Jubiläum
125 Jahre Walder Metallfabrik: Bei ihnen bleibt keine Schraube locker
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Die Walder Metallwarenfabrik Karl Limbach feiert ein Jubiläum.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Viele Millionen Teile produziert die Karl Limbach & Cie. GmbH & Co. KG pro Jahr. Sie halten Möbel zusammen, machen Autos und Skischuhe sicherer. Und doch ist der Bekanntheitsgrad der Metallwarenfabrik im Bergischen begrenzt, international werden die Flanschmuttern aus Solingen Limbach-Muttern oder Limbach-Plates genannt. Natürlich, räumt Martin Limbach ein, könnten die Walder ihre Ware mit einem Markenzeichen versehen. Doch der Nutzen wäre begrenzt – was an der Erbslöhstraße gefertigt wird, erfüllt seinen Zweck am besten, wenn es funktioniert, ohne aufzufallen. „Wir sind auf die inneren Werte bedacht“, erklärt der Geschäftsführer.
Und das seit 125 Jahren. Am 1. Mai 1898 legte Karl Limbach an der Stresemannstraße den Grundstein. 1901 folgte der Umzug zum heutigen Standort. Die Metallwarenfabrik wirkt wie der Prototyp eines bergischen Mittelständlers: Verwinkelte, im Laufe der Jahrzehnte sukzessiv erweiterte Hallen, ein alter, aber gepflegter und auf die Bedürfnisse der Solinger umgerüsteter Maschinenpark, kein Hochglanz, dafür viel Tradition.
Die wird beim Blick in einen der Lagerräume deutlich. Unzählige hausintern gefertigte Werkzeuge warten dort auf ihren Einsatz. Inklusive diverser Spezifikationen umfasst das Produktportfolio rund 1760 unterschiedliche Typen, erklärt Karl-Heinz Limbach. Mit seinem Cousin Martin ist der 73-Jährige seit 1990 in dritter Generation für die Geschicke des Unternehmens verantwortlich. Das Führungsteam komplettiert sein Sohn Karl-Michael als Vertriebsleiter.
Zu Beginn waren die Walder auf Zwingen für Bestecke, Jagdmesser sowie Beschläge für Hirschhornbestecke spezialisiert. Für den ersten VW Käfer wurden 1938 mit Ferdinand Porsche die Anschweißmutter aus dem Hause Limbach entwickelt.
Walder Metallwarenfabrik an Sieg der Fußball-Nationalmannschaft bei der WM 1974 beteiligt
Eine der vielen bemerkenswerten Anekdoten in der Firmenhistorie. Eine weitere: Im Zweiten Weltkrieg wurde das Fabrikgebäude zerstört – dem Vernehmen nach setzte sich der Raketeningenieur Wernher von Braun für den Wiederaufbau ein, weil er die Anschweißmuttern bei der NASA brauchte. Auch am Sieg der deutschen Fußballer bei der Weltmeisterschaft 1974 war die Metallwarenfabrik beteiligt: Limbach lieferte Gewindeeinsätze für die Schraubstollen von Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Co.
17 Jahre zuvor hatten die Solinger Einschlagmuttern entwickelt, die etwa in Möbeln zum Einsatz kommen. Die Verantwortlichen versuchten, die Technik patentieren zu lassen – erfolglos. Die Konsequenz: Konkurrenten aus Japan übernahmen die Idee. Bis heute kämpft der Betrieb mit günstiger Konkurrenz aus Fernost. „Chinesische Teile sind vier- bis fünfmal preiswerter als unsere“, sagt Martin Limbach. „Deshalb besetzen wir Nischen und stellen her, was andere nicht können“, ergänzt Karl-Michael Limbach.
Dieser Diversifizierungsprozess begann 2010. Die damalige Kundenstruktur war ein zweiter Treiber dafür. Bis dato machte die Automobilindustrie rund 70 Prozent des Umsatzes aus. Der Markt ist umkämpft, die Vorgaben der Hersteller streng. Zwar beliefert die Metallwarenfabrik noch immer Firmen wie Porsche und MAN, doch macht die Branche nur noch knapp ein Fünftel des Geschäfts aus.
Verantwortliche sehen Betrieb auf einem guten Weg
Stattdessen sind die Limbach-Muttern im Handel zu finden, etwa als Hausmarke bei Würth, im Bootsbau, in Schreinereien oder der Möbelindustrie gefragt. Mit oder ohne Schweißbuckel oder Einschlagspitzen, Länge, Blechdicke, Gewindehälse, rostfrei oder nicht – die Feinheiten werden mit dem Kunden entwickelt.
Die Strategie scheint aufzugehen. Zwar beschäftigt das Unternehmen nicht mehr 100 Menschen wie in früheren Zeiten. Heute sind es 20. Und doch hat der Betrieb die Krisen der vergangenen drei Jahren überstanden. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Karl-Michael Limbach. Diesen fortzusetzen und der Belegschaft sowie ihren Familien ein sicheres Einkommen zu bescheren, sieht Karl-Heinz Limbach als wichtigste Aufgabe für die Zukunft an. Dabei orientieren sich die Verantwortlichen an einem Mantra von Franz-Josef Limbach, einem Geschäftsführer der zweiten Generation: „Hier wird nicht gemurkst.“
Technik
Die Karl Limbach & Cie. GmbH & Co. KG setzt in der Produktion auf tiefziehfähiges Bandmaterial aus Stahl, Edelstahl, Messing und Aluminium. In 20, alle in einem Werkzeug abgebildeten Schritten wird daraus die spätere Mutter. Ablesbar ist das Vorgehen an feinen Ringen, die das Endprodukt prägen. „Das ist unser Fingerabdruck“, sagt Chef Martin Limbach.
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