CDU sieht Standortstrategie gefährdet

Stadt Solingen mietet neue Büroplätze

Im frisch sanierten Haus Prinzenstraße 2a ist unter anderem der Coworking Space Orangery untergebracht. Dorthin ziehen für zwei Jahre Mitarbeiter der Stadtverwaltung.
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Im frisch sanierten Haus Prinzenstraße 2a ist unter anderem der Coworking Space Orangery untergebracht. Dorthin ziehen für zwei Jahre Mitarbeiter der Stadtverwaltung.

Die IT-Abteilung zieht nach Ohligs. Mehr zu Gründen, Kosten und Kritik am Mietvertrag für die Orangery.

Von Andreas Tews

Solingen. Dass die Stadtverwaltung neue Büroflächen mieten will, sorgt in Zeiten von mobilem Arbeiten für Verwunderung bei der CDU. Deren Finanzpolitiker Carsten Becker sieht durch den Umzug einer städtischen Abteilung in Coworking-Büros an der Prinzenstraße gar die Zwei-Standort-Strategie in Gefahr. Doch der zuständige Ressortgeschäftsführer Dirk Wagner verteidigte im Finanzausschuss des Rates den Vorgang. Er erklärte, es würden dringend Büroflächen benötigt, die in eigenen Immobilien so schnell nicht zur Verfügung stünden. Am Ende befürwortete der Ausschuss in nichtöffentlicher Sitzung die Anmietung für zwei Jahre.

Co-Working: 14 Arbeitsplätze in der Orangery

Coworking: Gemietet werden 14 Arbeitsplätze in der Orangery in Ohligs. Bei diesem Coworking-Space handelt es sich um ein Angebot, bei dem Firmen und Selbstständige Büros oder einzelne Arbeitsplätze mieten können. Geboten werden nicht nur Schreibtische, sondern die gesamte Infrastruktur. In der Miete sind die Nebenkosten enthalten.

Warum zusätzliche Arbeitsplätze, warum der Umzug?

Bedarf: Der Stadtdienst Wohnen benötige kurzfristig Arbeitsplätze für zusätzliche Mitarbeiter, berichtete Wagner. Für diesen Arbeitsbereich eignen sich nach seinen Angaben aber keine Coworking-Arbeitsplätze. Dagegen sprächen unter anderem der Publikumsverkehr und die nötige räumliche Nähe zu anderen Kollegen des Stadtdienstes.

Die Bonner Straße 100 ist der zweite große Standort.

Umzüge: Darum setzt die Stadtverwaltung eine kleine Umzugskette in Bewegung. Um im Rathaus Platz für den Stadtdienst Wohnen zu machen, zieht der Stadtdienst Solingen digital in die Orangery. Die 14 Arbeitsplätze teilen sich dort 28 Mitarbeiter. Dies sei möglich, weil dieser Stadtdienst bei der Digitalisierung bereits sehr weit sei und weil dessen Mitarbeiter viel mobil arbeiten, sagte Wagner. Eine Quote von zwei Mitarbeitern, die sich einen Arbeitsplatz teilen, sei in städtischen Gebäuden bei den derzeitigen Voraussetzungen nicht möglich, wohl aber in einem Coworking-Bereich mit der dort vorhandenen Technik.

Was kostet das alles?

Miete: Was die Stadt für die Miete zahlt, soll mit Rücksicht auf den Vertragspartner öffentlich nicht bekanntwerden. Hinter vorgehaltener Hand war bereits vor der Sitzung des Finanzausschusses von 100.000 Euro pro Jahr die Rede. Dieser Wert sei aber falsch, sagte Wagner im Gespräch mit dem ST. Da die Stadt relativ viele Arbeitsplätze über einen recht langen Zeitraum anmiete, habe sie eine gute Verhandlungsposition gehabt. Bedeutet: Die Miete dürfte wohl darunter liegen.

Das sagen die Kritiker

Kritik: CDU-Mann Becker zeigte zwar Verständnis dafür, dass der Stadtdienst Wohnen wegen zusätzlicher Aufgaben mehr Personal und damit auch mehr Platz brauche. Er und Christian Wendel (Grüne) warfen aber die Frage auf, ob es wegen der hohen Homeoffice-Quote () nicht auch freie Büroflächen im Rathaus oder im Verwaltungshaus Bonner Straße 100 gebe.

Das Rathaus Mitte ist das größte Bürohaus der Stadt.

Standortkonzept: Becker wollte außerdem wissen, ob die Stadt mit der Anmietung neuer Flächen die Zwei-Standort-Strategie (Rathaus Mitte und Bonner Straße 100) aufgebe. Er und Ulrike Zerhau (Linkspartei) mahnten zudem das angekündigte Raumkonzept der Stadtverwaltung an.

Bereits in der Vergangenheit habe die Stadtverwaltung viele frei gewordene Büroflächen neu belegt, entgegnete Wagner. Zu bedenken gab er, dass die meisten Mitarbeiter nicht komplett, sondern nur tageweise mobil arbeiten. Deren Arbeitsplätze seien also nicht automatisch ganz frei.

Wagner kündigte an, dass das Raumkonzept kommen werde. Der „Kick-off“ habe am Dienstag im Verwaltungsvorstand stattgefunden. Das Konzept sei somit jetzt in Arbeit. Das Projekt sei bis Ende 2024 angelegt.

Mobiles Arbeiten: 650 Dienstvereinbarungen

Bei rund 2200 Vollzeitstellen der Stadtverwaltung haben 1850 Mitarbeiter die technischen Voraussetzungen für mobiles Arbeiten. Dirk Wagner, Ressortgeschäftsführer des Oberbürgermeisters, berichtete weiter, dass 650 eine Dienstvereinbarung über mobiles Arbeiten unterschrieben haben. Zum Vergleich: Vor der Pandemie seien nur 200 Beschäftigte in der Lage gewesen, mobil zu arbeiten.

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