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Tierversicherung: Das ist zu beachten
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Gestiegene Kosten für Hund und Katze: Verbraucherzentrale und Ärztin klären auf.
Von Melissa Wienzek und Anja Kriskofski
Solingen. Rauhaardackel Paul geht es gar nicht gut: Er hat eine Bauchspeicheldrüsenentzündung. Der 15-jährige Vierbeiner benötigt nun aufwendige Diagnostik und Behandlungen, zum Beispiel Blut- und Ultraschalluntersuchungen, Infusionen und spezielles Futter. Das kostet. Und seit Ende November noch mehr. Denn die Gebührenordnung der Tierärztinnen und Tierärzte (GOT) wurde angepasst. Deshalb fragen sich viele Herrchen und Frauchen jetzt: Sollten wir eine Krankenversicherung für unser Tier abschließen? Die Verbraucherzentrale und Tierärztin Dr. Kristin Breithardt klären auf.
Was bedeutet die neue GOT?
Die Bundesregierung ist für die Regelung der Entgelte für tierärztliche Leistungen zuständig. In Deutschland gilt für die Berechnung die GOT. Sie ist nun erstmals seit 1999 angepasst worden. Das war längstüberfällig, sagen die Tierärzte. Denn die Veterinärmedizin befinde sich mittlerweile auf dem Niveau der Humanmedizin – Diagnostik- und Therapieverfahren haben sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt, Praxisausstattungen seien auf dem neuesten Stand der Technik. Zudem haben sich auch Kosten für Energie, Verbrauchsmaterialien und Medikamente für die Tierarztpraxen erhöht. Die angepasste GOT trage dem Rechnung. Sie setzt den Gebührenrahmen vom mindestens einfachen bis maximal dreifachen Satz fest – im Nacht- und Notdienst bis vierfachen Satz plus verpflichtende Notdienstgebühr. Innerhalb dieses Rahmens ist jede Tierarztpraxis frei bei der Kalkulation ihrer Leistungspreise. Diese hängen – wie in allen Unternehmen – unter anderem von der individuellen personellen und technischen Ausstattung ab.
Die Anpassung der Gebührenordnung der Tierärztinnen und Tierärzte (GOT) sei lange diskutiert worden und bitter notwendig, sagt Dr. Kristin Breithardt, Veterinärmedizinerin in Ohligs. Denn es fehlten Tierärzte, auch weil viele den Beruf zu den bisherigen Konditionen nicht mehr ausüben wollten.
Was rät die Tierärztin?
„Eine Tierkrankenversicherung finden wir Tierärzte unglaublich sinnvoll“, sagt Dr. Breithardt. Sie empfiehlt, eine Tierkrankenversicherung möglichst früh abzuschließen, wenn das Tier noch jung sei und keine Vorerkrankungen habe. „Ich würde eher zu einer Komplettversicherung raten, die auch Impfungen und Kastration abdeckt, und nicht nur eine reine OP-Versicherung.“
Vor allem Behandlungen im Notdienst und Operationen seien teuer geworden. „Wenn ein Hund wegen Erbrechens übers Wochenende in der Tierklinik bleiben muss, ist man schnell 2000 Euro los.“ Gerade bei chronischen Erkrankungen könne die Diagnostik sehr aufwendig sein, erklärt Breithardt. So sei zum Beispiel bei der Autoimmun-Erkrankung im Magen-Darm-Bereich, der „Inflammatory Bowel Disease“ (IBD), eine Endoskopie nötig. „IBD kann jedes Tier treffen.“
Gerade kleine Hunde neigten zu Zahnproblemen. Eine Zahnsanierung mit Narkose und eventuell Röntgen schlage mit 600 bis 800 Euro zu Buche. Auch die Vorsorge kostet: So solle ein Tier einmal im Jahr in der Praxis vorgestellt werden, allein schon wegen der Impfungen. Ab dem Alter von ungefähr zehn Jahren sei bei Hund und Katze zudem einmal jährlich ein Blutbild angeraten, sagt Breithardt.
Was rät die Verbraucherzentrale?
Philipp Opfermann, Referent für Finanzen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale NRW, stellt klar: Grundsätzlich sollte jeder schon vor der Anschaffung einkalkulieren, dass ein Tier kostet – auch das gesunde Tier. Denn mit Napf, Halsband und Körbchen ist es nicht getan. Vorsorge, Impfung, Entwurmung sind regelmäßige Posten. Das erkrankte Tier koste natürlich erst recht. Eine Operation könne schnell vierstellig zu Buche schlagen. Ob man dann noch eine zusätzliche Tierkrankenversicherung abschließt, hänge vom eigenen Sicherheitsbedürfnis oder auch dem Einkommen ab, sagt Opfermann. „Wenn ich aus dem eigenen Vermögen alles bezahlen kann, kann ich auch selbst regelmäßig etwas zur Seite legen.“
Genau informieren und vergleichen
Wer dennoch eine Tierkrankenversicherung abschließen möchte, sollte beachten: Auch die Versicherung zahle nicht alles. Manche Behandlungen würden nicht übernommen, und die Beiträge stiegen mit den Jahren. Sein Tipp: genau informieren und vergleichen, Angebote einholen, das Kleingedruckte lesen.
Haftpflicht
Philipp Opfermann von der Verbraucherzentrale rät in jedem Fall zur Tierhaftpflichtversicherung. Kleintiere wie Katze und Kaninchen seien in der Regel über die private Haftpflicht des Halters abgedeckt. Hund oder Pferd bräuchten eine eigene. Klassiker: Der Hund, der sich losreißt und den Radfahrer oder Jogger umwirft. In NRW gilt für 40/20er-Hunde (40 cm hoch, 20 Kilo) und bestimmte Rassen sogar eine Haftpflicht-Pflicht.