl ihre aktuelle Lage als auch die Erwartung für die nächsten Monate wieder etwas positiver, sie erwarten im Schnitt mehr Umsatz und eher steigende Beschäftigungszahlen. Die Gewinnerwartung und die Investitionsneigung gehen hingegen zurück. „Man kann durchaus von einer neuen Zuversicht sprechen“, fasst es Pressesprecher Kurt Ludwigs zusammen.

Unterschiede zwischen den Branchen

200 Firmen zwischen zehn und 500 Beschäftigte aus Solingen, Remscheid, Leverkusen und acht weiteren kleineren Städte in der Umgebung hat die Creditreform für ihre halbjährliche Untersuchung befragt. 65,7 Prozent davon bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ oder „sehr gut“. Bildet man nach dem Schulnotensystem einen Durchschnitt, bekommt die aktuelle Lage eine 2,4. Fast ein Drittel die Teilnehmer, genau 29,9 Prozent, gab zudem an, dass sie eine Besserung ihrer aktuellen Lage erwarten. Nur noch 14,9 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus, vor drei Jahren waren das noch 47,7 Prozent, vor einem Jahr noch 23,9 Prozent.

Beurteilung der Auftragslage

Die Rezessionsängste würden langsam nachlassen, urteilt Ole Kirschner, Geschäftsführer der Creditrefom Solingen. Und das trotz nach wie vor schwieriger Rahmenbedingungen für den Mittelstand. Dazu trage wohl auch bei, dass die Bezugspreise inzwischen weniger stark steigen. Zwar gaben 77,6 Prozent der Firmen an, teurer einzukaufen, vor einem Jahr waren das aber noch über 87 Prozent. Zudem gelingt es vielen Firmen in der Region offensichtlich, diese Preissteigerungen zumindest teilweise weiterzugeben, und das besser als im Schnitt des restlichen Landes. Fast ein Drittel der bergischen Unternehmen gab an, dass ihr Umsatz seit Herbst 2022 gestiegen sei, bundesweit war das noch nicht einmal ein Viertel. Für die kommenden sechs Monate erwarten 32,8 Prozent der bergischen Mittelständler steigende Umsätze.

Hier zeigen sich allerdings teils deutliche Unterschiede zwischen den Branchen. Während alle Umfrageteilnehmer aus der Industrie von stabilen oder gestiegenen Umsätzen in den vergangenen sechs Montane berichten, gaben im Handel 43 Prozent an, dass ihre Erlöse gesunken seien. Bildet man bei der Zukunftsprognose die Differenz aus Firmen, die steigende Umsatze erwarten und solche, die von sinkenden ausgehen, stehen die Dienstleister (+34) deutlich besser da als die Händler (-34).

Dass Umsätze kein Gewinn sind, zeigt die Frage nach den Ertragserwartungen. Nur noch 17,7 Prozent der bergischen Firmen glauben, dass ihre Gewinne bald steigen. Merklich weniger als vor einem Jahr (26,1 Prozent) und auch weniger als im Bundesschnitt (22,6 Prozent). 61 Prozent gehen von stabilen Erträgen aus. Mit der Ertragssituation verschlechtert sich auch die Neigung zu Investition: Nur noch 45,6 Prozent der Mittelständler in der Region gaben an, investieren zu wollen. Vor einem Jahr waren das 56,3 Prozent.

Das gilt allerdings offensichtlich nicht fürs Personal. „Hier fällt die Prognose besser aus, als man hätte erwarten können“, sagt Ole Kirschner. Fast 60 Prozent der Firmen wollen ihre Beschäftigtenzahl stabil halten, 38,7 Prozent sogar erhöhen. Nur 1,6 Prozent gaben an, Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Offenbar würden die Firmen viel unternehmen, um ihre Fachkräfte zu halten. Rechne man die Werte der Umfrage auf alle rund 3100 Unternehmen dieser Größe in der Region hoch, würden im bergischen Mittelstand in den kommenden sechs Monaten rund 2000 neue Jobs entstehen, so der Geschäftsführer. „Wenn die Firmen Leute dafür finden.“

Die aktuelle Umfrage zeige ein „insgesamt positives Signal für den lokalen Mittelstand“, sagt Ole Kirschner. Das drückt sich auch im Creditreform-Mittelstand-Index aus, den die Creditreform aus den Umfrageergebnissen zu Auftragslage, Umsatz, Personal und Investitionsbereitschaft sowohl für die aktuelle Situation als auch für die zukünftige Erwartung berechnet. Der Index liege aktuell bei 125,1, sagt Kirschner. Und damit etwa ein Viertel über dem langjährigen Mittel.

Hintergrund

Das Gebiet der Kreditreform Solingen umfasst neben Solingen, Remscheid und Leverkusen, auch Wermelskirchen, Radevormwald, Monheim, Leichlingen, Langenfeld, Hückeswagen, Haan und Burscheid. 200 Firmen, etwa 70 Prozent davon aus den drei Großstädten, nahmen an der aktuellen Umfrage teil.

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