Hohe Energiekosten
Hohe Energiekosten: Stadtwerke senken Abschläge ab März
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Umsetzung der Preisbremsen bereitet Schwierigkeiten.
Von Manuel Böhnke
Solingen. Ab dem 1. März gelten die Strom- sowie die Gaspreisbremse des Bundes für Privatkunden. Die Umsetzung ist für die Stadtwerke Solingen (SWS) eine Herausforderung. Geschäftsführer Andreas Schwarberg verlangt vom Gesetzgeber, dass er „kritische Fragen und Widersprüche kurzfristig löst oder korrigiert“. Damit die Verbraucher nicht unter den Unklarheiten leiden, setzen die SWS laut eigenen Angaben auf eine „pragmatische Lösung“: Die Entlastung werde einstweilen vorläufig berechnet, ehe „zentrale Fragestellungen geklärt und die Abrechnungssysteme umgestellt sind“.
Dieses Vorgehen entspreche den Vorgaben des Preisbremsengesetzes nicht vollumfänglich. Doch orientieren sich die SWS gemeinsam mit einigen anderen kommunalen Energieversorgern an einer „einfachen und nachvollziehbaren Lösung“. „Wir stehen voll und ganz hinter dem Ziel, die Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar zu entlasten“, betont Andreas Schwarberg.
Was bedeutet das für die Kunden? Bei Verträgen, die oberhalb der gesetzlichen Preisgrenze liegen, werden die Abschläge für Strom sowie Gas oder Wärme abhängig vom Arbeitspreis um einen pauschalen Betrag gesenkt.
Niedrigere Abschläge: So funktioniert die Preisbremse
Beispielhaft führen die SWS einen Haushalt mit einem Gasverbrauch von 20 000 Kilowattstunden an. Dieser zahlt in der Grundversorgung derzeit einen Arbeitspreis von 13,36 Cent pro Kilowattstunde. Die Bremse deckelt die Kosten für 80 Prozent des prognostizierten Jahresverbrauchs auf 12 Cent pro Kilowattstunde. Dadurch ergibt sich eine jährliche Entlastung von rund 220 Euro.
Bei Großkunden sei die Lage etwas komplizierter, führen die SWS aus. Deshalb würden diese direkt angeschrieben. „Alle berechtigten Kunden erhalten die vollständige Entlastung, die ihnen zusteht“, versichert Andreas Schwarberg. Sollte diese bei den Abschlägen ab März zunächst zu gering ausfallen, werde dies spätestens mit der finalen Abrechnung korrigiert, ergänzt Lisa Nohl.
Die Pressesprecherin verweist auf die schwierige Situation für den Energieversorger: „Die Ideen des Gesetzgebers in der Praxis umzusetzen, gestaltet sich kompliziert.“ Das Problem: Das Massengeschäft der SWS sei komplex. Das liege zum einen an der Vielzahl unterschiedlicher Tarife. Zudem müsse man jeden Kunden individuell betrachten: Sie wechseln den Vertrag, ziehen um oder installieren eine Photovoltaikanlage. Veränderungen wie diese wirken sich wiederum auf die Abrechnung aus. „Das ist in den Gesetzen nicht ausreichend berücksichtigt, muss aber im Massengeschäft unbedingt funktionieren“, betont Andreas Schwarberg.
Damit die Abrechnung automatisiert möglich ist, brauche es darüber hinaus standardisierte Datenaustauschformate zwischen den Versorgern, Klarheit bei den Berechnungsgrundlagen sowie für spezielle Tarifmodelle, etwa solche, die nach Tageszeit abgerechnet werden. „Das alles ist nicht innerhalb weniger Wochen in den Systemen umzusetzen“, macht Andreas Schwarberg deutlich. Seit Beginn der Energiekrise vor einem Jahr arbeite das Team der Stadtwerke an seiner Belastungsgrenze.
Preisbremsen
Die Preisbremsen des Bundes gelten ab dem 1. März rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres. Für 80 Prozent des prognostizierten Verbrauchs – maßgeblich ist in der Regel der des Vorjahres – werden die Preise gedeckelt. Bei Strom liegt die Grenze bei 40 Cent pro Kilowattstunde, bei Gas sind es 12, bei Fernwärme 9,5. Die Entlastungsbeträge müssen die Stadtwerke Solingen für alle Kunden individuell errechnen und mitteilen.