Wir brauchen jetzt deutlich mehr Frühjahr
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Von Philipp Müller
Kennen Sie das? Draußen ist es grau in Solingen. So richtig auf Touren will der Körper nicht kommen. Weltoffen wie wir Klingenstädter sind, beherrschen wir natürlich auch den Fachbegriff dafür: Das alles nennt sich Winter-Blues. Nicht? Okay, Winter kennen wir. Das ist das mit den Schneeflocken, glatten, nie geräumten Bürgersteigen und zugefrorenen Teichen für die Romantik. Aber Blues? Und das im Bergischen? Blues ist Musik. Sie stammt von den afroamerikanischen Bewohnern des Südes der Vereinigten Staaten. Blues wird als schwermütig beschrieben. Daher wäre es im Deutschen – besonders in Solingen – besser, wir würden von Winter-Schwermut reden. Denn Schwermut ist ganzjährig unser Thema. Nix klappt in dieser Stadt. Drei Autos vor einem: Verkehrschaos. Das Rathaus entscheidet nicht gut – wir haben ja nicht einmal ein richtiges und nennen den Platz davor lieber nach Walter Scheel. Ja. Der Bundespräsident mit dem gelben Wagen. Gelb? Ist das nicht die Farbe der Post, die keine Filialen mehr betreibt? Schwermut und Blues siegen wieder. Vielleicht wärmt das Lachen: Treffen sich zwei Solinger. „Heute Morgen war es richtig kalt.“ „Wie kalt denn?“ „Genau weiß ich das nicht. Aber ich sah einen Taschendieb, der hatte die Hände in seinen eigenen Taschen.“ Keine Panik, das Frühjahr naht.