Kammerspielchen
Thorsten Hamer weiß, wie es geht
Aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Ein-Personen-Stück „Nie mehr allein“ feiert im Kammerspielchen Premiere.
Von Karl-Rainer Broch
Solingen. Der Start in den Urlaub ist für Bernd Brückner schwieriger als gedacht. Die Fahrt von Solingen nach Rügen mit Frau Gabi und der fünfjährigen Tochter Nadine kompliziert sich durch Staus auf der Autobahn wegen des gleichzeitigen Ferienbeginns in Norddeutschland und den erzwungenen Pinkelpausen für die kleine Tochter.
Der Solinger Schauspieler Thorsten Hamer hat bei der Premiere am Montag im Gräfrather Kammerspielchen das Ein-Personen-Stück „Nie mehr allein“ nach einer Vorlage des im vergangenen Jahr verstorbenen Autos Frank Pinkus aktualisiert und auf die Klingenstadt zugeschnitten. Er offenbarte am Ende: „Ich habe auch Sachen erzählt, die an sich nicht vorgesehen sind.“
Während der vielen Zwangspausen auf diversen Rastplätzen hat Bernd viel Zeit zu philosophieren und über sein Leben, seine Frau und die Tochter nachzudenken. „Bärchen“, wie ihn seine Frau liebevoll nennt, hat bei Diskussionen keine Chance, vor allem, wenn zwei Sätze jede Kritik im Ansatz ersticken: „Was denkst du gerade?“, oder schlimmer: „Wir müssen reden.“
Sein mangelndes Talent, den Urlaubskoffer zu packen, kleidet Bernd alias Thorsten Hamer in die Feststellung: „Männer suchen sich eine Frau, damit sie uns den Koffer packen, weil wir es nicht können.“ Zur Sprache kommen auch seine schamhaften Versuche, Kondome zu besorgen, die im Familien-Deutsch wegen der Tochter nur „Hmm-ms“ genannt werden. Oder das Erlebnis, unversehens in einer Schwulen-Disco eine vermeintliche Frau anzumachen. Ebenso peinlich ist es für Bernd, den Weihnachtswunsch seiner Frau zu erfüllen, einen Kalender mit Nacktfotos von ihm anfertigen zu lassen, damit man sich später an das gute Aussehen von früher erinnern kann.
Machtlos bei Gabis Erziehungsversuchen
Bei den Zwangs-Toilettenaufenthalten kommen ihm auch die Ein- und Ausfälle von Nadine ins Gedächtnis. Der „Väterschock“ ereilt ihn bei einem Kindergeburtstag, als das erhoffte ungestörte „Bett- und Wühlfest“ immer von Telefonanrufen verhindert wird. Nach einer Reise hat sich sein Arbeitszimmer aufgrund der Umräummanie seiner Frau in eine Spielecke verwandelt: „Deine Tochter möchte so gerne bei dir sein.“ Einwände sind nicht möglich, weil Gabi seine Antworten schon vorwegnimmt und entkräftet. Machtlos ist er auch bei Gabis erfolgreichen Erziehungsversuchen, je nach Situation ist die kleine Nadine entweder „sein“ oder „ihr“ Kind, selten aber „unser“ Kind.
Die witzigen Monologe kamen beim Premierenpublikum gut an und wurden mit viel Beifall honoriert, zumal Thorsten Hamer auch Zwischenrufe aus dem Saal passend in den Vortrag einbaute.
Nächste Termine
„Nie mehr allein“: Samstag und Sonntag, 19. und 20. Februar, 20 Uhr
„Begleitagentin“: ein Kammerspiel von und mit Mark Zak und Chris Nonnast, Freitag und Samstag, 11. und 12. Februar, 20 Uhr
„Die Vorzimmerdamen“: Komödie mit Silke Natho und Marina Welsch, 26. Februar, 4., 5., 11. März, je 20 Uhr, und 13. März, 15 Uhr. Kammerspielchen Gräfrath, Gerberstraße 8.
Karten: Telefonisch unter Tel. (01 74) 9 07 29 95.
theater-kammerspielchen.de