Wermelskirchen
Missbrauchskomplex: Sexualisierte Gewalt ist Dauer-Thema für Polizei und Staatsanwaltschaft
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Die Polizei ermittelt auch jenseits der großen Fälle immer häufiger zu Kinderpornografie. Das zeigt auch die Statistik für Solingen und Umgebung.
Solingen. Im Missbrauchs-Komplex Wermelskirchen sprechen die Ermittler von unvorstellbaren Dimensionen. Ausgehend von einem 44-jährigen Mann aus Wermelskirchen, gibt es inzwischen weitere 73 Tatverdächtige. Die Staatsanwaltschaft Köln spricht von Ermittlungen in 14 der 16 Bundesländern sowie in Österreich.
Im Zusammenhang mit dem Missbrauchskomplex Wermelskirchen gibt es aktuell zwar keine weiteren Ermittlungen vor Ort im Bergischen Land, sagt der Wuppertaler Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert. Allerdings sei die Auswertung der Daten auch noch nicht abgeschlossen, sodass sich dies noch ändern könne. Federführend ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln - die sich mit detaillierteren Angaben zu den weiteren Verfahren zurückhält, um laufende Ermittlungen nicht zu stören.
Remscheid: Polizei ermittelt immer häufiger zu Kinderpornografie
Doch auch jenseits der großen, medial bekannt gewordenen Fälle habe die Anzahl der Strafverfahren zum Thema sexualisierte Gewalt in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Das bestätigt auch Polizeipräsident Markus Röhrl, zuständig für Wuppertal, Solingen und Remscheid: „Die Bearbeitung von Sexualdelikten zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen ist ein Schwerpunkt“, sagt Röhrl.
Dazu: Kinderpornografie: Polizei verdoppelt Zahl der Ermittler
Wo ermittelt wird, da steigen auch die Zahlen deutlich. Besitz und Verbreiten von Kinderpornografie wird dabei zusammen mit Zuhälterei und Prostitution erfasst. Die Zahl der Verfahren ist enorm gestiegen - im Bereich des gesamten Polizeipräsidiums Wuppertal waren es im Jahr 2017 insgesamt 48 Fälle, im Jahr 2021 waren es acht Mal so viele: 396.
In Solingen ist die Entwicklung vergleichbar: 80 Ermittlungen wegen Kinderpornografie und vergleichbarer Delikte gab es 2021 - im Jahr 2020 waren es 51, im Jahr 2017 waren es lediglich 9.
Dazu auch: In Höhscheid war 2020 unter anderem ein Daten-Spürhund im Einsatz im Kampf gegen Kinderpornografie.
Fälle in Solingen | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|---|---|
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung insgesamt | 85 | 136 | 108 | 167 | 190 |
davon: Ausnutzen sexueller Neigungen (Kinderpornografie, Zuhälterei etc) | 9 | 24 | 24 | 51 | 80 |
sex. Missbrauch von Kindern | 14 | 23 | 15 | 24 | 30 |
Erregung öffentl. Ärgernisses (Exhibitionismus u.ä.) | 8 | 17 | 14 | 27 | 18 |
Betrachtet man Remscheid allein, so hat sich die Zahl der Straftaten in diesem Bereich mehr als verdoppelt - auf 74 Fälle im Jahr 2021.
Fälle in Remscheid | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|---|---|
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung insgesamt | 50 | 93 | 139 | 103 | 160 |
davon: Ausnutzen sexueller Neigungen (Kinderpornografie, Zuhälterei etc) | 11 | 27 | 37 | 31 | 74 |
sex. Missbrauch von Kindern | 5 | 7 | 45 | 23 | 20 |
Erregung öffentl. Ärgernisses (Exhibitionismus u.ä.) | 2 | 16 | 7 | 6 | 5 |
Zahl der Sexualstraftaten: Zahl steigt in Wermelskirchen
Aber auch in Kleinstädten wie Wermelskirchen gehören Sexualstraftaten zum Alltag der Ermittler. Hier erfasst die Polizei allerdings die Sexualstraftaten insgesamt. Allein Wermelskirchen ist die Zahl der polizeilich bekannt gewordenen Sexualstraftaten im Jahr 2021 auf 34 gestiegen - 2020 waren es 14. In Burscheid stieg die Zahl der polizeilich bekannt gewordenen Sexualstraftaten zuletzt von 12 auf 18.
Polizei: Mehr Ermittler im Einsatz gegen sexualisierte Gewalt
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte Ermittlungen gegen Kinderpornografie und sexualisierte Gewalt gegen Kinder bereits vor einigen Jahren zum Chefthema in Nordrhein-Westfalen erklärt. Auch im Polizeipräsidium Wuppertal wirke sich das deutlich aus: Das zuständige Fachkommissariat sei „personell deutlich verstärkt“ worden, berichtet Polizeipräsident Markus Röhrl.
Die Ermittlungen finden vor allem in der digitalen Welt statt. „Die Ermittlungsmethoden, vor allem in der digitalen Welt des Darknets, passen wir ständig an“.
Viele Hinweise kommen aus den USA
Eine Vielzahl an Hinweisen bekämen die Ermittler von US-Behörden: „Wir bekommen laufend Verdachtsfälle durch US-amerikanische Zentrum für Vermisste und ausgebeutete Kinder (NCMEC) über das Bundeskriminalamt (BKA) zugesandt“, so Röhrl. Aufgearbeitet werden diese Hinweise dann vor Ort. „Nachteilig für effektive Ermittlungen ist nach wie vor die fehlende Speicherung von IP-Adressen durch die Telekommunikationsdienste in Deutschland“, berichtet der Polizeipräsident. -neu-
Dazu: Neuer Missbrauchskomplex: Wermelskirchener fand Opfer als Babysitter