Unruhen in Nicaragua
Partnerschaft mit der Stadt Jinotega ist schwierig
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In Nicaragua wird die Bevölkerung bedroht. Kontakt hielten zwei Angestellte der Stadt bei einem Workshop.
Von Philipp Müller
Seit 2016 besteht zu Jinotega in Nicaragua eine offizielle Städtepartnerschaft. Doch seit dem Frühsommer 2018 – in dem Staat in Mittelamerika brachen Unruhen aus, die Regierung reagierte mit viel Gewalt – ist der Kontakt auf höchster Ebene kaum noch existent. „Die Städtepartnerschaft liegt aber nicht auf Eis“, betont Stadtsprecher Thomas Kraft auf Nachfrage. Die Stadtspitze um Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) sei weiter am Gespräch mit der Bevölkerung interessiert. Dies finde aber auf niedriger Ebene der Verwaltung statt. Zudem halte der Solinger Freundschaftsverein mit Jinotega die Verbindung nach Nicaragua aufrecht.
PARTNERSCHAFTEN
STÄDTE Gouda ist seit 1957 Partnerstadt in den Niederlanden. 1960 folgte Chalon-sur-Saône, Frankreich. Das nordenglische Blyth wurde 1962 Partnerstadt. Mit Ness Ziona in Isreal besteht seit 1986 die Verbindung. Mit Aue ist Solingen seit 1990 befreundet. Jinotega, Nicaragua, und Thiés, Senegal, sind seit 2016 Partner der Stadt.
Wie das jetzt in der Praxis aussieht, davon berichteten im Rathaus zwei Angestellte der Stadt den Mitgliedern des Freundschaftsvereins und weiteren Interessierten. Marie Thöne, Landschaftsökologin im Stadtdienst Natur und Umwelt, und Anna Frantzen vom Kulturmanagement der Stadt Solingen waren ins Nachbarland Honduras gereist. Dort fand ein zweiwöchiger Workshop unter dem Titel „Junge Expertise in Aktion für das Klima“ statt. Partner war dabei auch der Verein Instituto La Cuculmeca aus Jinotega, seit vielen Jahren bereits Partner des Solinger Freundschaftsvereins. Die von Stadtsprecher Kraft angesprochene persönliche Möglichkeit des Austauschs konzentrierte sich rein auf ökologische Themen, berichteten die beiden Solingerinnen. Dazu gab es zahlreiche kulturelle Veranstaltungen.
Workshop-Teilnehmer suchten Austausch zum Klimaschutz
Die insgesamt 45 Teilnehmer aus Mittelamerika und Europa konzentrierten ihre Aktivitäten zumeist auf das Kulturzentrum von San Lorenzo, wo der Workshop stattfand. Auch die Regierung von Honduras gilt gegenüber totalitären Tendenzen als nicht abgeneigt.
In der Praxis beim Austausch von Ideen, wie man jeweils vor Ort für den Schutz des Klimas aktiv eintreten könne, habe das aber keine Rolle gespielt, berichten Frantzen und Thöne. Themen wie Trockenheit, erneuerbare Energien oder Insektenschutz seien längst global. So habe ihr Vortrag zum lokalen Insektenschutz und dem bewussten Anbau von für Wildbienen geeigneten Pflanzen viel Aufmerksamkeit bekommen. Am Ende hätten alle jungen Teilnehmer den Wunsch geäußert, die Arbeit fortsetzen zu wollen.
Die Beziehungen zu Jinotega will auch das Rathaus gerne wieder vertiefen, betont Thomas Kraft. Doch der Stadtsprecher machte zugleich darauf aufmerksam, dass sich dazu aus Sicht der Stadtspitze die politische Lage in Nicaragua normalisieren müsse. Der Grund für die Kontakte auf politischer Sparflamme liegt vor allem auch darin, die Bevölkerung in Solingens Partnerstadt zu schützen. Das hatte im vergangenen Jahr Hans Wietert-Wehkamp vom Freundschaftsverein berichtet. Intensiver politischer Kontakt zu Solingern führe zu Problemen mit der Obrigkeit. Auch Besuche vor Ort von Solinger Delegationen seien schwierig, da man für die Sicherheit der eigenen Leute nicht garantieren könne – auch ein Grund, warum der Jugendtreff nach Honduras verlegt wurde.
Zusammenarbeit im Blick: Solingens Partnerstadt Jinotega in Nicaragua liegt nur eine gute Autostunde von der Kakaoplantage von Ritter Sport entfernt.