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Wie aus Schülern Künstler werden
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13 Dritt- und Viertklässler hatten noch nie ein Museum von innen gesehen.
Von Jutta Schreiber-Lenz
Solingen. Noch fehlt dem Pappmaché-Obst die Farbe. Aber trotzdem sind die Werke der Kinder, die im Museumsatelier des Kunstmuseums entstehen, zweifelsfrei als Apfel, Banane oder Orange zu erkennen. Mit viel Lust vollenden die 13 Kunst-AG-Kinder aus der Grundschule Katternberger Straße nun ihre Arbeiten, die sie beim vorherigen Termin nicht fertigstellen konnten. Es ist ein besonderes Projekt für die Schülerinnen und Schüler, möglich gemacht unter anderem von der Walbusch-Jugendstiftung.
Einmal in der Woche besuchen die Dritt- und Viertklässler mit zwei Lehrerinnen den außerschulischen Lernort in Gräfrath. „Hier bekommen die Kinder ein ganz anderes, unmittelbareres Verhältnis zu Bildern, Skulpturen und anderen Werken als es in einer Schule zu vermitteln wäre“, sagt Museumsleiterin Gisela Elbracht-Iglhaut. Alle der teilnehmenden Kinder hätten vor dieser AG noch nie ein Museum betreten, ergänzt Schulleiterin Katharina Löwe-Hoffmann.
„Wichtig ist, dass die Kinder regelmäßig ins Museum kommen und sich selbst kreativ ausprobieren können.“
„Die meisten unserer Schüler und Schülerinnen kommen aus Familien, die keinen Bezug zu solchen Themen haben. Folglich bliebe ohne diese besondere AG im Kunstmuseum möglicherweise so manches Potenzial in den Kindern unentdeckt und ungenutzt.“ Die Kunstvermittlung für Kinder und Jugendliche und die museumspädagogische Arbeit mit Schulen ist ein zentraler Schwerpunkt im Kunstmuseum Solingen. Seit vielen Jahren unterstütze die Walbusch-Jugendstiftung diese wichtige Säule der Museumsarbeit.
Angebot richtet sich an Kinder, deren Familien kaum Geld haben
Dankbar ist Löwe-Hoffmann deshalb über die finanzielle Unterstützung. „Wir möchten Kindern und Jugendlichen zu mehr Bildung verhelfen, die ihnen sonst verschlossen bliebe“, betonte Christa Flocke vom Stiftungsvorstand. „Dieses Projekt fördern wir sehr gerne, weil es Kinder erreicht, die nicht auf wirtschaftlich starke Elternhäuser zählen können. Wer scharf rechnen muss mit dem Familienbudget, kann seinen Kindern natürlich keinen Kunstkurs finanzieren.“
Das unterstreicht die Museumsleiterin: „Wichtig an diesem Projekt ist, dass die Kinder regelmäßig zu uns ins Haus kommen, die Ausstellungen anschauen, das Depot kennenlernen und mit diesen Impulsen sich dann selbst kreativ ausprobieren können“, sagt Gisela Elbracht-Iglhaut. „Dadurch bauen sie die innere Schwelle ab, wird Kunst im positiven Sinne etwas Selbstverständliches und wird erst recht interessant.“
Werke werden zum Abschluss in der Schule ausgestellt
Auf einem Tisch abseits der Werkbank liegen längst fertiggestellte Werke aus vorangegangenen Projekten des ein Schuljahr dauernden Kunstkurses. Zum Beispiel ausdrucksstarke Fotoporträts der Kinder, alle mit weißem Renaissance-Rüschenkragen aufgenommen und die Rahmen mit Knöpfen, Federn, Perlen oder angemalten Kronkorken zu wahren Meisterwerken verschönert. „Impuls dafür waren Bilder aus dem 16. Jahrhundert“, berichtet Stefanie Fleig, die begleitende Museumspädagogin. „Diese Art der Mode hat die Kids schwer beeindruckt und so entstand die Idee.“
Die im Kunstmuseum entstandenen Werke werden später in der Schule ausgestellt, sagt Katharina Löwe-Hoffmann. „Eine wunderschöne Wertschätzungserfahrung für die kleinen Künstler und Künstlerinnen.“
Über die Stiftung
Die Walbusch-Jugendstiftung möchte dazu beitragen, die Chancengleichheit junger Menschen in Schule, Ausbildung und Beruf zu fördern. Sie wurde im Jahr 2008 von Thomas Busch, Gesellschafter und Mitglied des Beirates des Hauses Walbusch, ins Leben gerufen.