Theater und Konzerthaus

Das macht ein Kostümschneider am Theater

Arbeit bis ins Detail: Die goldene Samtweste für einen der Tänzer versieht Jürgen Weynand noch mit einer Pailletten-Borte.
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Arbeit bis ins Detail: Die goldene Samtweste für einen der Tänzer versieht Jürgen Weynand noch mit einer Pailletten-Borte.

Jürgen Weynand arbeitet derzeit für die Eigeninszenierung „Titanic – das Musical“.

Von Simone Theyßen-Speich

Solingen. Die Geschichte von der Jungfernfahrt und dem Untergang der Titanic fasziniert nicht erst, seitdem Leonardo Di Caprio verzweifelt in den Fluten um sein Leben gekämpft hat. Schon vor dem Film gab es das „Titanic“-Broadway-Musical.

Das hat jetzt als eine der größten und umfangreichsten Eigeninszenierungen in der Geschichte des Solinger Theaters und Konzerthauses am 10. Mai Premiere.

Im „Dreiecksraum“, dem Kostümfundus des Theaters, entdeckt der Schneider immer wieder Stücke, die zur Inszenierung passen.

Für den Kostümschneider Jürgen Weynand dreht sich schon seit Wochen alles um das Thema, seit er am 1. März seine Teilzeitstelle im Solinger Theater angetreten hat. Schon in den vergangenen beiden Jahren hat er die Inszenierungen „She loves me“ und „Anything goes“ in Solingen begleitet, seit März gehört er zum festen Team.

Der 59-Jährige ist seit zehn Jahren auch Kostümschneider im Theater am Rathaus in Essen. „Über die Zusammenarbeit mit der Folkwang Universität der Künste in Essen, mit der das Solinger Theater für die Inszenierung kooperiert, kam der Kontakt in die Klingenstadt“, erzählt der gebürtige Saarländer, der seit 30 Jahren als Kostümschneider tätig ist. „Der Beruf war schon immer meine Berufung. Schon als Kind habe ich von Hand Puppenkleider genäht“, erinnert er sich.

Was macht den Beruf des Kostümschneiders aus?

Und was fasziniert ihn daran, nicht die Haute Couture, sondern Kostüme für die Bühne in den Mittelpunkt seines Schaffens zu stellen? „Die Kostüme für die Schauspieler entwickeln sich während der Proben immer weiter“, erzählt Jürgen Weynand. Neben der Suche nach den richtigen Stücken, passend zur Historie der Inszenierung, gehe es auch immer um praktische Aspekte.

„Viel Klettverschlüsse und Druckknöpfe helfen beim schnellen Umziehen, Reißverschlüsse oder Knöpfe würden viel zu lange dauern“, nennt er ein Beispiel. Bei den Schuhen werden die Schnürsenkel oft durch Gummibänder ausgetauscht, damit man schnell reinschlüpfen kann, auch hinter edlen Manschetten mit Manschettenknöpfen verbirgt sich ein Gummizug.

Mit Fingerhut und Fadenschneider – fast alles an der Kostümschneiderei ist individuelle Handarbeit.

„Manchmal haben die Schauspieler nur 15 Sekunden Zeit für einen Umzug“, so der Schneider. Insgesamt 40 Schauspieler stehen bei „Titanic“ auf der Bühne, viele von ihnen haben zwei bis drei Rollen und Kostüme.

Viele Kleidungsstücke für „Titanic“, das 1912 spielt, hat er im Fundus des Solinger Theaters gefunden. Weitere wurden von anderen Häusern ausgeliehen. „Neben dem Theater in Essen kooperieren wir dabei auch mit Krefeld, Hagen oder Düsseldorf.“ Aber jedes Stück müsse immer angepasst werden. „Und die geliehenen Stücke müssen hinterher in den Originalzustand zurückversetzt werden.“

Gehröcke, Zylinder oder die als „Stresemann“ bekannten gestreiften Hosen wurden für die Herren des Jahres 1912 gebraucht. „Bei den Frauen waren damals knöchellange Röcke und große Hüte in Mode“, erzählt der Mode-Fachmann. Für die Umsetzung der Ideen arbeitet er eng mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Britta Tönne zusammen.

Gemeinsam mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Britta Tönne berät Kostümschneider Jürgen Weynand über die Umsetzung der Ideen.

Bei der Suche nach Uniformen für die Schiffsbesatzung der Titanic ist diese sogar beim Landestheater Linz fündig geworden. „Die Kostüm-Verleihung über Landesgrenzen hinweg ist die Ausnahme, aber dort gab es eine Musical-Abteilung und mit der Maßtabelle unserer Darsteller haben wir dort Passendes gefunden“, so Britta Tönne.

Seit vergangenen Sommer ist sie mit Regisseur Till Kleine-Möller dabei, das riesige Stück passend für die Solinger Bühne zu machen. „Teilweise mussten Rollen zusammengefasst werden“, erzählt sie. Auch die Technik ist eine Herausforderung. „Sechs große Teile bewegen sich immer wieder neu zu insgesamt etwa 20 Bildern“, verrät die Bühnenbildnerin. Neben den Schauspielern der Abschlussjahrgänge der Folkwang Universität werden auch Gast-Schauspieler auf der Bühne stehen. Für die Musik sind die Bergischen Symphoniker und der Theaterchor Solingen verantwortlich.

Heute ist die erste Hauptprobe in Kostümen. „Dann entscheidet sich, wo noch verändert werden muss“, ist Jürgen Weynand gespannt. Bei den Aufführungen wird er dann hinter der Bühne stehen und beim Ankleiden helfen – Nadel und Faden immer griffbereit.

Titanic – das Musical

Premiere: Die Eigeninszenierung „Titanic – das Musical“ hat am 10. Mai, 19.30 Uhr, im Pina-Bausch-Saal des Theaters und Konzerthauses Premiere. Weitere Aufführungen am 12. und 13. Mai, 19.30 Uhr.

Tickets: Karten für die Aufführungen gibt es zum Preis von 33 bis 55 Euro.

termine.solinger-tageblatt.de

Matinee: Am Sonntag, 30. April, 11 Uhr, gibt es eine Einführungsmatinee mit ersten Einblicken in das Stück. Dafür muss eine kostenlose Eintrittskarte gebucht werden.

Auf Tour: Die Solinger Inszenierung geht auf Tour, am 16. Mai wird das Stück in Leverkusen, am 20. Mai in Remscheid aufgeführt.

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