Finanzielle Gründe
Wald: Gemeinde nimmt Abschied von ihrer Kirche
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Nach 40 Jahren geht im evangelischen Gotteshaus an der Fuhr das Licht aus.
Von Moritz Berger
Solingen. Draußen fielen gerade die letzten Sonnenstrahlen dieses Nachmittags vor den Eingang der Kirche. Und dort in der Kälte endete auch der Gottesdienst, der zuvor im Inneren des verwinkelten Gebäudes gefeiert wurde. Die Gläubigen zogen aus der Kirche aus und besiegelten damit zugleich das Ende von rund 40 Jahren Gemeindenutzung.
Genau genommen zog man jedoch nicht mehr aus einer Kirche aus, denn eine solche war es seit wenigen Augenblicken nicht mehr. Der nüchterne graue Bau an der Trasse ist seit Sonntagnachmittag nunmehr ein einfaches Gebäude. Einen letzten Gottesdienst feierte die Walder Gemeinde an der Fuhr, an dessen Ende die Entwidmung der evangelischen Kirche stand.
Wilde Abende im Discokeller
Auf den gepolsterten Stühlen im kleinen Saal nahmen rund 40 Gläubige Platz, um „Abschied von diesem Haus“ zu nehmen. Oder, wie eine ältere Dame nach der Entwidmung bemerkte, „eine Kirche zu beerdigen“. So stand jener letzte Gottesdienst vollends im Zeichen der Erinnerung an die gemeinsamen Erlebnisse, die mit diesem Bau verbunden sind. Etliche Feste, von der Taufe bis zur Beerdigung, seien hier mit vielen Menschen gefeiert worden, erinnerte sich die Gemeinde. „Zusammen mit den unzähligen Gottesdiensten hier bleiben diese Erinnerungen unvergesslich“, hieß es am Sonntag in einem Gebet.
Auch Pfarrer Bernd Reinzhagen bilanzierte in seiner Predigt: „Die Zeit hier in dieser Kirche war gut, sogar sehr gut.“ Dabei dachte er zurück an die vielen Erlebnisse in dem nüchternen Gebäude: Von der Bastelaktion bis zum Adventsbasar habe alles in dem Gemeindezentrum stattgefunden. Zudem hätten zahlreiche Gruppen dort Raum gefunden, von den Kleinen bis zu den Senioren. So fand neben der Kinderkirche auch die Jugendarbeit an der Fuhr statt, verbunden mit mancher Erinnerung an „wilde Abende in unserem Discokeller“.
Vor diesem Hintergrund betonte Reinzhagen, dass „einige Leben untrennbar mit diesem Ort verbunden sind“. So habe diese Kirche über all die Jahre vielen Menschen Geborgenheit und auch eine Heimat gegeben. Aus diesem Grund gelte es nun, in Dankbarkeit auf die vielen gemeinsamen Momente zurückzublicken, sagte er in seiner Predigt. Dabei seien mit diesem Ort große Emotionen verbunden, so dass die Entwidmung „Trauer und Wehmut“ empfinden lasse, erklärte Pfarrer Stefan Ziegenbalg, der zusammen mit Reinzhagen diesen letzten Gottesdienst feierte.
Obwohl die Außerdienststellung des Gebäudes kein besonderer Akt ist, so ließ sich dennoch die Bedeutung dieses Moments spüren. Etwa 40 Jahre nach der Einweihung am 28. Mai 1981 wurde in der Kirche das Licht gelöscht. Dabei wurden nicht nur die Kerzen auf dem Altar ausgepustet – selbst die lichtbringende Osterkerze verließ den kleinen Saal und wurde hinausgetragen. Auch die Bibel und das Abendmahlsgeschirr blieben nicht zurück, sondern wurden – ebenfalls von den Presbytern – aus der Kirche gebracht. „Durch die Schließung dieser Wohnzimmerkirche entsteht einfach eine Lücke“, beschrieb Bernd Reinzhagen die Bedeutung für die Gemeinde.
Weniger Mitglieder bedeuten weniger Kirchensteuern
Dennoch habe es sich nicht vermeiden lassen. Vor allem finanzielle Gründe seien für die Entwidmung des Baus ursächlich. „Die Zeiten kirchlicher Prosperität sind vorbei“, sagte Reinzhagen und verwies auf die demografische Entwicklung. Dazu komme noch die sinkende Zahl an Mitgliedern und die damit einhergehenden geringeren Erträge aus der Kirchensteuer. Bereits 2017 sei der Beschluss getroffen worden, das Gebäude an der Fuhr aufzugeben. Nach der Zustimmung durch die Landeskirche wurde dieser Schritt nun am Sonntag vollzogen.
Hintergrund
Nach rund 40 Jahren hat die evangelische Kirchengemeinde Wald den Bau an der Trasse außer Dienst gestellt. Man hofft, das Gebäude in gute Hände geben zu können. Vor einigen Jahren hat die Gemeinde bereits die Kapelle an der Frankenstraße aufgegeben. Kommenden Sonntag soll die Kirche Weyer an der Sternstraße entwidmet werden.