Gewerbliche Reinigung

Start-Up bringt Saugroboter für Firmen auf den Markt

Henning Hayn und der Staubsaugerroboter NR 1500: Was bei vielen Menschen zuhause längst alltäglich ist, soll nun auch im gewerblichen Bereich Einzug halten - und dort die Reinigungskräfte entlasten.
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Henning Hayn und der Staubsaugerroboter NR 1500: Was bei vielen Menschen zuhause längst alltäglich ist, soll nun auch im gewerblichen Bereich Einzug halten - und dort die Reinigungskräfte entlasten.

Wuppertaler entwickeln ersten Staubsaugroboter für Reinigungsfirmen.

Von Alexandra Dulinski

Wuppertal. Klein und handlich ist der Staubsaugerroboter, den sich Henning Hayn unter den Arm klemmt. Der Geschäftsführer der Nexaro GmbH, einer Tochtergesellschaft der Wuppertaler Vorwerk-Gruppe, ist sichtbar stolz auf den NR 1500. Das Gerät ist ein gutes Beispiel dafür, wie im Bergischen Forschung und Entwicklung betrieben wird, wie Unternehmen Probleme erkennen und Lösungen dafür erarbeiten.

Im Fall des Nexaro NR 1500 steht dahinter die Erkenntnis, dass es für Saugroboter auch einen Markt jenseits von Privat-Haushalten gibt. „Wir haben festgestellt, dass es bei der gewerblichen Reinigung eine Marktlücke gibt“, sagt Henning Hayn. Und dieser Markt sei groß. Rund 50 000 bis 60 000 Reinigungsunternehmen gebe es allein in Deutschland.

Und die hätten fast alle das gleiche Problem, so der 41-Jährige. Nämlich dass sie kaum noch Personal finden. Ein Grund seien die Arbeitszeiten. Weil Staubsaugen Lärm macht, kann nur morgens oder abends geputzt werden. Hinzu kämen geringe Margen und Kostendruck für die Unternehmen, sagt Hayn: „Sie wollen profitabler werden, müssen teilweise aufgrund des Arbeitskräftemangels aber sogar Aufträge ablehnen.“

An diesem Punkt setzt Nexaro mit dem Cobotik-Systemansatz an. Der NR 1500 ist ein sogenannter kollaborativen Roboter – kurz: Cobot –, also einen Roboter, der mit dem Menschen zusammenarbeitet. „Unser Roboter kann zum Beispiel in einem Großraumbüro die Böden reinigen, aber er kann keine Türen öffnen, Treppen steigen oder Stühle zur Seite schieben. Das machen die Reinigungskräfte. Und während der Roboter saugt, können sich seine menschlichen Kollegen auf anspruchsvollere Tätigkeiten konzentrieren“, sagt Henning Hayn, der betont, damit keine Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Vielmehr gehe es darum, das Personal bei der Arbeit zu unterstützen.

Wenn der NR 1500 voraussichtlich ab Sommer ausgeliefert wird, stecken darin schon gut fünf Jahre Arbeit. „Wir mussten ein komplett neues Produkt entwickeln“, erklärt Hayn. Dabei wurden unter anderem Prototypen mit Reinigungsfirmen im Einsatz getestet. „Im Laufe des Entwicklungsprozesses haben wir zahlreiche Anforderungen definiert und unser Produkt immer weiter optimiert – wir haben etwa gemerkt, dass wir einen größeren Staubbehälter brauchen und mehr Akkukapazität.“ Zudem bekam der Roboter ein Warnlicht, damit niemand im Dunklen über ihn stolpert. Und eine eigene Mobilfunkverbindung. „Reinigungsfirmen dürfen sich oft nicht in das lokale W-Lan ihrer Kunden einloggen.“ Also wird das Gerät nun über eine Sim-Karte gesteuert.

Insgesamt habe man sieben Prototypen gebaut, berichtet der Geschäftsführer, zunächst im 3D-Drucker. Dabei wurde unter anderem das Batteriefach verlegt, um den Schwerpunkt des Geräts zu verbessern, ein Notausschalter angebracht und das Gehäuse robuster konstruiert. „Der Erfolgsfaktor ist, den Nutzer von Tag eins an ins Boot zu holen“, sagt Hayn.

Gedacht ist der NR 1500 als Flottenlösung. Statt eines einzigen großen Reinigungsgeräts übernimmt ein Heer von kleinen Saugrobotern die Bodenreinigung. Mit der dazugehörigen Software kann genau festgelegt werden, zu welcher Uhrzeit die Roboter mit dem Saugen beginnen und welche Bereiche sie gegebenenfalls aussparen sollen. Künstliche Intelligenz ist ebenfalls verbaut. So erstellen die Roboter eigenhändig Karten der Räume, die sie saugen sollen und lernen, darin zu navigieren.

Und die Entwicklungsarbeit ist noch lange nicht abgeschlossen, betont Henning Hayn: „Mit jedem Software-Update soll es neue Funktionen geben.“ Ziel sei, mit dem dazugehörigen Computer-System nicht nur die Roboterflotte zu managen, sondern die komplette Reinigungsdienstleistung – inklusive digitaler Personalplanung. „Der Ansatz ist revolutionär. Reinigung ist ein Handwerk. In zehn Jahren wird die Digitalisierung noch viel wichtiger sein, als sie heute bereits ist. Dabei wollen wir eine entscheidende Rolle spielen.“

Hintergrund

Die Wuppertaler Nexaro GmbH ist Teil der Vorwerk-Gruppe. Der Hersteller von bekannten Haushaltsgeräten wie dem Staubsauger Kobold und der Küchenmaschine Thermomix erwirtschaftet nach eigenen Angaben mit mehr als 11 000 Mitarbeitern rund 3,3 Milliarden Umsatz in über 60 Ländern.

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