Landgericht in Wuppertal

Verletzter schweigt im Prozess um sieben Messerstiche in Ohligs

Versuchtes Tötungsdelikt in Solingen-Ohligs
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Die Polizei sicherte in der Tatnacht Spuren an der Gaststätte in Ohligs.

Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen im Justizzentrum, als das Opfer des Messerangriffs am Montag aussagen soll.

Von Dirk Lotze

Solingen. In einem Verfahren um lebensgefährliche Messerstiche in einem Ohligser Lokal schweigt das 31 Jahre alte Opfer. Vor dem Landgericht Wuppertal berief sich der Mann am Montag auf sein Recht, keine Angaben zu machen: Er wolle sich nicht strafrechtlich belasten. Laut Videoaufnahmen und Zeugenaussagen hatte er bei dem Geschehen vom Morgen des 15. Mai 2022 eine scharfe Pistole bei sich. Er soll versucht haben, auf seine Gegner zu feuern. Gescheitert sei das, weil die Waffe defekt gewesen sei.

Angeklagt wegen der Messerstiche sind vier Brüder im Alter von 20, 23, 28 und 31 Jahren, die ein Geschäft im Stadtteil betreiben. Sie befinden sich unter dem Vorwurf des gemeinsamen, versuchten Totschlags in Untersuchungshaft. Der Jüngste habe im Kampf siebenmal mit voller Kraft zugestochen. Der Verletzte überlebte durch eine Notoperation. Hintergrund soll laut zwei der Angeklagten jahrelanger Streit gewesen sein, mit angeblichen Drohungen durch den Verletzten. Der Kampf sei von ihm ausgegangen. Sie hätten sich gewehrt, als sie seine Pistole gesehen hätten – um nicht erschossen zu werden.

Der Geschädigte steht wegen unerlaubten Waffenbesitzes in einem eigenen Prozess vor dem Amtsgericht Solingen. Das ist der Grund für sein Schweigerecht. Rund um den Auftritt des Mannes eskalierte über den Vormittag ein Streit zwischen dem Vorsitzenden Richter und einem Rechtsanwalt der Verteidigung - bis zu gegenseitigem Ins-Wort-Fallen.

Wortgefecht wurde durch Sitzungspause unterbrochen

Der Anwalt erläuterte auf Frage unserer Zeitung, der Vorsitzende habe vor dem Termin den 31-Jährigen zunächst abgeladen, weil der sich auf sein Schweigerecht berufen habe. Dann sei der Mann aber doch im Gericht erschienen und sollte anscheinend befragt werden: „In der Situation wusste ich nicht, was das Gericht vor hat.“ Auf eine mögliche Aussage hätte er sich vorbereiten wollen, fügte der Anwalt hinzu. Deshalb habe er die Unterbrechung des Prozesses beantragen wollen. Aufgrund der Aussagen, der Videoaufnahmen und des Verhaltens des Verletzten im Zeugenstand müsse das Gericht seinen Mandanten aus der Untersuchungshaft entlassen.

Gericht will in dieser Woche noch an zwei Tagen weiterverhandeln

Zu keinem der Themen gab ihm der Richter das Wort: Der Anwalt sollte seine Anträge am Ende des Sitzungstags stellen – und damit nach der heiklen Zeugenaussage. Das sich im Kreis drehende Wortgefecht durchbrach der Vorsitzende schließlich durch Sitzungspausen.

Zu seiner Zeugenaussage war der 31-Jährige unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen ins Wuppertaler Justizzentrum gebracht worden. Das Gericht will diese Woche noch an zwei Tagen weiter verhandeln.

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