Natur
Wildernde Hunde können teuer werden
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Immer wieder werden Rehe gerissen. Der Kreisjäger-Chef appelliert an die Halter – und warnt.
Von Thomas Kraft
Im Revier Hackhausen häuft sich die Zahl gerissener Tiere. Das beobachtet zumindest Jäger Phillip Demmer und meldete sich jetzt per Leserbrief beim Tageblatt. „Immer wieder werden ich und meine Mitjäger von aufmerksamen Anwohnern oder Spaziergängern informiert, dass ,mal wieder’ ein totes Tier im Gebüsch liegt." Es seien Rehe, Rehkitze oder Jungfüchse, die nur wenige Wochen alt geworden seien. Fast immer gebe es Bissspuren im Genick. „Die Vorfälle häufen sich seit langem“, schreibt Demmer. Er glaubt, dass es wildernde Hunde sind, die in Hackhausen Tiere reißen.
Heinrich Apfelstedt, Vorsitzender der Solinger Kreisjägerschaft, kennt dieses Problem natürlich. Es komme tatsächlich immer wieder vor, dass ein Hund ein Tier reiße. „Über das ganze Jahr gibt es immer wieder Rehe, die solchen Angriffen zum Opfer fallen.“ Apfelstedt beschränkt dieses Verhalten aber nicht auf bestimmte Rassen. „Denn grundsätzlich hat jeder Hund einen Jagdtrieb.“ Dem Eindruck, dass die Zahl der Fälle spürbar zunimmt, tritt der Chef der Kreisjägerschaft entgegen. „Mir ist keine Häufung bekannt“, sagt er im Gespräch mit dem ST. Auch aus dem Revier Hackhausen seien ihm keine Auffälligkeiten gemeldet worden. Solingen ist in 13 Jagdreviere eingeteilt. Hinzu kommen noch einige Eigenjagdbezirke.
Der Jäger darf einen Hund erschießen, der Rehe reißt
Einem guten Dutzend totgebissener Rehe begegnen die Jäger in der Regel pro Jahr auf den Gängen durch ihre Reviere. In Apfelstedts Bezirk an der Burger Landstraße waren es zuletzt zwei. Dass Hunde dafür verantwortlich sind, belegen die Bisswunden. Wölfe können es nicht sein, weil es sie hier in der Region nicht gibt.
Probleme gebe es, wenn Halter ihre Hunde im Wald unkontrolliert laufen lassen und diese jenseits der Wege losjagen. Deshalb appelliert er an die Disziplin: Es sei erlaubt, den Hund im Wald außerhalb der Brut- und Setzzeit von der Leine zu nehmen – aber nur dann, wenn der Besitzer das Tier so im Griff hat, dass es auf den Wegen bleibt. „Dafür ist der Halter verantwortlich.“
In Naturschutzgebieten dagegen gehöre der Hund an die Leine. Das sei vielen nicht bewusst. Phillip Demmer aus Hackhausen beklagt, zunehmend angefeindet zu werden, wenn er Hundehalter bitte, ihr Tier an die Leine zu nehmen. Diese schlechte Erfahrung machte Apfelstedt bisher nicht. „Wenn sie sehen, da kommt der Jäger, nehmen sie ihren Hund meist schon von selbst an die Leine“, berichtet er. Für die Rehbestände in den Solinger Wäldern seien die Tötungen kein Problem.
Allerdings verdeutlicht Apfelstedt auch eins: „Wenn ein Jäger mitbekommt, dass ein Hund in seinem Revier ein Reh reißt, darf er ihn theoretisch erschießen!“ Das sei seit Jahrzehnten nicht mehr passiert, aber es sei erlaubt. Das sollten Hundehalter wissen. Und es kann teuer werden, denn es besteht Schadensersatzpflicht gegenüber dem Jäger. „Das kann bis 1000 Euro gehen.“