Mein Blick auf die Woche
Wenn Fehler schnell und flexibel behoben werden
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Die Stadt hat reagiert: Die Düsseldorfer Straße in Ohligs erhält nun doch Glasfaserkabel. Da die Straße so oder so gerade umgebaut wird, wäre es ein Treppenwitz gewesen, den Anschluss an die Datenautobahn zu verbaseln, meint ST-Chefredakteur Stefan M. Kob. Jetzt gilt es für Ohligs, auch den Anschluss an die echte Autobahn zu behalten.
Eins muss man der Stadt wirklich lassen: Die Einsicht in eigene Versäumnisse kommt manchmal ganz schön schnell. Denn es wäre ganz sicher ein Fehler gewesen, in die offene Baugrube der Düsseldorfer Straße, die derzeit aufwändig saniert wird, kein Glasfaserkabel einzubauen. In Ohligs hatte man Anfang des Jahres mit Verwunderung vernommen, dass der stolz im Rathaus vorgestellte 100-Millionen-Masterplan der Telekom zum Glasfaserausbau in Solingen ausgerechnet in Mitte begonnen werden soll. In Ohligs wären dann unter der frisch aufgehübschten Düsseldorfer Straße lediglich Leerrohre für irgendwann einmal verlegt worden.
Nun sind die Ohligser schon immer gut darin gewesen, laut aufzuschreien, wenn ihr Stadtteil angeblich oder tatsächlich vernachlässigt wurde und stattdessen ein anderer Stadtteil - womöglich sogar Mitte - den Vorrang erhielt. Aber zum einen ist angesichts der faszinierenden Entwicklung im Solinger Westen diese Art von Klagen ziemlich selten geworden. Inzwischen ist bei den Ohligsern angekommen, dass sie alle Trümpfe in der Hand halten, um in nicht allzu ferner Zukunft das eigentliche neue Zentrum Solingens zu werden. Der Hauptbahnhof war geschichtlich gesehen schon einmal der Wendepunkt in der Entwicklung gegenüber dem eigentlich viel mächtigeren Merscheid.
Und zum anderen haben die Ohligser Verantwortlichen schlicht und einfach recht: Jetzt, wo sich im Zuge des Umbaus von Markt und Fußgängerzone das schnelle Internet ohne großen Aufwand direkt mit verlegen lassen lässt, wäre es ein Treppenwitz gewesen, den Anschluss an die Datenautobahn zu verbaseln.
Ohne großes Aufhebens drum zu machen, reagiert die Stadt flexibel und verlegt die Kabel nun selbst - über genügend eigene Erfahrung verfügen die Technischen Betriebe ja, spätestens, seit die Stadt im Rahmen ihrer Digitalstrategie Schulen, Kitas, Feuerwachen und andere städtische Einrichtungen erfolgreich ans Netz angeschlossen hat. Zu hoffen ist jetzt, dass möglichst viele Anlieger der spontanen Initiative folgen und sich ans schnelle Netz anklemmen lassen. Hier sind dann wieder Politik, Ohligser Jongens, Werbegemeinschaft und Immobilien- und Standortgemeinschaft gefragt, um gegebenenfalls Überzeugungsarbeit zu leisten. Das wäre wichtiger als der Streit darüber, wer mit seinem Gewicht denn nun am meisten dafür gesorgt hat, dass die Stadt ihr Versäumnis korrigiert.
Was beim Anschluss an die Datenautobahn jetzt hoffentlich klappt, könnte bei der echten Autobahn noch zum Problem werden. Denn dass der achtstreifige A-3-Ausbau zwischen Leverkusen und Hilden unter das Beschleunigungsprogramm der Berliner Ampelkoalition fällt, hat die Region kalt erwischt. Die hochbelastete Strecke muss ertüchtigt werden, das ist weitgehend Konsens zwischen Anliegerstädten, Politik und Wirtschaft. Nur über das „Wie” wird noch gestritten. Der Bund will auf acht Spuren verbreitern, vor Ort will man lieber die Standstreifen nutzen, um den Flächenverbrauch zu minimieren. Zuletzt war sogar die Bergische IHK auf diese Linie eingeschwenkt.
Bei aller Einigkeit, dass es einen neuen Ausgleich zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Belangen geben muss, liegt insbesondere für Solingen in der Diskussion eine große Gefahr. Denn der ohnehin schwierige Autobahn-Anschluss in Landwehr muss in den nächsten Jahren saniert werden - in Verbindung mit dem ursprünglich geplanten Ausbau der A 3. Ob stattdessen bei der Standstreifen-Idee am Ende die Anschlussstelle ganz wegfallen wird, ist eine Horrorvision, die dringend in die Diskussion einbezogen werden muss. Dann wäre Solingen vollkommen vom überregionalen Autobahnnetz abgekoppelt, denn alle Pläne, eine A-3-Auffahrt an anderer Stelle zu schaffen, verliefen erfolglos. Das wäre nicht nur für die ambitionierte Ohligser Entwicklung ein herber Rückschlag, sondern für die gesamte Stadt.
Unsere Themen in dieser Woche
Verkehrssicherheit oder Abzocke: In Solingen wird heftig über Standorte für Blitzer gestritten.
Ultimativer Tipp für die Feiertage: mitmachen bei der 28. Osterwanderung des Tageblatts. In Widdert warten nicht nur tolle Natur und spannende Fragen, sondern auch tolle Preise auf die Wanderer.