Truck macht Fluchterfahrung erlebbar
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Lkw-Wanderausstellung des Katholischen Hilfswerks Missio macht Halt auf dem Neumarkt.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Christelle muss sich schnell entscheiden, was sie mitnimmt: Flucht ist der einzige Weg, mit dem Leben davonzukommen. Draußen vor der Kirche, in die sie zusammen mit anderen aus ihrem kongolesischen Dorf vor den Maschinengewehrsalven von Bürgerkriegsmilizen geflüchtet ist, wartet ein Pick-up. Kann sie noch Dokumente wie Ausbildungsnachweise oder ihren Reisepass organisieren? Dann, so macht es die authentische, digitale Handlung im Inneren des großen Lkw im weiteren Verlauf klar, wird sie es auf den Stationen in ein künftiges Leben leichter haben.
Die multimediale Ausstellung im Missio-Truck, der am Mittwoch auf Einladung der Solinger Gruppe von Amnesty International auf dem Neumarkt Halt machte, konnten Interessierte in die Haut eines Betroffenen schlüpfen. Mit Obst- oder Gewürzkörben auf dem Marktplatz eines Dorfes im Kongo und Computer-Animationen wurde versucht, die Lebenswelt im Kongo etwas greifbar zu machen. Die Besucher bekamen dadurch schnell ein Gefühl dafür, was es bedeutet, seine Heimat mit Todesangst von jetzt auf gleich verlassen zu müssen.
Missio sammelt alte Handys, um Material wiederzuverwenden
Zusammen mit Vorträgen im Bürgersaal der Stadtkirche, die viele Schulklassen gebucht hatten, wurde das pädagogische Angebot des Internationalen Katholischen Hilfswerks Missio ein berührendes wie informatives Erlebnis. Auch der Grund für die Ausbeutung der kongolesischen Republik und die daraus resultierende Bürgerkriege wurden nicht verschwiegen: Die dortigen Bodenschätze sind für die weltweite Wirtschaft unentbehrlich – für jedes Handy werden sie etwa benötigt, um es vor Überhitzung zu schützen.
Folgerichtig also, dass Missio alte Handys sammelt, um brauchbare Materialien der Wiederverwendung zuzuführen. Mobile Box, ein Partner mit Sitz in Köln, recycelt die enthaltenen Rohstoffe. Dabei erhält Missio pro Handy Geld, das in die medizinisch-psychologische Versorgung von Kriegsopfern im Kongo fließt.
Mit Manuela Vos und Mona Cramer waren zwei Ansprechpartnerinnen der Organisation vor Ort, die in die Problematik auf der „anderen Seite der Welt“ einführten. Dabei wurde rasch klar, dass diese Probleme auch die Menschen in Europa etwas angehen – nicht nur wegen der Flüchtlinge, die hierzulande möglicherweise eine neue Heimat suchen.
Heute steht der Missio-Truck von 8 bis 18 Uhr auf dem Ohligser Markt.