Betreuung

Das lange Warten auf den Kita-Platz

Raffaela De Simone, Leiterin der Kita Zwappel, bedauert, für den kommenden Sommer bei mehr als 60 Bewerbungen, nur 22 Kindern einen Platz anbieten zu können.
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Raffaela De Simone, Leiterin der Kita Zwappel, bedauert, für den kommenden Sommer bei mehr als 60 Bewerbungen, nur 22 Kindern einen Platz anbieten zu können.

1500 Kita-Plätze werden im Sommer neu besetzt – viele Eltern werden in Solingen aber wieder leer ausgehen. Der Bedarf ist deutlich höher.

Von Simone Theyßen-Speich

Solingen. Nicole und Thomas Schmidt (Name geändert) haben lange gezittert, nachdem sie im Portal Kita-Online hinterlegt hatten, dass sie für den Sommer 2023 einen Kitaplatz für ihre zweijährige Tochter suchen. Die zwei Absagen im vergangenen Jahr kamen schnell, vor einigen Wochen kam dann die erlösende Mail „Zusage beabsichtigt“. So wie den jungen Eltern geht es derzeit vielen Familien in Solingen. Für etliche, wie auch Familie Schmidt, hängt von der Zusage auch die Entscheidung ab, ob beispielsweise die Mutter beruflich wieder einsteigen kann.

1500 Kitaplätze werden in diesem Sommer in den 92 Kitas der Stadt neu besetzt, teilt die Verwaltung mit. Die Nachfrage für Kinder zwischen null und sechs Jahren wird aber auch in diesem Jahr wieder deutlich höher sein. Die genauen Zahlen wird die Verwaltung erst bei der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses (JHA) am 14. März vorstellen.

Bis spätestens sechs Monate vor Betreuungsbeginn, also bis Anfang Februar für den Kita-Start im August, musste der Wunsch nach einem Platz beim städtischen Jugendamt gemeldet werden, so die gesetzliche Vorgabe. „Wir empfehlen aber immer eine Meldung bis spätestens September des Vorjahres. Bis zu drei Wunschkitas können die Eltern in dem Online-Portal angeben“, erklärt Christoph Steinebach, Abteilungsleiter des für die Platzverteilung zuständigen Familienbüros im Stadtdienst Jugend.

Ab Mitte April kommt die schriftliche Zusage

Auf die endgültige feste Zusage müssen die Familien aber noch warten. „Die konkrete Aufnahme findet immer nach der Rücksendung des Betreuungsvertrages zwischen Kita und Eltern statt, in der Regel ist das ab Mitte April“, so Christoph Steinebach.

„Es ist noch Bewegung im System.“

Christoph Steinebach

Die Vorentscheidungen sind aber – bis auf wenige Ausnahmen – in den Kitas meist schon gefallen. „Wir können im Sommer 22 Kinder neu aufnehmen, hatten für die Plätze aber über 60 Bewerbungen“, erzählt Raffaela De Simone, Leiterin der Kita Zwappel. In der Elterninitiative an der Nordstraße werden insgesamt 85 Kinder in vier Gruppen betreut.

Für die Auswahl gebe es klare Regeln. „Wir wählen nach Mädchen-Jungen-Verteilung und Geschwisterkindern aus, auch Vorschulkinder werden bevorzugt“, erklärt die Leiterin. Problematisch sieht sie aber den allgemeinen Mangel an Kitaplätzen. „Das führt dazu, dass wir schon Eltern hatten, die noch vor der Entbindung ihr Kind anmelden wollten.“ Auch verschärfe der Fachkräftemangel die Kita-Situation. „Aktuell würden wir im Zwappel gerne noch eine PIA-Auszubildende einstellen“, so De Simone.

Am 14. März steht das Thema auf der Tagesordnung des Jugendhilfeausschusses. Das Land hat die Kommunen verpflichtet, die Kita-Kontingente, die einen hohen Finanzposten darstellen, durch einen Beschluss im Ausschuss zu verabschieden. Danach muss das Land die Meldung der Stadt noch formal bewilligen. Das sei in der Regel unproblematisch, so Steinebach. Einer besonderen Genehmigung bedarf es jedoch, wenn die Anzahl an 45-Stunden Plätzen für Kinder über drei Jahre im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigt.

Ob und wie viele Plätze im Sommer fehlen, könne jetzt noch nicht gesagt werden, da „noch Bewegung im System“ sei. Viele Eltern befürchten aber, am Ende ohne Kitaplatz für ihr Kind dazustehen. Gewachsen ist der Bedarf unter anderem, weil die Stadt ihre Bevölkerungsprognose angepasst hat und jetzt mit 1550 statt 1500 Kindern pro Geburtenjahrgang rechnet. Bei sechs Jahrgängen im System seien das alleine 300 Kinder mehr.

Hinzu kommt auch, dass mehr Familien ihr Kind früher in die Kita geben möchten. Die Stadt hat die Planungsquote von 42 Prozent Bedarf für Kinder unter drei Jahren (U3) ab dem Jahr 2025 auf 48 Prozent hochgesetzt.

Als Alternative für Unter-Dreijährige verweist die Stadt auf die Betreuung in der Kindertagespflege. Das Platzangebot bei Tageseltern soll weiter ausgebaut werden. Interessierte Eltern von U-3-Kindern können sich per E-Mail bei der Stadt melden: tageseltern@solingen.de und kita-online@solingen.de

Kita-Ausbau

In diesem Jahr sollen die Kita Kuckesberger Zwerge, eine Elterninitiative in Ohligs mit anderthalb Gruppen sowie die sechsgruppige Kita Glückspilze an der Schwabenstraße an den Start gehen. Von den Glückspilzen der Bethanien Diakonissen-Stiftung gibt es bereits zwei Vorläufergruppen an der Elsa-Brändström-Straße.

Standpunkt von Simone Theyßen-Speich: Vorschuljahr festlegen

simone.theyssen-speich@solinger-tageblatt.de

Für die betroffenen Eltern ist es nervenaufreibend. Im vergangenen Sommer haben viele junge Familien noch bis weit ins Frühjahr hinein nach einem Betreuungsplatz für ihr Kind gesucht. Manchmal gab es noch eine Lösung auf den letzten Drücker. Etliche Eltern mussten ihre Berufspläne aber auch noch kurzfristig umwerfen, den geplanten Wiedereinstieg in den Beruf verschieben oder Großeltern zur Kinderbetreuung überreden.

Anders als in den Grundschulen, wo es im vergangenen Sommer in den ersten Klassen wegen des großen Jahrgangs auch extrem voll wurde, kann man bei der Kitaplanung aber nicht davon ausgehen, dass der komplette Jahrgang zu einem Stichtag in die Kitas wechselt. War früher der Kitastart ab drei Jahren die Regel, so wünschen die meisten Eltern jetzt einen Platz schon für Zweijährige – oder früher.

Eine politische Lösung wäre – wie auch in den meisten anderen Ländern – zumindest das letzte Kitajahr als „Vorschuljahr“ verpflichtend zu garantieren – und den Kommunen zu finanzieren.

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