Verunsicherung

Austausch von Öl- und Gasheizungen: Es ist Eile geboten – aber gut überlegte

Seit 1888 gibt es die Firma Tesche in Remscheid-Hasten, seit Jahrzehnten handelt sie mit Heizöl. Aktuell gebe es viel Verunsicherung in der Kundschaft, sagen Max (l.) und Ralf Tesche. Grund sei die derzeitige Diskussion um fossile Energieträger.
+
Seit 1888 gibt es die Firma Tesche in Remscheid-Hasten, seit Jahrzehnten handelt sie mit Heizöl. Aktuell gebe es viel Verunsicherung in der Kundschaft, sagen Max (l.) und Ralf Tesche. Grund sei die derzeitige Diskussion um fossile Energieträger.

Die aktuelle Diskussion über fossile Brennstoffe sorgt für Verunsicherung, berichten Installateure und Öl-Händler.

Von Sven Schlickowey

Bergisches Land. Dass bei den Tesches telefoniert wird, ist keine Seltenheit. In fünfter Generation handelt die Familie in Remscheid-Hasten mit Energie, früher mit Kohle, seit vielen Jahren schon vor allem mit Heizöl. Und das bestellen die meisten Kunden telefonisch. Doch seit einigen Wochen drehen sich die Gespräche nicht mehr nur um Preise und Mengen, berichtet Juniorchef Max Tesche. „Die Leute sind total verunsichert“, hat er beobachtet – und macht dafür vor allem die aktuelle Diskussion verantwortlich.

Spätestens seit dem Vorstoß von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Öl- und Gasheizungen in naher Zukunft zu verbieten, würden sich täglich Kunden melden, die sich sorgen, wie es mit ihrer Heizung weitergeht, sagt Tesche. Ein Grund sei wohl, dass zwar häufig das Ende fossiler Energieträger thematisiert werde, aber nur selten sinnvolle Alternativen: „Es wird immer nur von Verboten gesprochen, aber keine Perspektiven geboten.“

Von dieser Verunsicherung kann auch Lars Dörschler berichten. Der stellvertretende Obermeister der Remscheider Sanitär- und Heizungsinnung hat derzeit ebenfalls täglich Menschen am Telefon, die wissen wollen, wie es weitergeht. Und auch Dörschler hat dabei einen Mangel an Informationen ausgemacht: „Die Leute wissen zwar, dass es Alternativen gibt, aber nicht, welche für sie die richtige ist.“

Heizgeräte: Wann ist ein Austausch sinnvoll?

Betroffen seien vor allem Heizungen, die in absehbarer Zeit ausgetauscht werden müssen oder sollten, sagt Dörschler. Für Heizkessel, die 30 Jahre oder älter sind, schreibe das Gebäude-Energie-Gesetz einen Austausch vor. Aber auch modernere Brennwertgeräte hätten meist nur eine Lebensdauer von etwa 18 bis 20 Jahren.

In solchen Fällen könnte ein Austausch noch in diesem Jahr sinnvoll sein, sagt der Heizungsbaumeister: „Wir haben selber Immobilien, da tauschen wir die gerade aus.“ Denn so bekomme man eine moderne Anlage mit Bestandsschutz. Statt nach Inkrafttreten der neuen Regeln im kommenden Jahr für Hybridanlagen oder reine Wärmepumpen das doppelte zu bezahlen. „Nachrüsten kann man ja auch noch im Nachgang“, sagt Dörschler. Viele moderne Heizgeräte ließen sich nachträglich zu sogenannten Hybridlösungen erweitern, zum Beispiel mit Wärmepumpe oder Solarthermie.

Allerdings hätten viele Installationsbetriebe die Auftragsbücher jetzt schon voll, sagt der Handwerksmeister: „Unglaublich, was bei uns im Moment los ist.“ Hinzu kämen lange Lieferzeiten. „Geräte, die früher von einem Tag auf den anderen lieferbar waren, haben heute zwei, drei Monate Lieferzeit.“ Ein Problem, das auch Florian Bublies sieht: „Abwarten halte ich für falsch“, sagt der Energieberater der Verbraucherzentrale in Solingen. „Weil sich der Markt mittelfristig nicht entspannen wird.“

Austausch der Heizungsanlage: Tesche befürchtet, dass Hauseigentümer voreilig handeln

In dieser Gemengelage bestehe die Gefahr, dass sich Hauseigentümer voreilig und damit unter Umständen falsch entscheiden, befürchten Max Tesche und sein Vater Ralf. Und die Gefahr sei gerade für ihre Kunden groß, meint der Seniorchef. Ölheizungen seien häufig in eher alten Gebäuden verbaut – und die seien in vielen Fällen nicht für alternative Heiztechniken wie Wärmepumpen geeignet. Zumindest nicht ohne weitere Umbaumaßnahmen wie zusätzliche Dämmung.

Diesen Aufwand wird sich wohl nicht jeder leisten können, sagt Ralf Tesche. Deswegen verteilen er und seine Mitarbeiter fleißig Broschüren über die Möglichkeiten, die Besitzer von Ölheizungen nun haben. Außerdem hoffen sie auf sogenannte E-Fuels, die zukünftig einen Teil des fossilen Öls ersetzen könnten, sodass der geforderte 65-prozentige Anteil regenerativer Energie erreicht wird.

Heizungstausch: Das rät die Verbraucherzentrale

Dass ein Heizungstausch gut geplant sein will, bestätigt Energieberater Bublies, auch wenn er grundsätzlich für regenerative System wirbt. „Bei jedem Heizungstausch sollte im Vorfeld eine Heizlastberechnung gemacht werden“, rät er. Übernehmen könnten das Energieberater wie er, die Verbraucherzentrale biete dazu eine kostenfreie Initialberatung per Video oder Telefon an.

Termine bei Energieberatern sind derzeit aber ähnlich schwer zu bekommen wie bei Fachhandwerkern. Das macht das Zeitfenster für Hauseigentümer noch knapper. Die Fragestellung aber nicht weniger kompliziert.

Hintergrund

2021 wurden bundesweit etwa 49 Prozent aller Wohnungen mit Erdgas beheizt, Heizöl war mit 24,8 Prozent der zweitwichtigste Energieträger. Elektro-Wärmepumpen kamen bei 2,8 Prozent zum Einsatz.

Unsere News per Mail

Nach der Registrierung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst mit Anklicken dieses Links ist die Anmeldung abgeschlossen. Ihre Einwilligung zum Erhalt des Newsletters können Sie jederzeit über einen Link am Ende jeder E-Mail widerrufen.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.

Kommentare