Notsituation

Wenn die Umzugshelfer fehlen

Mit einigen Freunden sowie Unterstützung des Vereins Wir in der Hasseldelle konnte eine Solingerin doch noch ihren Umzug organisieren. Dieser sei für sie zwingend notwendig gewesen.
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Mit einigen Freunden sowie Unterstützung des Vereins Wir in der Hasseldelle konnte eine Solingerin doch noch ihren Umzug organisieren. Dieser sei für sie zwingend notwendig gewesen.

Ohne Unterstützung des Vereins Wir in der Hasseldelle wäre eine Solingerin aufgeschmissen gewesen.

Von Kristin Dowe

Solingen. Inzwischen haben einige freiwillige Helferinnen und Helfer vom Verein „Wir in der Hasseldelle“ fleißig mit angepackt, um eine Solingerin, die ungenannt bleiben möchte, bei ihrem Umzug zu unterstützen. Aus Gründen, die nicht öffentlich gemacht werden können, ist die 54-Jährige gezwungen, ihre Wohnung in Wald zu verlassen.

Das Problem: Weder konnte sie sich ein Umzugsunternehmen leisten, noch hatte sie Freunde oder Bekannte, die körperlich dazu in der Lage gewesen wären, den Umzug mit ihr zu stemmen. Als die neue Wohnung in Sicht war und sie die alte dringend verlassen musste, stand sie entsprechend unter Zeitdruck. „Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll“, wandte sie sich in einem Hilferuf an das Tageblatt.

Zwar habe das Jobcenter ihr einen Gutschein für einen Umzugstransporter gewährt, der aber kurzfristig nirgendwo verfügbar gewesen sei. „Der Wagen allein hätte mir nicht weitergeholfen, da ich nun mal nicht allein meine Möbel schleppen und montieren kann“, schilderte sie ihre Situation. Ihren Antrag auf ein Umzugsunternehmen habe das Jobcenter rundweg abgelehnt – auf ihren Widerspruch folgte keine Reaktion.

Zurzeit stehen wir Oberkante Unterlippe.

Mike Häusgen, Leiter des Solinger Jobcenters

Mike Häusgen, Leiter des Solinger Jobcenters, räumt auf Nachfrage einen Fehler ein: „Ich möchte gar nicht drumherum reden, dass wir zurzeit Oberkante Unterlippe stehen. Manche Vorgänge können einfach nicht mit der gebotenen Schnelligkeit bearbeitet werden.“ Der Widerspruch der 54-Jährigen sei tatsächlich durch ein Versehen untergegangen.

Was hat die ST-Nachfrage gebracht?

Auf die ST-Nachfrage hin habe man sich den Fall noch einmal genauer angeschaut und der Betroffenen daraufhin auch das Umzugsunternehmen bewilligt. Dies war ihr zufolge schlussendlich nicht mehr notwendig, weil der Umzug dann bereits größtenteils mit Hilfe des Vereins gemeistert werden konnte.

Doch habe sie im Nachhinein auch Verständnis für die besondere Belastungssituation der Beschäftigten. „Ich war einfach am Ende“, sagt sie rückblickend.

Besteht im Jobcenter weiter Personalmangel?

Der Personalmangel im Jobcenter sei laut Mike Häusgen nun erst mal behoben – im vergangenen Jahr seien rund 50 neue Mitarbeitende, darunter Fallmanager und Leistungssachbearbeiter, eingestellt worden. „Es ist eine gewaltige Herausforderung, die alle einzuarbeiten. Ich gehe davon aus, dass sich die Situation in zwei bis drei Monaten entspannt haben wird.“

Da auch viele Fälle von Geflüchteten aus der Ukraine bearbeitet werden müssten, lege das Jobcenter zurzeit die Priorität auf den Leistungsbezug. „Natürlich sollten andere Dinge wie ein Umzug deshalb nicht durchs Raster fallen. Entscheidend wichtig ist für uns aber, dass die Leute am Monatsersten Geld zum Leben auf dem Konto haben“, sagt der Leiter der Behörde unumwunden.

„Wir leisten in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe. Das Gesetz sieht vor, dass Leistungsempfänger alles unternehmen müssen, um ihre Hilfsbedürftigkeit zu beenden.“ Zwar stelle das Jobcenter bei einem zwingend notwendigen Umzug einen Transporter sowie 20 Euro Aufwandsentschädigung pro freiwilligem Helfer zur Verfügung, ein Umzugsunternehmen werde jedoch eher bei Vorlage eines ärztlichen Attests genehmigt. Bei der Solingerin habe ein komplexerer Fall vorgelegen.

„Gerade während der Ukraine-Krise haben wir im Jobcenter eine hohe Fluktuation gehabt, die für die Arbeit nicht gerade förderlich ist. Insofern kann ich meinen Mitarbeitern keinen Vorwurf machen, wenn mal ein Fehler passiert.“ Die Einführung des Bürgergeldes zum 1. Januar sei eine zusätzliche Belastung.

Auch für gemeinnützige Vereine wird es schwieriger

Derweil sei es auch für gemeinnützige Vereine wie Wir in der Hasseldelle, zunehmend schwieriger, allen Betroffenen beispielsweise bei einem Umzug zu helfen, sagt Carsten Heinrichs, der dort Aquaris, ein Qualifizierungsprojekt für Jugendliche, leitet.

Die Akteure der verschiedenen Maßnahmen seien in der Stadt gut vernetzt – so sei auch der Kontakt zu der Solingerin entstanden, die aktuell in der Kreativwerkstatt in Wald tätig ist. „Es gibt immer weniger Maßnahmen, die so etwas unterstützen.“ Mit dem Jobcenter pflege der Verein insgesamt eine gute Zusammenarbeit.

Kontakt

Das Jobcenter versuche, persönliche Vorsprachen auf ein Minimum zu reduzieren, berichtet Mike Häusgen. Wer sein Anliegen nicht telefonisch unter Tel. 2 90 38 00 klären konnte, solle sich gerade bei komplexeren Sachverhalten per Mail an die Behörde wenden: jobcenter@solingen.de

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