Andacht im ST

Was ist für Sie der Himmel?

Für Michael Mohr ist „Himmel“ mehr als das Blau-Weiß über der Kirche Suitbertus in Weeg.
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Für Michael Mohr ist „Himmel“ mehr als das Blau-Weiß über der Kirche Suitbertus in Weeg.

Theologen laden zur Andacht ein – heute der katholische Stadtdechant Michael Mohr.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Was ist für Sie der Himmel? Diese Frage kann man sich schon mal stellen, wenn man „Christi Himmelfahrt“ hört, finde ich. Nun ist Himmel in der deutschen Sprache doppeldeutig: Himmel, das ist der Raum über uns. Da ist viel los: Flugzeuge, Wolken, Satelliten, Planeten…

Und dann gibt es da noch die andere Bedeutung von „Himmel“, und die ist ja bei „Christi Himmelfahrt“ gemeint. Je nach Religion oder Weltanschauung gibt es davon ganz verschiedene Ideen, und irgendwie glaube ich, dass vielleicht sogar jeder Mensch seine eigene Idee vom Himmel hat. Also: Was ist für Sie der Himmel? Ein paradiesischer Ort, an dem immer alles da ist und man herrlich sorgenfrei leben kann, also so eine Art Schlaraffenland für Leib und Seele? Oder ein Ort, an dem immer Harmonie herrscht? Oder vielleicht können oder wollen Sie sich „Himmel“ auch gar nicht vorstellen?

Jesus jedenfalls ist also „in den Himmel“ aufgenommen worden und damit ist er weg. Oder? Im Evangelientext vom Fest Christi Himmelfahrt lese ich dann diesen Satz: „Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Für mich ist das einer der schönsten und berührendsten Sätze, die Jesus gesagt hat. Es tröstet mich, macht mir Mut, beruhigt mich, dass ich weiß, dass er da ist „alle Tage bis zum Ende der Welt“. Aber wie passt das zusammen? Alle Tage bei uns und aufgefahren in den Himmel? Dazu gibt Jesus selbst uns einen Hinweis, wenn er an anderer Stelle sagt, dass er geht und uns den Beistand sendet. Damit ist der Heilige Geist gemeint, der hier und jetzt bei uns ist und uns leiten kann.

Michael Mohr

Wenn „Himmel“ immer nur das meint, was irgendwann einmal kommt, dann wird das schnell zum Trost (und zu oft zum billigen Trost). Nein, „Himmel“ ist nicht ein Vertrösten auf andere, bessere Zeiten (oder das Erinnern und Verklären von einem „Früher, wo noch alles besser war“). Jesus ist bei uns alle Tage, bis zum Ende der Welt, und das heißt, dass „Himmel“ nicht ein Vertrösten auf andere, bessere Zeiten ist. „Himmel“ ist auch hier und jetzt, Himmel kann sehr konkret in unserer Welt, in unserer Stadt sein. Natürlich noch nicht in Vollendung, das überlasse ich gerne Gott. Aber eben doch als Anfang, an dem ich mit bauen kann. An dem wir alle mit bauen können.

Dabei geht es gar nicht um die vermeintlich großen Räder, die doch die wenigsten von uns drehen können. Tatsächlich sind es meist ganz einfache Haltungen und Dinge, die eine Atmosphäre schaffen, in der sich alle ein bisschen wohler fühlen.

Aufmerksam sein für die Menschen um mich herum, jemandem ein gutes Wort sagen oder ihn trösten. Nicht nur auf sein Recht bestehen, den anderen so sein lassen, wie er eben ist. Bestimmt fallen Ihnen auch noch etliche Kleinigkeiten ein oder? Gemeinsam ist all diesen Kleinigkeiten die Zuversicht und die Hoffnung, die uns zur Zeit, so scheint mir, ein bisschen verloren geht. Aber Zuversicht und Hoffnung, das sind für mich auch Kennzeichen des Himmels. Des Himmels, der Gottes Reich ist und schon hier in Solingen größer werden kann. Und des Himmels in mir, den ich gern mit anderen teilen möchte.

Für mich steht fest: Himmel ist nicht ein „irgendwie, irgendwo, irgendwann“, Himmel kann hier und jetzt sein. Nur leider ist das nicht immer zu spüren. Ich hätte Lust, das zu ändern. Und Sie?

Ihr Pfarrer Michael Mohr

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