Betriebe suchen händeringend Auszubildende
Manche Unternehmen erreicht keine einzige Bewerbung
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Aktionstage sollen beide Seiten zusammenbringen.
Von Manuel Böhnke
Bergisches Land. Es ist eine neue Erfahrung für Jörg Kleinemas. Bislang erreichten die Solinger Josef Hansen GmbH & Co. KG in jedem Jahr ausreichend Bewerbungen auf freie Ausbildungsstellen – Mund-zu-Mund-Propaganda genügte. „Jetzt kommt seit acht Monaten überhaupt nichts rein“, sagte der Geschäftsführer. Deswegen geht er neue Wege. Am Donnerstagnachmittag war er im Technischen Berufskolleg der Klingenstadt erstmals bei einem Bewerbertag präsent.
Dort boten 21 Aussteller mehr als 400 freie Lehrstellen an. Organisiert hatte die Veranstaltung die Bergische Industrie- und Handelskammer (IHK) mit der Kommunalen Koordinierungsstelle Schule und Beruf, der Agentur für Arbeit und den Jobcentern.
„Hier sind die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden, groß“, betonte IHK-Mann Michael Ifland. Formate, bei denen sich mehrere Arbeitgeber auf einen Schlag präsentieren, seien für die Schülerinnen und Schüler eine gute Gelegenheit, mit den Betrieben in Kontakt zu kommen.
Das war auch für die Remscheiderin Rumix Delix ein Argument, den Weg nach Solingen anzutreten. Die 19-Jährige würde gerne eine Lehre zur Industriekauffrau beginnen, hatte bislang jedoch keinen Erfolg – mal gab es Absagen, mal meldeten sich die Unternehmen gar nicht zurück. Gestern führte sie Gespräche mit mehreren Firmen, konnte ihre Bewerbungsmappe den Verantwortlichen direkt übergeben.
Auf Kontakt zu jungen Menschen hoffte Jörg Kleinemas. Hansen sucht angehende Kaufleute für Groß- und Außenhandel, Verkäufer, Lageristen. Ein paar Stände weiter versuchte Carolin Schubert Schulabgänger zu überzeugen, ihre Karriere beim Remscheider Maschinenmesser-Hersteller Winterhoff Picard zu beginnen. Gefragt sind eine Fachkraft für Metalltechnik und zwei Zerspanungsmechaniker.
Weiterer Vermittlungstag findet am 5. Juni in Remscheid statt
„Hier kann man direkt ins Gespräch kommen“, sagte Schubert. Das sei umso wichtiger, da ein Rückgang auf der Bewerberseite spürbar sei. Um den Trend umzukehren, möchte Winterhoff Picard verstärkt vermitteln, was hinter den Ausbildungsberufe steckt. Das soll denjenigen helfen, die noch nicht wissen, was sie werden wollen.
Die Situation in den Betrieben ist angespannt. „Einige kriegen überhaupt keine Bewerbungen“, berichtete Michael Ifland. Das sei verwunderlich, denn nach der Corona-Unterbrechung sei die Berufsorientierung an den Schulen längst wieder angelaufen. Wo sind die jungen Menschen also? Viele entscheiden sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr oder bleiben noch länger auf der Schule, erklärte Maria Carroccio Ricchiuti von der Kommunalen Koordinierung. Durchaus gebe es auch Kandidaten, die ohne Lehre oder Studium jobben gehen – oder erst einmal gar nichts machen.
Wer nicht zu dieser Gruppe zählen möchte, kann am Montag, 5. Juni, in die Remscheider Albert-Einstein-Schule kommen. Dort findet von 14 bis 16 Uhr ein weiterer Vermittlungstag der Bergischen IHK statt.