Kein artgerechtes Futter
Tauben dürfen in Solingen nicht gefüttert werden
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Trotz des Appells der Tierschutzorganisation Peta hält das Veterinäramt an einem Verbot fest.
Von Kristin Dowe
Solingen: Auch während der Corona-Krise hält die Stadt am geltenden Fütterungsverbot für Tauben fest. Diese Regelung begründet das Bergische Veterinär- und Lebensmittelamt (BVLA) in erster Linie damit, dass von Menschen weggeworfene Speisereste in den Innenstädten kein artgerechtes Futter für Tauben darstellten. Damit reagiert die Behörde auf die Forderung der Tierschutzorganisation Peta, die eine Aussetzung des Fütterungsverbots während der Pandemie gefordert hatte.
„Solche Essensreste sind für die Tiere definitiv nicht gesund“, mahnt Dr. Dagmar Senczek, Leiterin des BVLA. „Die drei Städte im Städtedreieck Solingen, Wuppertal und Remscheid halten solche Rückstände durch umfangreiche Reinigungsmaßnahmen im Straßenraum sowieso gering, insbesondere um Ratten und Mäuse nicht anzulocken.“ Peta hatte kürzlich bundesweit an die Städte und Gemeinden appelliert, geltende Fütterungsverbote vorübergehend auszusetzen. „Gerade unsere heutigen Stadttauben sind stark domestiziert und auf den Menschen angewiesen. Das Nahrungsangebot in der Natur ist für sie nicht mehr ausreichend“, begründet Christian Arleth, Rechtsanwalt bei Peta, den Vorstoß. Zumindest während der Corona-Krise sollten Tauben gefüttert werden dürfen, ohne dass dies mit einem Bußgeld geahndet wird. Dabei sollte durchaus auf artgerechtes Futter wie Mais, Nüsse oder Sonnenblumenkerne geachtet werden, argumentiert der Tierschutzaktivist. Eine Lösung könnten laut Peta auch „betreute Schläge“ an bestimmten Stellen im Stadtgebiet sein, wo die Tiere Futter finden.
Solingen: „Wildes Füttern“ greift laut BVLA zu stark in die Bestände ein
Beim BVLA hält man von Petas Forderung nichts. „Ein wildes Füttern ist generell abzulehnen, da es auch die Arbeit von Taubenhäusern unmöglich macht und man folglich zwei Populationen und insgesamt mehr Stadttauben als vorher hat“, so Senczek. „Tauben im Schlag mit Eieraustausch und wild gefütterte Tiere ohne Eieraustausch.“ Eine gesunde Taubenpopulation könne nur entstehen, wenn die stärksten und klügsten Individuen – bezogen auf die erfolgreiche Futtersuche und Flexibilität – sich durchsetzen und ihre Gene weitergeben. „Gesunde Tauben sind in der Lage, sich neue Futterquellen zu erschließen.“
Das Eingreifen des Menschen schafft auch in Solingen weitere Probleme
Eine Einschätzung, die auch Dr. Jan Boomers, Leiter der Biologischen Station Mittlere Wupper, im Wesentlichen teilt: „Das Taubenfütterungsverbot sollte auch in Zeiten von Corona beibehalten werden, ist es doch unter anderem neben hygienischen Gründen eine flankierende Maßnahme zur Bestandsregelung.“
Die Amtsveterinärärztin ergänzt: „Spatzen, Meisen oder Amseln sterben auch, wenn sie nicht genügend Futter finden. Die Natur ist nicht ,nett’. Von vielen Beispielen her weiß man jedoch, dass das Eingreifen des Menschen weitere Probleme bereitet.“