Solingens Nordosten
Viele Ideen, aber kein Geld für Gräfrath
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Ein größeres Förderprogramm für Solingens Nordosten ist nicht in Sicht.
Von Andreas Tews
Solingen. Nach dem Anschluss der Heimatwerkstatt in Gräfrath wollen die Verantwortlichen den Bürgern zeigen, dass die Entwicklung weitergeht. Ein größeres Förderprogramm wie in Ohligs, Burg oder Wald werde es aber auf absehbare Zeit nicht geben, teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage der Gräfrather SPD-Bezirksfraktion mit. Dennoch sollen noch in diesem Jahr einige Ideen aus der Heimatwerkstatt in Angriff genommen werden.
Bei der vom Land geförderten Heimatwerkstatt hatten die Gräfrather bei verschiedenen Veranstaltungen Ideen für die Zukunft ihres Stadtteils gesammelt. Sie wünschten sich vor allem Stätten für Begegnung, zum Beispiel einen Dorfladen mit Bürgertreff oder ein Stadtteilbüro sowie eine Mehrzweckhalle oder Veranstaltungen und Sport für Jung und Alt. Bei der Projektleitung des Heimatvereins waren zudem viele Hinweise von Bürgern eingegangen. Der Abschluss war im Oktober.
Nach der Ideenfindung beginne die Umsetzung, hatte Bezirksbürgermeisterin Ruth Fischer-Bieniek (Grüne) im Januar beim Neujahrsempfang der Bezirksvertretung Gräfrath erklärt. Aus ihrer Sicht würde dafür außer finanziellen Mitteln auch „Manpower“, zum Beispiel in Form eines Stadtteilmanagers, benötigt, sagte sie.
Als Grundlage für Förderanträge reiche der Abschlussbericht der Heimatwerkstatt aber nicht aus, schreibt die Stadtverwaltung jetzt in ihrer Antwort. Auch ein Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept (ISEK) wie für Ohligs, Burg oder Wald könne er nicht ersetzen. Dafür seien umfassendere Konzepte nötig.
Wegweiser und Themenrouten könnten erste Schritte sein
„Der Abschlussbericht der Heimatwerkstatt fokussiert zu sehr auf den historischen Stadtkern von Alt-Gräfrath. Es müssten aber auch Stadtteile wie Central, Schlagbaum oder Vogelsang und Fuhr und die Situation der dortigen Bevölkerung in den Blick genommen werden“, heißt es weiter aus dem Rathaus. Auch ein Stadtteilbüro sei für Gräfrath nicht in Sicht. Dieses sei nur über die Förderung im Zuge eines ISEKs möglich. Mit einem vierten Landesförderprogramm dieser Art könne Solingen aber derzeit nicht rechnen. Aus der Antwort der Stadtverwaltung geht außerdem hervor, dass ihre personellen Möglichkeiten in diesem Zusammenhang begrenzt sind.
Für das weitere Vorgehen haben die Verantwortlichen des Heimatvereins und Planungsdezernent Andreas Budde (parteilos) einen Gesprächstermin für August vereinbart. Als Signal an die Bürger will man Ideen angehen, die ohne große Fördermittel umzusetzen sind. Zusammen werde eine Prioritätenliste erarbeitet. Ganz oben könnten darauf eine touristische Gräfrath-Karte, erlebbare Wegweiser, Themenrouten, ein Filmwettbewerb oder ein Freilichtkino stehen.
Standpunkt von Manuel Böhnke: Luftleerer Raum
Bürgerbeteiligung ist in aller Munde. Und das völlig zurecht: Wer in einer Stadt lebt, sollte daran mitwirken können, in welche Richtung sie sich entwickelt. Genau diese Chance haben die Gräfrather genutzt. Im Zuge der – ironischerweise vom Land geförderten – Heimatwerkstatt im vergangenen Jahr machten sie rund 850 Hinweise und schrieben mehr als 1800 E-Mails mit Vorschlägen für die Zukunft des Stadtteils. Zahlreiche Menschen kamen im Oktober zur Abschlussveranstaltung auf dem historischen Marktplatz. Zwar wird den meisten vor Ort klar gewesen sein, dass Solingens angespannte Haushaltslage wenig Spielraum für große Visionen lässt.
Dennoch zeigt sich an diesem Beispiel erneut, wie wichtig es für die Demokratie ist, dass Land und Bund arme Kommunen finanziell endlich entlasten. Denn wenn der Großteil der Anregungen engagierter Menschen ohne realistische Chance auf Umsetzung in den luftleeren Raum gesendet wird, können wir uns diese Form der Bürgerbeteiligung eigentlich direkt sparen.