Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und in Syrien

Solinger organisieren Hilfe für die Türkei

Zahlreiche Menschen helfen gestern beim Zusammenstellen der Hilfsgüter an der Konrad-Adenauer-Straße.
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Zahlreiche Menschen helfen beim Zusammenstellen der Hilfsgüter an der Konrad-Adenauer-Straße.

Viele Bürgerinnen und Bürger haben Familienangehörige in der Erdbebenregion – Geld- und Sachspenden sollen Not lindern.

Von Kristin Dowe und Manuel Böhnke

Solingen. Nergis Altun hat nicht lange gezögert. Am Montagnachmittag, nur wenige Stunden nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien, startete die Solingerin einen Spendenaufruf für die betroffenen Gebiete. Dafür nutzte sie den Social-Media-Auftritt ihres Schönheixtssalons „Die schöne Akademie“. Binnen nicht einmal 24 Stunden kamen so viele Sachspenden zusammen – von Windeln bis zu Winterkleidung –, dass Altun einen Aufnahmestopp verhängen musste. „Die Leute haben so toll und schnell reagiert – es ist rührend“, sagt sie.

Die Artikel wurden in ihrem Geschäft an der Heukämpchenstraße und einem leerstehenden Ladenlokal an der Konrad-Adenauer-Straße gesammelt. Von dort aus machte sich am Dienstag ein von Altun organisierter Lkw mit den Hilfsgütern auf den Weg zum Frankfurter Flughafen. Mit vom türkischen Konsulat organisierten Maschinen werden sie in die Krisenregion geflogen.

Solinger Ditib-Gemeinde zeigt große Betroffenheit

„Es spielt keine Rolle, wo diese Katastrophe passiert ist – diese Menschen brauchen unsere Hilfe“, begründet Nergis Altun, die selbst türkische Wurzeln hat, ihr Engagement. Ob sie in den kommenden Tagen einen weiteren Spendenaufruf startet, hänge von den Transportkapazitäten in Richtung Türkei und Syrien ab.

Auch Mikail Ceylan, der sich ebenfalls an der Aktion beteiligt, ist von der Hilfsbereitschaft der Solinger überwältigt. „Die Organisation läuft super, es ist gerade rappelvoll bei uns“, freut er sich über die rund 50 Helferinnen und Helfer, die spontan Sachspenden gesammelt, sortiert und in Kartons verpackt haben. Aktuell werde vor allem Babybedarf wie Windeln und Strampler benötigt.

Große Betroffenheit über die Ereignisse herrscht auch bei der Solinger Ditib-Gemeinde. „Die Bilder im Fernsehen sind so schrecklich, dass mir die Tränen kommen. Auch viele Solinger Türken haben Freunde oder Verwandte in der Türkei, die von dem Erdbeben betroffen sind. Sie würden alle am liebsten sofort rüberfliegen und ihre Angehörigen dort rausholen“, sagt Keziban Altay vom Frauenvorstand der Ditib. „Jetzt ist eine Zeit für Zusammenhalt, wir beten gemeinsam für die betroffenen Menschen.“ Die Solinger Gemeinde verweise auf den Spendenaufruf des Ditib-Bundesverbandes, der sich auf finanzielle Spenden konzentriere, heißt es. Darüber hinaus könnten Spenden auch vor dem Freitagsgebet direkt beim Imam übergeben werden.

Erdbeben in Türkei und Syrien: Erdogan ruft Notstand aus – Zahl der Toten weiter nach oben korrigiert

Ibrahim Erdogan gehört zu den Solingern mit türkischen Wurzeln, die aktuell um die Sicherheit seiner Familie bangen müssen. „Meine Mutter und meine Schwester haben zwei Tage lang mit kleinen Kindern im Auto übernachtet. Sie haben alle nur mit viel Glück überlebt.“ Das Mehrfamilienhaus in Gaziantep, in dem sich die Wohnung seiner Mutter in der sechsten Etage befunden habe, sei weitgehend eingestürzt und darf nicht mehr betreten werden. Eine Stärke von 7,7 zeigte die Richterskala am Montag an – hinzu kommen weiterhin immer wieder Nachbeben. Weniger Glück hatte eine befreundete Familie des Solingers, deren Leichen unter den Trümmern geborgen wurden.

Einige umliegende Firmen, so schildert Erdogan, versorgen obdachlos gewordene Menschen mit Wasser und belegten Brötchen. Er versuche nun, seine schwer herzkranke Mutter nach Solingen zu holen. „Ich wollte sie sowieso zu uns holen, der Termin mit dem türkischen Konsulat stand schon fest und ist wegen des Erdbebens jetzt ausgefallen.“ Dazu wolle er nun einen Eilantrag bei der Stadt stellen.

Spenden

Auch der Evangelische Kirchenkreis Solingen und das DRK rufen zu Spenden auf. Der DRK-Kreisverband Solingen appelliert an Menschen, die helfen möchten, dies zurzeit in erster Linie durch finanzielle Spenden zu tun.

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