Wahl

Solinger unterstützt Opposition gegen Erdoğan

Der Unternehmer Cetin Ay, der lange in Solingen lebte, zog jetzt seine Kandidatur zur türkischen Präsidentschaftswahl zurück.
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Der Unternehmer Cetin Ay, der lange in Solingen lebte, zog jetzt seine Kandidatur zur türkischen Präsidentschaftswahl zurück.

Ab dem 27. April wird in der Türkei gewählt. 10.000 Türken, die in Solingen leben, dürfen mitwählen. Der Solinger Cetin Ay zieht seine Kandidatur zum türkischen Präsidenten zurück.

Von Kristin Dowe und Philipp Müller

Im vergangenen Sommer hatte der Solinger Unternehmer Cetin Ay verkündet, Präsident der Türkei werden zu wollen. Ay besitzt die türkische Staatsangehörigkeit und lebt seit einiger Zeit wieder in der Türkei. Doch das Vorhaben, am 14. Mai gegen Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan zu kandidieren, hat Ay jetzt aufgegeben. Er begründet dies so: „Ich habe beschlossen meine Kandidatur zugunsten der noch realistischeren Chancen des Kandidaten der Opposition für das Amt des Präsidenten Kemal Kilicdaroğlu, von der Partei CHP zurückzuziehen.“

Druck auf Kandidaten Ay, nicht zu kandidieren, nahm zu

Cetin Ay will mit seinem Rückzug die demokratischen Chancen von Kilicdaroğlu erhöhen, gewählt zu werden. Aber der Unternehmer bekennt auch: „Außerdem haben die Repressalien und konkreten Drohungen gegen meine Person sich zugespitzt. Diese Droh- und Angriffsreihe setzte sich in den letzten Wochen durch Schüsse in das Parteihaus der İYİ-Partei und einem Parteigebäude der CHP in Istanbul fort.“ Daher werde nun alles einem Ziel untergeordnet: „Jetzt zählt es, die Wahl von Erdoğan zu verhindern.“

Diese Entwicklungen interessieren viele Menschen in Solingen, denn laut Rathausangaben leben aktuell 9348 Menschen mit türkischen Wurzeln in der Klingenstadt, die sich an der türkischen Präsidentschaftswahl beteiligen dürfen. Von diesen Wahlberechtigten haben 5696 Menschen lediglich die türkische Staatsangehörigkeit, weitere 3652 Personen besitzen sowohl einen deutschen als auch einen türkischen Pass.

Die Abstimmung im Ausland für die türkische Parlaments- und Präsidentschaftswahl beginnt am 27. April. Türkinnen und Türken können dann bis zum 9. Mai ihre Stimme abgeben – die Wahl in der Türkei findet dann am 14. Mai statt. In NRW ist dies in den Generalkonsulaten der Großstädte Düsseldorf, Köln, Essen und Münster möglich, sofern die Wahlberechtigten sich vorher in eine Wahlliste haben eintragen lassen. Geflüchtete, die möglicherweise keinen türkischen Pass vorweisen können, dürfen sich gegebenenfalls auch mit Dokumenten ausweisen, die dieselben Kriterien wie der Personalausweis erfüllen, beispielsweise ein türkischer Führerschein mit Lichtbild.

Meinung zu Präsident Erdoğan ist in Solingen geteilt

Derweil sind die Meinungslager unter Solinger Türkinnen und Türken geteilt. Die muslimische Notfallseelsorgerin Emine Kaya ist sich bewusst, dass der amtierende Präsident Recep Tayyip Erdoğan in Deutschland sehr umstritten ist. Dennoch ist sie der Ansicht: „Erdoğan hat das Land in den vergangenen Jahren sehr vorangetrieben, sowohl in sozialer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Er hat die Türkei im Griff, das muss man ihm zugestehen.“ Weil sie nur die deutsche Staatsbürgerschaft besitze, werde sie sich nicht an der Wahl beteiligen. Ganz anders sieht das der Ohligser Taxifahrer Ferhat Alkan. Für ihn steht fest: „Der muss weg!“ Er werde sich auf jeden Fall an der Wahl beteiligen, denn „wir können uns nicht leisten, nicht wählen zu gehen.“ Alkan hat die Türkei 1972 aus politischen Gründen verlassen und hegt Zweifel daran, dass die Wahl demokratisch ablaufen wird. „Erdoğan wird mit vielen Tricks versuchen, an der Macht zu bleiben, er ist mit allen Wasser gewaschen.“ Er bedauere, dass viele in Deutschland lebende Türken ihm weiter die Treue halten.

Damit spricht er Ali Dogan vom Türkischen Volksverein Solingen und Umgebung aus der Seele: „Ich kann nur hoffen, dass Erdoğan endlich verschwindet! Wenn er weiter an der Macht bleibt, ist es mit der Demokratie in der Türkei endgültig vorbei.“ Für besonders problematisch halte er die Verbindung des türkischen Staatspräsidenten zu der rechtsradikalen Partei MHP sowie zur islamistisch ausgerichteten Hüda-Par, von denen er sich bei der anstehenden Wahl unterstützen lässt. „Das sind religiöse Fanatiker.“

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