Flüchtlinge in die Gesellschaft eingliedern

Wie Integration besser gelingen kann

An der Podiumsdiskussion im Wuppertaler Tic-Theater-Atelier nahmen Experten aus Gesellschaft, Politik und Verwaltung teil.
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An der Podiumsdiskussion im Wuppertaler Tic-Theater-Atelier nahmen Experten aus Gesellschaft, Politik und Verwaltung teil.

Bergische Rotary-Clubs trafen sich mit Experten zur Podiumsdiskussion.

Von Johanna Christoph

Bergisches Land. Einwanderung und Integration sind Teil der Wirklichkeit in Deutschland. Das Ziel der Integration ist, dass Menschen, die hierher kommen und dauerhaft hier leben wollen, in die Gesellschaft einbezogen werden. Das betrifft auch die Chancengleichheit und die tatsächliche Teilhabe in allen Bereichen.

Doch wie kann Integration gelingen und der Prozess gefördert werden? Zu diesem Thema haben die acht Rotary Clubs aus Remscheid, Wuppertal und Solingen zu einem Abend des Austauschs im Cronenberger Tic-Theater-Atelier eingeladen. An der Podiumsdiskussion am Mittwoch nahmen Experten aus Gesellschaft, Politik und Verwaltung teil.

Einen emotionalen Einstieg in das Thema gab es durch die szenische Lesung des Wuppertaler K4-Theaters für Menschlichkeit. Die Gruppe präsentierte einen Auszug aus dem Stück „Fluchtwege“. Dabei geht es um eine Familie, die unter dramatischen Bedingungen aus ihrer Heimat flüchten musste. Das Stück stammt aus 2015, ist vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges noch immer aktuell. „Das ist die brutale Wirklichkeit jeden Krieges“, sagt Stefan Kühn, Sozialdezernent und Interims-Kämmerer der Stadt Wuppertal.

Integration: Wohnungen, Sprachkurse und Beschulung sind essentiell

„Je länger dieser Krieg andauert, desto mehr Menschen werden dauerhaft hierbleiben“, sagt Suna Lenz, Ressortleiterin für Zuwanderung und Integration der Stadt Wuppertal. Es sei wichtig, diesen Menschen dabei zu helfen, möglichst geschwind in die eigenen vier Wände zu ziehen, Sprachkurse zu ermöglichen, Kindergarten- und Schulplätze zu gewährleisten.

Für Jörg Bergemann, Schulleiter des Lenneper Röntgen-Gymnasiums, ist die Beschulung der wichtigste Punkt. „Schnelles Beschulen, schnelles Integrieren und so schnell wie möglich in die Regelklassen“, resümiert er. Das findet auch Suna Lenz. Und: „Der Spracherwerb ist elementar“. Doch dies setzt voraus, dass es Deutschlehrer gibt. Ein weiteres Problem. „Wir haben viel zu wenig Personal“, sagt Bergemann.

Bei erwachsenen Geflüchteten müssen die Abschlüsse anerkannt werden, damit diese hier arbeiten oder auch eine Ausbildung beginnen können. Dieses Unterfangen wird oftmals von bürokratischen Hürden erschwert.

Bei der Podiumsdiskussion war auch Saskia Frings, Vorsitzende der Flüchtlingshilfe Solingen, dabei, die aus der Praxis berichtete. So erzählt sie vom Fall einer Kongolesin, die als Pflegekraft arbeiten will. Die Flüchtlingshilfe Solingen habe da mit unterschiedlichen Behörden – Ausländerbehörde, Sozialamt, Arbeitsagentur – immer wieder Kontakt gehabt, um es dieser Frau zu ermöglichen, zu arbeiten. Immer wieder kam: „Wir sind nicht zuständig“, berichtet Frings. „Stand jetzt: Es gibt immer noch keine Lösung“. Sie beklagt den „maximalen Formalismus“, mit dem die Geflüchteten, die in Deutschland arbeiten wollen, konfrontiert würden.

Gerda Reider, Integrationsbeauftragte der Bezirksregierung Düsseldorf, war eben ebenfalls zur Podiumsdiskussion geladen. „Es ist eine massive Überforderung“, sagt sie zur Situation in den Ausländerbehörden. „Es ist eine Verzweiflung auf beiden Seiten. Zum einen kriegen die Menschen keinen Termin, zum anderen fehlt es in den Behörden an Personal“. Sie regt an, persönliche Patenschaften für besonders junge Geflüchtete zu übernehmen. So könnten junge Menschen etwa besser für eine Ausbildung gewonnen werden.

Die Veranstaltung entstand aus einem Austausch zwischen Markus Klein, Präsident des Solinger Rotary Club, und Saskia Frings. Diese wies auf Probleme von mangelnder Integration hin. So stand schnell der Entschluss fest, das Thema mit Fachkundigen und den Rotariern aus dem Bergischen aufzurollen.

Hintergrund

Rotary wurde am 23. Februar 1905 vom Rechtsanwalt Paul Harris im US-amerikanischen Chicago gegründet. Laut der Dachorganisation Rotary International gibt es weltweit rund 1,2 Millionen Mitglieder in über 36 000 Clubs. In Deutschland gibt es laut Zahlen von Rotary insgesamt 1097 Clubs mit mehr als 56 000 Mitgliedern (Stand 2020).

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