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Wanderung führt über die Trasse bis zur alten Wasserburg

Das Haupthaus von Schloss Lüntenbeck beherbergt ein Restaurant, im großen Saal vollzieht das Standesamt Trauungen, andere Räume werden für unterschiedliche Veranstaltungen vermietet.
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Das Haupthaus von Schloss Lüntenbeck beherbergt ein Restaurant, im großen Saal vollzieht das Standesamt Trauungen, andere Räume werden für unterschiedliche Veranstaltungen vermietet.

Diesmal geht es nach Wuppertal - genauer: von Vohwinkel bis zum Schloss Lüntenbeck. Für die Tour sollten Wanderer annähernd 2 Stunden Zeit einplanen.

Von Andreas Erdmann

Wuppertal. Unsere heutige Wanderung führt uns von einem Stück der Wuppertaler Nordbahntrasse nach Schloss Lüntenbeck und in den umliegenden Wald.

Wir starten vom kleinen Park „Stationsgarten“ nahe der Endhaltestelle der Wuppertaler Schwebebahn in Vohwinkel. Dort befand sich das 1877 von der Preußischen-Eisenbahn-Gesellschaft erbaute Bahnhofsgebäude der damals selbstständigen Stadt Vohwinkel. Nördlich des Parks verliefen die Gleise der von Düsseldorf nach Hagen verlaufenden Bahnstrecke.

Wir folgen dem Weg „Am Stationsgarten“ zum Parkplatz am Akzenta-Markt. Etwa hier, westlich des Lienhardplatzes und der Bahnstraße, stand schon 1841 ein von der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft in Betrieb genommener Vorgängerbahnhof. Wir gehen in östlicher Richtung über den Parkplatz hinaus auf die Nordbahntrasse, die parallel zu den Bahngleisen verläuft. 1896 eröffnet, zieht sich die 22 Kilometer lange Eisenbahnstrecke auf einer West-Ost-Achse über die nördlichen Hänge Wuppertals. Als weltweit längste innerstädtische ehemalige Bahnroute verbindet sie Elberfeld mit der Solinger Korkenziehertrasse im Westen und der Barmer Kohlenbahn im Osten. 1991 wurde sie stillgelegt und ab 2005 durch den Verein Wupperbewegung zum Fuß- und Radweg umgebaut. Zur Linken liegt der heutige, 1908 eröffnete Vohwinkeler Bahnhof. Bei dem Bau mit der großen Empfangshalle handelt es sich um einen an einem Bahnknotenpunkt liegenden Keilbahnhof, der die Strecken Elberfeld, Düsseldorf/Köln und Essen miteinander verbindet. Anfangs schloss sich ein drei Kilometer langer Rangierbahnhof im Südwesten an, der abgebrochen wurde. Wir kommen an einem Zugang zu den Gleisen und einem Rastplatz vorbei, erreichen die Herderstraße und passieren die Eisenbahnbrücke.

Auf dem weitläufigen Fabrikgelände rechts an den Gleisen befanden sich früher die Homann-Werke. 1902 von Wilhelm Homann gegründet, wurden dort zunächst Gasherde, Heizöfen, Heizungsverkleidungen sowie Fahrplantafeln für die Eisenbahn hergestellt. In den 1920er Jahren konzentrierte sich der mit 800 Beschäftigen damals größte Betrieb Vohwinkels auf Herde und Küchengeräte. Rechts hinter der Brücke, entlang des Homanndamms zweigt ein Wanderweg ab. Er führt an einer Skateranlage vorbei und linker Hand zurück auf die Trasse. Am lang gestreckten Weg liegen ein Sportgelände und Mauerreste aus der Eisenbahnzeit. Hier und da ergeben sich Ausblicke in die Landschaft. Ein großes Schild erinnert an den Standort des einstigen Bahnhofs Lüntenbeck. Gegenüber erblicken wir einen riesigen grünen Kugelgasbehälter. Der von den Wuppertaler Stadtwerken als „Gasbehälter Möbeck“ bezeichnete Koloss hat einen Durchmesser von 47,3 Metern, ein Volumen von 55 000 Kubikmetern und eine Oberfläche von etwa 7000 Quadratmetern. Er besteht aus 30 Millimeter starkem Stahlblech. 1958 vom MAN Werk Gustavsburg erbaut, galt er anfangs als größter Kugelgasbehälter der Welt und bis in die 1980er Jahre noch als größter seiner Art in Europa.

Am Rastplatz weist das Schild „Schloss Lüntenbeck“ auf den Pfad, der zur Straße Weidenhang führt. Unten geht es links in die Straße Heuweg, dann rechts auf den Fahrweg nach Schloss Lüntenbeck. Das Schloss war ursprünglich eine Wasserburg, die zu einem von zwölf Rittergütern im Amt Solingen zählte. Mit seiner weitgehend unverändert erhaltenen Parkanlage gehört es zu den ältesten Gebäuden Wuppertals. Der Rittersitz wurde erstmals 1217 als Besitz des Damenstifts Gerresheim urkundlich erwähnt; aus dieser Zeit stammt wahrscheinlich das Kellergewölbe des Herrenhauses. Auch das neben dem vorderen Schlossteich gelegene Eingangstor und der gut erhaltene Torturm gehörten zur mittelalterlichen Burganlage. Am Turm sind noch Schießscharten und Nischen für Bogenschützen erkennbar.

Vorbei an einem Betonpfosten mit Graffiti-Herz

Das zweigeschossige Hauptgebäude samt dem markanten Turm mit Haubendach wurde im Baustil des Hochbarock in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet. Bauherr war Freiherr Gotthard von dem Bottlenberg. Das bergische, später westfälische Adelsgeschlecht der Bottlenbergs reicht mit „Hermannus de Bodelenberch, Ministerialer des Grafen von Berg“ bis 1189 zurück. Von Schloss Lüntenbeck aus „regierten“ sie über elf abhängige Bauernhöfe zwischen Mettmann und Sprockhövel. Jedes Jahr hielt der „Herr“ unter der Linde Hofgericht mit den Bauern ab, um Pachtangelegenheiten zu regeln. 1792 erwarb der Elberfelder Kaufmann Johannes Plücker Schloss Lüntenbeck. Bis 1971 blieb es ein landwirtschaftliches Gut. Dann setzte es der neue Besitzer Johannes Dinnebier umfassend instand und sorgte für eine Umnutzung der Gebäude. Seit 2000 ist das Schloss im Eigentum eines Familienunternehmens. Das Haupthaus beherbergt ein Restaurant, im großen Saal vollzieht das Standesamt Trauungen, andere Räume werden für unterschiedliche Veranstaltungen vermietet.

In dem Backsteingebäude links im Innenhof befanden sich früher die Stallungen, schräg gegenüber die Wirtschaftsgebäude. Etwas entfernt steht ein prächtiges Fachwerkhaus. Errichtet nach dem Dreißigjährigen Krieg, diente es wohl als Verwaltungsgebäude. Etwas entfernt, vor dem zweiten Stauteich erspäht man ein kurioses Gebäude: ein aufragender Mühlenturm. Dem massiven unteren Teil aus Bruchstein mit dem technischen Mühlenwerk wurde später ein zweistöckiger Fachwerkbau aufgesetzt, der mit dem Mahlbetrieb nichts zu tun hatte. Die Wetterfahne weist auf das Jahr 1760. Die mit einem Wasserrad ausgestattete Kornmühle diente früher als Bannmühle: Die umliegenden abhängigen Höfe waren gezwungen, ihr Korn hier mahlen zu lassen. Ein schöner Blick auf das Gebäude bietet sich von dem Weg aus, der um den Teich herum führt. Darüber liegen noch ein weiterer Teich sowie ein Waldstück, der Tescher Busch. Wir folgen dem Pfad links am Grundstück entlang, bergauf in den Wald. Er ist mit einem W markiert. Oben angelangt, geht es linksum auf dem Waldweg weiter. Durch den Buchenwald kommen wir an einer Rastbank und später am Sportplatz des FSV Vohwinkel 48 vorbei. Der Bahnstraße folgen wir nach links. Am Weg liegt die Gaststätte Zur Lüntenbeck mit warmer Küche und einem Biergarten. Sie bildet das Vereinsheim des FSV Vohwinkel.

Weiter am Weg genießen wir eine wunderschöne Aussicht auf die bewaldeten Hänge Vohwinkels. Rechts unten führt ein Pfad durch die Felder nach Grünewald. Wir folgen der gleichnamigen Straße links bergab und in einer Kehre ins Tal. Unten geht es abermals nach links, dann schräg geradeaus an einem Betonpfosten – mit einem roten Graffiti-Herz – vorbei. Wir folgen den schmalen Weg am Feldrand entlang. Am Ende geht es kurz rechtsum bergauf, dann links durch ein Tor auf den Weg, der unterhalb der Siedlung Kortensbusch herführt. Wir erreichen die Homannstraße. Links geht es zurück zur Brücke Herderstraße. Wir passieren diese und kehren über die Trasse zurück zum Ausgangspunkt.

Tour 59

Länge: Von Vohwinkel nach Lüntenbeck, 7,82 Kilometer

Dauer: ca. 2 Stunden 10 Minuten

Schwierigkeitsgrad: mittelschwer

Ausrüstungstipp: festes Schuhwerk

Bus: Linie 683, Haltestelle Vohwinkel-Schwebebahn

Zum Einkehren:
Restaurant Schloss Lüntenbeck, Lüntenbeck 1, Tel. (02 02) 94 64 99 77
www.restaurant-schloss-lüntenbeck.de
Gaststätte Zur Lüntenbeck, Bahnstraße 202c, Tel. (02 02) 3 17 96 78
Imbiss Kochstube, Vohwinkeler Straße 41, Tel. (02 02) 73 09 66
www.kochstube.de

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