Verkehr

Neue Veloroute zwischen Ohligs und Mitte verlangt Kompromisse

Das Interesse an der Informationsveranstaltung mit (hinten von links) Nina Brattig (FDP), Gerlinde Steingrüber (CDU-Mittelstandsvereinigung) und Claudia Seyfried (Stadt Solingen) war groß. Etwa 100 Besucher folgten der Diskussion im Autohaus von Keitz.
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Das Interesse an der Informationsveranstaltung mit (hinten von links) Nina Brattig (FDP), Gerlinde Steingrüber (CDU-Mittelstandsvereinigung) und Claudia Seyfried (Stadt Solingen) war groß. Etwa 100 Besucher folgten der Diskussion im Autohaus von Keitz.

Kritiker und Befürworter treffen sich: Das sind ihre Argumente.

Von Andreas Tews

Solingen. Wenn an einer Hauptverkehrsachse 200 Abstellmöglichkeiten für Autos wegfallen können, ist das für Anwohner und Geschäftsinhaber ein Reizthema.

Dementsprechend groß war das Interesse an einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zur geplanten Veloroute von Ohligs nach Solingen-Mitte, zu der die CDU-Mittelstandsvereinigung, der CDU-Stadtbezirksverband Ohligs / Aufderhöhe / Merscheid und die Solinger FDP eingeladen hatten.

Die etwa 100 Besucher diskutierten im Autohaus von Keitz an der Merscheider Straße engagiert, aber sehr sachlich. Skeptiker und Befürworter hielten sich die Waage und erkannten: Ohne Kompromisse wird es beim Projekt Veloroute nicht funktionieren.

Bei ihren einführenden Worten betonte Stadtplanerin Claudia Seyfried mehrfach, dass zu der Veloroute bisher nur eine Machbarkeitsstudie vorliege. Dabei handele es sich noch nicht um eine Planung.

Welche Routenführung wird für die Veloroute favorisiert?

Klar ist aber: Die Autoren der Studie favorisieren eine Routenführung entlang der Hauptverkehrsstraßen, also unter anderem auf der Kamper und Merscheider Straße sowie der Beethovenstraße. Um Platz für den Radweg zu schaffen, könnten bis zu 200 Stellplätze am Straßenrand wegfallen. Dies könne in Seitenstraßen aufgefangen werden.

Einige Anwohner bezweifelten dies bei der Veranstaltung aber. Zudem verwiesen sie darauf, dass Senioren und Gehbehinderten der längere Fußweg in die Seitenstraßen nicht zugemutet werden solle. Skeptiker warfen auch die Frage auf, ob ein solcher Radweg benötigt werde. Derzeit seien jedenfalls kaum Radfahrer auf der Merscheider Straße zu sehen.

Eine Anwohnerin der Grünewalder Straße gab zu bedenken, dass auf der Fahrbahn markierte Radwege auf Hauptverkehrsstraßen kaum für Sicherheit sorgen. Sie fragte, warum die Veloroute nicht über Nebenstraßen geführt werden könne.

Andere sprachen sich für eine Route entlang der Viehbachtalstraße aus. Dagegen spreche laut Seyfried aber, dass dort zu wenige Menschen wohnen, die eine Veloroute nutzen könnten. Ein weiteres Hindernis sei, dass die Stadtautobahn dem Land NRW gehöre.

Würden die Ausweichparkplätze für alle Anwohner reichen?

Bedenken äußerten auch Autohausinhaber Franz-Josef Schönauen. Er wolle auf dem Grundstück seines Geschäfts zwar zusätzliche Parkplätze für Kunden schaffen. Zweifel äußerte er aber an der These, dass die Plätze in den Nebenstraßen für alle Anlieger ausreichen werden. Schönauen gab zu bedenken, dass Autos, mit welcher Antriebsart auch immer, bei der Verkehrswende nicht abgeschafft würden.

Unternehmer Ottomar Wolff bezeichnete die Hauptverkehrsstraßen unter anderem deswegen als nicht geeignet für eine Veloroute, weil der Radweg dort 38 andere Straßen kreuzen und an 26 Bushaltestellen vorbeiführen würde. Der Seniorchef einer Maschinenfabrik im Gewerbegebiet Scheuren sprach sich dafür aus, dieses Gebiet direkt an die Viehbachtalstraße anzuschließen. Auch aus Sicht von Anwohnern wäre dies eine geeignete Lösung, um die Merscheider Straße von Schwerlastverkehr zu entlasten.

IHK-Geschäftsführer Thomas Wängler zeigte sich offen für eine Veloroute. Allerdings müssten dabei die Interessen der anliegenden Unternehmer berücksichtigt werden.

Was sind die Argumente der Befürworter einer Veloroute?

Auch Befürworter des Radweges forderten, die Diskussion um eine Veloroute ehrlich zu führen. Zum Beispiel dürfe nicht „verharmlost“ werden, dass dem motorisierten Verkehr, zumindest dem ruhenden, Platz weggenommen werde. Ihr Hauptargument für einen Radweg ist die Sicherheit für die Radfahrer. Sie zeigten sich überzeugt davon, dass ein Radweg, wenn er vorhanden sei, auch genutzt werde.

Manch ein Anwohner warf aber die Frage auf, ob auch ein „normaler“ Radweg mit einer geringeren Anforderung an Ausstattung und Breite ausreichen würde. Stadtplanerin. Seyfried stellte klar: Wird eine Straße saniert oder umgebaut, muss, wenn möglich, auf jeden Fall Platz für Radfahrer und Fußgänger geschaffen werden.

Wir sollten die verschiedenen Verkehrsteilnehmer nicht gegeneinander ausspielen.

Marc Westkämper (CDU)

Deutlich wurde bei der Diskussion: Kommt die Veloroute, muss der Park- und Lieferverkehr neu organisiert werden. Unter anderem könnte dies durch kombinierte Anwohner- und Kurzzeit-Parkregeln erfolgen.

Der CDU-Stadtbezirksverbandsvorsitzende Marc Westkämper fasste zusammen: „Alle wollen den Radverkehr fördern. Dabei sollten wir aber die verschiedenen Verkehrsteilnehmer nicht gegeneinander ausspielen.“

Veloroute

Standard: Das Velorouten-Konzept wurde in Solingen entwickelt, weil hier die Standards von Radschnellwegen zumeist aus Platzgründen nicht einzuhalten sind. Velorouten sollen einheitlich beschildert sein. Weitere Voraussetzung ist, dass sie auf längeren Strecken umsetzbar sind und gleichzeitig den Radfahrern ein sicheres und bequemes Fortkommen ermöglichen. Bei der vorhandenen Route (Hilden-Ohligs-Wald-Gräfrath-Vohwinkel) sind die Abschnitte, die auf Straßen verlaufen, farblich markiert.

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