Klingenmuseum
Trotz Ärger: Verein sammelt für Umgestaltung der Ausstellung im Museum
aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Ex-OB Franz Haug wirft Rathaus Stillosigkeit vor, blickt für die Freunde des Klingenmuseums aber nach vorne.
Von Philipp Müller
Solingen. Aus dem Solinger Tageblatt hatte Franz Haug, früherer CDU-Oberbürgermeister Solingens, im Dezember vergangenen Jahres davon erfahren, dass das Rathaus die Investitionen in Höhe von 5,3 Millionen Euro abgesagt hat. Das macht den Vorsitzenden des Fördervereins Freunde des Deutschen Klingenmuseums noch heute sauer. Dennoch startet er mit dem Verein jetzt eine Offensive, um 500 000 Euro für das Konzept „Me fecit Solingen“ zur Umgestaltung der Dauerausstellung im Obergeschoss des Klosterhofs bis 2024 zu sammeln. Ein Teil kommt aus den Mitteln des Vereins selbst. 45 000 Euro stellte er bereits der Agentur „facts and fiction“ zur Verfügung. Die Spezialisten für Ausstellungsgestaltung hatten bereits für das Berliner Humboldt-Forum erfolgreich gearbeitet.
Dass Haug sauer auf das Rathaus, insbesondere auf Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) und Stadtdirektorin Dagmar Becker (Grüne) ist, hat eine Vorgeschichte. Im November 2021 hatten beide stolz verkündet, aus dem städtischen Haushalt 5,3 Millionen Euro in eine Neuausrichtung des Klingenmuseums zu stecken. Basis waren Pläne der Museumsplaner von Merz Merz, die die Freunde des Klingenmuseums im Jahr 2020 mit 30 000 Euro mitfinanziert hatten. OB und Becker, die damals noch ausschließlich Kulturdezernentin war, betonten, eine enge Zusammenarbeit mit dem Verein, wollten weitere Fördermittel einwerben und im Jahr 2022 alles genau planen.
Heraus kam 2022, für die 5,3 Millionen Euro im Haushalt beim Bund 2,3 Millionen Euro als Fördersumme zu beantragen. Der Haushaltsausschuss des Bundestages verweigerte dies. Die Niederlage wurde vom Rathaus in einer Mitteilung zur Einsparung von Energiekosten kleinlaut bekanntgeben, zugleich das Konzept von Merz Merz beerdigt. „Die Freunde des Klingenmuseums vorher nicht zu informieren, war stillos“, sagte Haug. Aber nun blicke der Förderverein nach vorne. Er werde die geplante Summe zusammenbekommen. „Zur Not laufe ich für die halbe Million Euro durch ganz Solingen“, betonte der 81-Jährige.
Was bei „Me fecit Solingen“, „Mich schuf Solingen“, neu ist, erklärte die stellvertretende Museumsleiterin, Dr. Isabell Immel, im Kulturausschuss vergangene Woche. Familien mit Kindern sollen besonders angesprochen werden. Das Kindermuseum zieht vom Nebengebäude ins Haupthaus. „Wir finden es wichtig, dass Kinder in Solingen wissen, warum Solingen die Klingenstadt ist, wie Klingen entstehen.“ Die Geschichte der Klingenstadt und die ihrer Produkte solle auch der Stadtgesellschaft und „Klingenfans aus aller Welt“ leicht verständlich näher gebracht werden. Geplant ist, weniger Exponate zu zeigen und mehr Raum für Interaktionen zu bieten.
Einen ersten Aufschlag gibt es dazu im Juni, wenn Studenten des Master-Studiengangs Exhibition Design der Hochschule Düsseldorf mit dem Projekt „Einschnitte“ beginnen. Das hatte Museumsleiter Dr. Sixt Wetzler im Februar angekündigt. Im Kulturausschuss erklärte Immel, dass Förderanträge beim Rheinischen Landschaftsverband Rheinland (LVR) und dem Regionalen Kulturfonds in Höhe von 200 000 Euro gestellt wurden, um „Me fecit Solingen“ bis zum Oktober 2024 zu realisieren.
Sebastian Haug (CDU), Vorsitzender des Kulturausschusses und Sohn des Ex-OB, fragte Dezernentin Becker zu den Erfolgsaussichten der Förderanträge. Diese antwortete, dass das Problem der armen Kommune sei, Eigenmittel aufzubringen. Auch ein Grund, warum sich Franz Haug nun selbst auf die Reise in Sachen Geld macht.
Fördermittel
Im Kulturausschuss bekannte Dezernentin Dagmar Becker (Grüne) ratlos zu sein, warum der Bund einen „schlüssigen Antrag" abgelehnt hat. „Wir untersuchen gerade, warum es nicht geklappt hat, und suchen dazu Gespräche.“ Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ingo Schäfer hatte nach der Ablehnung im November 2022 berichtet, dem zuständigen Haushaltsausschuss des Bundestags sei der Nachweis der Solinger Eigenmittel unklar gewesen. Becker weist das zurück.
Standpunkt von Philipp Müller: Engagement ist wichtig
Dem ehemaligen Oberbürgermeister Franz Haug ist nicht zu verdenken, wenn er sich lautstark über die Desinformationspolitik des Rathauses beschwert. Da steckt der Verein Freunde des Klingenmuseums 30 000 Euro in ein Konzept zur Neuausrichtung und erfährt aus der Zeitung, dass das Geld zum Fenster rausgeworfen ist. Der Frust bei Haug war greifbar. Mangelnde Mitnahme der Politik und Betroffenen trifft Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) nicht zum ersten Mal. Zuerst wurde die Politik des schweigenden Kirchturms in Sachen Verkauf Alter Bahnhof nicht nur von der CDU kritisiert.
Auch in der Museumsdiskussion brodelte eher die Gerüchteküche, als dass Fakten vorgelegt worden waren. Haug wollte das in der Summe nicht werten. Aber der hocherfahrene Politikprofi weiß natürlich auch genau, dass Meckern allein viel zu wenig ist. Ehrenamtliches Engagement ist immer noch wichtig, und er geht mit seinem Vereinsteam beispielhaft voran. Machen statt Meckern, das ist keine schlechte Botschaft.