Schließung
Wie geht es mit dem Borbet-Gelände weiter?
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Nach dem Borbet-Beben bleiben einige Fragen offen.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Nach dem Borbet-Beben bleiben einige Fragen offen. Wie berichtet, hat der Räderhersteller am Montag angekündigt, sein Werk an der Weyerstraße zum Jahresende zu schließen. Rund 600 Mitarbeiter verlieren ihren Job, eine Transfergesellschaft ist geplant. Doch wie geht es mit dem weitläufigen Grundstück in Ohligs weiter? Das ließ das Unternehmen auf ST-Anfrage zunächst unbeantwortet.
Markus Ley verfolgte die Entwicklungen bei Borbet aufmerksam. Er ist Geschäftsführer der Accuride Wheels Solingen GmbH. Sie teilt sich das Gelände mit Borbet. Überrascht habe ihn das Aus des Standorts nicht. Er betonte: „Das ist ganz furchtbar für die Belegschaft.“
Borbet-Schließung: Nachwehen für Accuride
Borbet und Accuride greifen partiell auf dieselbe Infrastruktur zurück, teilen sich die Kantine, es gibt eine Zusammenarbeit in Sachen Gesundheitsdienst und Werkschutz, Verquickungen bei den Regenwasserkanälen. „Da werden wir uns umstellen müssen“, erklärte Ley im ST-Gespräch.
Das gelte etwa für die Kantine, die derzeit renoviert und bald von einem neuen Caterer geführt werde. Der Werksleiter denkt darüber nach, bei benachbarten Betrieben, etwa an der Monhofer Straße, für das Angebot zu werben. Größter Kostenfaktor sei das Personal an der Pforte, das Accuride alleine tragen muss, sobald Borbet die Fläche verlassen hat.
Angesichts dieser Synergieeffekte sagte Markus Ley: „Wir sind sehr daran interessiert, dass sich eine neue Firma auf dem Gelände ansiedelt.“ Baulich sei das kein Problem – es bestehe eine klare Trennung zwischen Borbet und Accuride. Auch die Eigentumsverhältnisse seien zwischen den Firmen eindeutig geregelt. „Das ist eine sehr interessante Immobilie mit eigener Zufahrt und eigenem Parkplatz.“
Bei Accuride bestehe kein zusätzlicher Platzbedarf. Interesse, in den Alu-Bereich einzusteigen, habe der Hersteller von Lkw-Stahlrädern nicht. 350 Mitarbeiter zählt das Accuride-Werk in Ohligs. Hinzu kommen Leihkräfte und rund 100 Beschäftigte in der Europa-Zentrale auf dem Gelände.
„Wir haben schon die ersten Bewerbungen von Borbet-Mitarbeitern erhalten“, bestätigte Markus Ley. Angesichts des vergleichsweise hohen Altersdurchschnitts bei Accuride bestehe in einzelnen Bereichen durchaus Bedarf an Facharbeitern. Man werde sich mit den Interessenten beschäftigen. Zumal die wirtschaftliche Lage gut sei. Zwar gebe es Kunden, die ihre Aufträge auf 2023 verschieben, da sie auf sinkende Stahlpreise hoffen. Doch die Auslastung sei noch immer zufriedenstellend. Accuride produziere an sieben Tagen pro Woche in drei Schichten. Ziel sei, die Arbeit an den Wochenenden zu reduzieren.
IHK: Borbet-Aus ist schlechte Nachricht für Wirtschaftsstandort Solingen
Als „schlechte Nachricht“ für den Wirtschaftsstandort Solingen und die Beschäftigten wertet die Bergische Industrie- und Handelskammer (IHK) den Borbet-Rückzug aus Solingen. Sprecher Thomas Wängler kündigte an, in den kommenden Tagen Gespräche zum Thema führen zu wollen.
In einer ersten Reaktion hatte sich Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) am Montagabend „tief betroffen“ über die Schließung gezeigt. Sein Mitgefühl gelte der gesamten Belegschaft. Sie zu unterstützen, stehe im Fokus der Bemühungen der Stadt und ihrer Partner. Das bekräftigte Frank Balkenhol. Der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung erklärte: „Wir stehen mit allen Verantwortlichen im engen Austausch, bis hin zur Transfergesellschaft, um hier frühzeitig aktiv bei der Vermittlung zu neuen Arbeitsstellen zu helfen, unter anderem mit unserem Stellenportal.“