Wissensforum

Warum Kommunikation immer unzuverlässig ist

Mit alltagsnahen Beispielen und viel Humor zeigte Peter Brandl den Zuschauern die Fallstricke menschlicher Kommunikation auf – und wie man sie vermeiden kann.
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Pilot Peter Brandl sprach im Bergischen Wissensforum über die Kunst der Verständigung.

Mit alltagsnahen Beispielen und viel Humor zeigte Pilot Peter Brandl den Zuschauern beim Bergischen Wissensforum die Fallstricke menschlicher Kommunikation auf – und wie man sie vermeiden kann.

Von Kristin Dowe

Solingen. Theoretisch hätten die Zuschauer des Bergischen Wissensforums am Dienstagabend in der evangelischen Stadtkirche auch in der ersten Minute nach Hause gehen können. Denn immerhin beantworteten sie die Frage des Referenten Peter Brandl, ob sie kommunizieren können, selbstbewusst mit Ja – und zwar unisono. Warum wir im zwischenmenschlichen Miteinander dennoch so häufig aneinander vorbeireden und warum wir alle in Sachen Kommunikation noch eine Menge zu lernen haben, das brachte der Berufspilot und Unternehmer den Besuchern auf höchst kurzweilige Weise näher. Rund 80 Gäste waren der Einladung des Tageblatts und seiner Partner zur vorerst letzten Folge der diesjährigen Wissensforums-Staffel in den Bürgersaal gefolgt.

Wie anfällig für Fehler das mühsame Geschäft der Verständigung im Alltag oft ist, konnten die Zuschauer in einem einfachen Test selbst überprüfen. So erzählte Brandl eine kurze Anekdote in gerade mal vier Sätzen und stellte anschließend inhaltliche Fragen dazu. Die gute Nachricht: „Es ist mir völlig egal, ob Sie richtig oder falsch geantwortet haben.“ Die schlechte: Die Meinungen über das Gesagte im Publikum gingen teilweise weit auseinander. Scheint so, als gäbe es für ein paar simple Sätze unzählige Interpretationsmöglichkeiten. Für Brandl ist dies der beste Beweis: „Sicherheit ist ein Mythos. Es gibt immer wieder Situationen, in denen Ihnen kommunikativ etwas um die Ohren fliegt.“

„Wir brauchen mehr Mut zu überlebbaren Fehlern.“

Peter Brandl, Berufspilot und Kommunikationstrainer

Führen Missverständnisse im Alltag oft zu sozialen Spannungen, können sie in der Fliegerei, Brandls Metier, sogar lebensgefährliche Folgen haben. Dafür lieferte er ein eindrückliches Beispiel und erinnerte an den Absturz einer polnischen Regierungsmaschine vor 13 Jahren, die 96 Tote gefordert hatte. Ursache dafür war nicht etwa ein technischer Defekt, sondern „gecrashte Kommunikation“.

Viel zu oft würden Menschen das sehen, was sie sehen wollen, so dass die aufgenommenen Informationen eine Vielzahl individueller Filter durchlaufen. Gerade im Berufsleben müsse man lernen, mit der Wahrnehmung beim anderen zu sein. „Denn Wahrnehmung ist das, was ich für wahr nehme.“

Und wer ist schuld, wenn die Kommunikation schiefgeht? Klare Antwort einer Dame aus dem Publikum: „Der Mann!“ Ganz nah dran. Gemeint hat Brandl in diesem Fall jedoch eher die menschliche Tendenz, reflexartig andere für kommunikative Misserfolge verantwortlich zu machen. Umso mehr brauche es im Berufsleben sowie in Politik und Gesellschaft allgemein eine Kultur, in der die eigene Fehlbarkeit und die der anderen einkalkuliert und ausdrücklich erlaubt ist. Oder wie Brandl es formuliert: „Wir brauchen mehr Mut zu überlebbaren Fehlern.“ Nur darin liege die Chance, etwas zu lernen und besser zu machen. Immerhin seien zwischenmenschliche Beziehungen das, was Menschen trotz der rasanten Entwicklung von künstlicher Intelligenz von Maschinen abhebe. „Computer können keine Beziehungen bauen.“

So liege das Geheimnis erfolgreicher Kommunikation vor allem im Bewusstsein für deren Unzuverlässigkeit. Denn neben unterschiedlichen Interpretationen gebe es eine Vielzahl weiterer Faktoren, die das Verständnis füreinander erschweren. Eines davon sei die Verzerrung. Beispiel: „Sie können ein verliebtes Paar im Nieselregen in den Schlachthof setzen und die finden das immer noch romantisch.“

Ein Aufkleber mit der Aufschrift „Remove before flight“ („Vor dem Flug entfernen“) , der sich auf jedem Platz befand, sollte die Besucher künftig an die Eindrücke des Abends erinnern. Und die spendeten langen Applaus für das gelungene Staffelfinale.

Bergisches Wissensforum

Partner: Das Solinger Tageblatt und der Remscheider General-Anzeiger veranstalten die Vortragsreihe gemeinsam mit der Agentur Sprecherhaus – die Volksbank im Bergischen Land und die Firma Walbusch unterstützen das Format. Weitere Infos

Referent: Peter Brandl ist Berufspilot, Autor und Kommunikationstrainer.

peterbrandl.de

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