Vortrag
Wie es das Ehepaar Gansdorf in die Sowjetunion zog
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Vortrag im Waschhaus Weegerhof von Jelena Gansdorf.
Von Andreas Römer
Solingen. „Ich habe meine Großeltern nach über 90 Jahren zurück nach Solingen gebracht“, zeigte sich Jelena Gansdorf tief bewegt. Unter dem Namen „Solingen – Sowjetunion – Berlin-Lichtenberg“ erzählte die Berlinerin mit Fotomaterial und Zeitdokumenten einzelne Stationen im Leben ihrer in Solingen geborenen und aufgewachsenen Großeltern Else und Erwin Gansdorf.
Die Ausstellung mit Vortrag am Samstag im Waschhaus Weegerhof begleitete Regine Weiß, Tochter der in Solingen bestens bekannten Änne Wagner, auf der Gitarre. Gemeinsam mit dem Publikum stimmte sie unter anderem das „Bergische Heimatlied“ oder „Die Gedanken sind frei“ an.
Den überzeugten Kommunisten Erwin Gansdorf zog es 1931 in die Sowjetunion. Er kehrte nie wieder nach Solingen zurück. In Solingen hatte er Kontakt zu den Naturfreunden und war als guter Redner in politischen Kreisen bekannt. Die Partei schickte ihn zum Aufbau der Sowjetunion zunächst nach Tuna. Später arbeitete er als Schlosser in Stalingrad. Seine Frau Else ging mit ihm, kam aber immer wieder nach Solingen, so auch 1935 als sie den Verwandten ihren Sohn Rudi vorstellte.
1939 zog die kleine Familie nach Ufa im Südural. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion mussten beide in die Arbeitsarmee. Sohn Rudi blieb bei Nachbarn zurück. Später lebte und arbeitete das Ehepaar in einer Sowchose.
Nach dem Krieg zog das Ehepaar in die DDR nach Ost-Berlin
In den 50er Jahren besuchte Else noch einmal Solingen, wollte ihren Bruder aus den USA hier treffen. Doch die Kommunistenverfolgung der damaligen Zeit verunsicherte sie und sie floh zurück in die Sowjetunion. Ihren Bruder hat sie nie wiedergesehen. 1973 siedelten Else und Erwin Gansdorf in die DDR über und wohnten bis zu ihrem Tod zehn Jahre später in Berlin-Lichtenberg.
Dort lebt auch Jelena Gansdorf. Im Ural geboren kam sie 1975 nach Deutschland. Der Verlust der Großeltern löste bei ihr ein Gefühl des Verlassenseins aus, und so machte sie sich daran, das Leben der beiden zu erforschen und nachzuzeichnen. Erstmals stellte sie die Ausstellung und Broschüre in der Heimatstadt von Else und Erwin vor. Es waren einige anwesend, die sich noch an Else Gansdorf und an einen ihrer Besuche in Solingen erinnerten. „Opa wollte nie wieder nach Solingen – heute war er doch irgendwie hier,“ resümierte Jelena Gansdorf.