Prozess um Messerstecherei
Täter soll sieben Mal zugestochen haben
aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Nach lebensgefährlichen Messerstichen vor Zeugen an einer Gaststätte in Ohligs hatte die Polizei international gefahndet.
Von Dirk Lotze
Solingen. Das Landgericht Wuppertal begann Montag (9. Januar 2023) den Prozess um versuchten Totschlag. Angeklagt sind vier Brüder im Alter von 20, 23, 28 und 31 Jahren. Sie sollen mit dem Mann (31), der angegriffen wurde, und dessen Lebensgefährtin Streit gehabt haben. Laut Staatsanwaltschaft handelten sie entsprechend einem gemeinsam gefassten Tatplan und kamen mit einem Messer und einem Schlagring zum Tatort. Zwei weitere Männer sollen sich beteiligt haben und müssen sich in einem eigenen Strafverfahren verantworten.
Eine Notoperation rettete das Opfer
Bei dem Geschehen am frühen Sonntagmorgen des 15. Mai 2022 erlitt das Opfer sieben Stiche in den Rücken und die Körperseiten. Einer soll zum Teilkollaps der Lunge geführt haben. Der Mann überlebte durch eine Notoperation. Einzelheiten des Angriffs sind auf Videos von acht Sicherheitskameras des Lokals zu sehen. Sie decken den Gastbereich und eine Terrasse vor dem Eingang ab. Auf den Aufnahmen gehen Angreifer den späteren Geschädigten zunächst vor dem Lokal an. Der zieht sich zurück, holt eine Pistole aus einer Hosentasche und versucht, die Waffe mit einem Magazin zu laden. Dann startet ein Prügelangriff auf ihn, der sich bis in einen der Gasträume zieht. Besucher und Personal des Lokals flüchten in Nebenräume.
Vor der Theke soll der älteste der Angeklagten den Kopf des Überfallenen in einer Armbeuge eingezwängt haben, während seine Brüder weiter zuschlugen. Der jüngste Angeklagte soll das Messer geführt haben. Eines der Videos zeigt, wie die Stiche mit voller Kraft ausgeführt wurden.
Aufgelöst haben soll sich der Tumult, nachdem der Verletzte es geschafft hatte, seine Pistole auf seine Gegner zu richten. Die Angreifer flüchteten. Das Opfer ging schwer blutend vom Gastraum bis auf die Terrasse. Eine Zeugin versuchte, die Stichwunden mit einem Handtuch zuzuhalten. Da war die Polizei bereits alarmiert.
Die 23 und 28 Jahre alten Angeklagten stellten sich am folgenden Tag den Behörden. Gegen den Ältesten und den Jüngsten lief eine internationale Fahndung an. Sie meldeten sich nach zwei Monaten im Amtsgericht und ließen sich dort festnehmen.
Das Landgericht muss die Vorwürfe unabhängig aufklären. Die Richterinnen und Richter verfügen über zusätzliche Videobilder aus der Gaststätte, die zeigen, dass die Beteiligten bereits am Freitagabend vor der Tat dort gestritten hatten.
Im Prozess hat der 28-Jährige eine Aussage angekündigt. Er werde seine Brüder nicht belasten, wolle aber zur Aufklärung beitragen. Die Anwälte zweier anderer Angeklagter teilten mit, ihre Mandanten würden schweigen und erwarten, freigesprochen zu werden. Einer der Verteidiger bemängelte, die Staatsanwaltschaft beschreibe Teile des Geschehens anders als auf den Videos zu sehen. Seine Wertung: „Die Anklage ist objektiv falsch.“
Das Landgericht hat sechs weitere Verhandlungstage bis Ende Februar 2023 vorgesehen.