Walder Theatertage

Kabarettistin erzählt freimütig aus ihrem Leben - bis zur Schamgrenze

Das Aufwachsen in der bayerischen Provinz ist eines der Themen von Teresa Reichl.
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Das Aufwachsen in der bayerischen Provinz ist eines der Themen von Teresa Reichl.

Teresa Reichl sorgte für viele Lacher - ehe es dem Publikum sichtlich unangenehm wurde.

Von Jutta Schreiber-Lenz

Solingen. Gute 90 Minuten Kultur plus Pause genossen am Dienstagabend die Besucher des Gräfrather Lichtturms - und zusätzlich den traumhaften Ausblick in die Weite sowie den nahezu kitschigen Sonnenuntergang. Im Rahmen der 26. Walder Theatertage war es diesmal Teresa Reichl, die von Peter Wirtz, dem Vater dieses erfolgreichen und beliebten Kunstformats, eingeladen worden war, das Publikum zu unterhalten.

Die 26 Jahre alte Künstlerin, die mit ihrem Kabarett-Debüt-Programm „Obacht, i konn wos!“ gerade den Wechsel von ihrem erfolgreichen Poetry-Slam-Dasein zu einem neuen Genre gestartet hat, punktete streckenweise sehr erfolgreich beim interessierten Publikum.

Mit viel Wortwitz, unverkrampfter Offenheit, Selbstironie und bayerischem Dialekt plauderte Reichl über ihr Leben: ihr Aufwachsen in dem 300-Seelen-Örtchen Haunersdorf bei Simbach, Kreis Landau; die Tatsache, dadurch jeden einzelnen gut zu kennen oder gar mit ihm verwandt zu sein; ihre frühe Passion fürs Theaterspielen auf Schulbühnen und ihre perfektionierte Leidenschaft, gute Lügen zu erzählen.

Und das „sogar, wenn die in der erfundenen Geschichte vorkommenden Personen beim Lügen anwesend sind“. Es gelte nämlich, so überzeugend zu sein, dass am Ende sogar die an die gute Story glaubten.

Bei den geteilten Intimitäten bleibt der Begeisterungsfunke aus

Dem Umstand, dass nahezu alle Gedichte aller Epochen von Männern stammen, begegnete Teresa Reichl mit eigenen Gedichtfassungen. Solche, die aus der weiblichen Perspektive die unverhohlen übergriffigen Gedanken im schwülstigen Wortgewand entlarvten. Dafür erntete sie viele Schmunzler und auch Lacher.

Ihre langen Ausführungen über nach wie vor existente Benachteiligungen von Frauen in der Berufswelt, insbesondere in der Kunst, waren authentisch und weckten Sympathien. Komisch waren sie nicht. „Männer müssen sich nicht anhören: ,Ich merk mir deinen Vornamen nicht, ich sag' einfach Baby'.“

Ob sich die Künstlerin mit ihren Erzählungen über ihre ersten sexuellen Erfahrungen im Lockdown, die sie in eine Reihe mit ihren Ausführungen über „Puzzle (gesprochen niederbayrisch „Putzle“) bauen“ stellte, einen Gefallen getan hat, bleibt fraglich. Begeisterungsfunken im Publikum blieben jedenfalls aus – so viel freimütig geteilte Intimität war vielen im Raum sichtlich unangenehm.

Der Poetry Slam von Walder Theatertagen und Waldmeister am 5. Mai im Walder Bahnhof ist bereits ausverkauft.

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