Nicht wegen Gewaltvorwürfen
Stadt versetzt Kita-Leiterin
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Nach Gewaltvorwürfen gegen eine frühere Erzieherin solle die Einrichtung zur Ruhe kommen.
Von Kristin Dowe
Solingen. Die Nachricht hatte am Freitag in der Elternschaft der Kita Klingenbande die Runde gemacht: Wie Jugendamtsleiter Rüdiger Mann auf ST-Nachfrage bestätigte, wird die bisherige Leiterin die Einrichtung zum 1. April verlassen. „Kevin Gottula, ein Mitarbeiter aus dem Kreis der Fachberatungen, wird kommissarisch die Leitung übernehmen“, so Mann. Die Gewaltvorwürfe gegen eine vormalige Mitarbeiterin der Kita Klingenbande hätten allerdings nicht „zu diesem Umdenken geführt“.
Wie berichtet, laufen polizeiliche Ermittlungen gegen eine ehemalige Erzieherin der Klingenbande, die in mehreren Fällen Kindern gegenüber gewalttätig geworden sein soll. Einige Eltern von mutmaßlich betroffenen Kindern hatten scharfe Kritik an der Leiterin der Kita geübt, die trotz Warnhinweisen zu spät und nicht konsequent genug eingeschritten sei. „Wir hoffen, durch diese Maßnahme die Einrichtung in ein ruhigeres Fahrwasser zu bekommen und mit den Eltern und Kolleginnen einen Neustart zu erreichen“, betont Rüdiger Mann. Er schätze die Kollegin, die zunächst für einen Zeitraum von drei Monaten auf eine andere Tätigkeit abgeordnet werde, fachlich und persönlich sehr.
In der Elternschaft wurde die Nachricht mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Positiv bewertet die Personalie die Mutter Elisa Collosi, deren Sohn womöglich von Übergriffen durch die beschuldigte Mitarbeiterin betroffen war. „Der Schritt war absolut notwendig. Wir haben uns von der Leiterin bei dieser Geschichte nie richtig verstanden gefühlt“, sagt die Solingerin. Gegen die vormalige Erzieherin erstattete sie Anzeige.
„Wir hoffen, die Einrichtung in ruhigeres Fahrwasser zu bekommen.“
Insgesamt liegen Polizei und Staatsanwaltschaft aktuell vier Strafanzeigen in der Sache vor, die Ermittlungen dauern an. „In einigen Fällen haben Eltern auch ihre Anzeige zurückgezogen, weil sie ihre Kinder nicht mit eventuell traumatischen Erinnerungen belasten wollten. Auch das muss man respektieren“, sagt Wolf-Tilman Baumert, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wuppertal. Die Vernehmungen der betroffenen Kinder erforderten viel Sensibilität und gestalteten sich aufgrund deren jungen Alters im fraglichen Zeitraum schwierig. Ein Kind habe zuletzt von konkreten Übergriffen berichtet. Update 30. Mai 2023: Nach wie vor finden Vernehmungen in dieser Sache statt, heißt es auf Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft Wuppertal.
Überrascht von dem Leitungswechsel in der Kita Klingenbande zeigte sich Elternvertreterin Kübra Kantarci: „Die Nachricht kam für uns alle sehr plötzlich, da Herr Mann uns gegenüber immer an der Leiterin festgehalten hat. Viele sind allerdings froh darüber, dass sich jetzt endlich etwas tut.“ Andere Eltern seien auch enttäuscht über die Entscheidung gewesen, die Reaktionen seien unterschiedlich.
Insgesamt galt die Atmosphäre in der Einrichtung in den vergangenen Wochen als angespannt. Um den Personalmangel aufzufangen, wurde ein zunächst bis zum Sommer geltendes Rotationsverfahren eingeführt, bei dem jede Gruppe an einem Tag in der Woche schließen muss. Kinder von Mitarbeiterinnen sind von dieser Regelung nicht betroffen. „Es hat viele Eltern geärgert, dass da Unterschiede gemacht werden“, berichtet Kantarci. Trotz der Übergangslösung seien die Gruppen personell weiterhin nur sehr dünn besetzt. Es habe aber auch Verständnis für den pragmatischen Ansatz gegeben, auf diese Weise den Betrieb aufrechterhalten zu können.
Nicht mehr in der Kita Klingenbande tätig ist eine Erzieherin, die maßgeblich dazu beigetragen hatte, die möglichen Vorkommnisse ans Licht zu bringen. Die Mitarbeiterin stimmte inzwischen einem Aufhebungsvertrag zu – sie habe die Einrichtung auf Drängen der Stadt verlassen sollen. „Ich habe meinen Job verloren, weil ich mich für andere eingesetzt habe.“ Zu den Hintergründen dieses Vorgangs äußert sich die Stadt mit Verweis auf datenschutzrechtliche Gründe nicht.
Hintergrund
Laut Zahlen des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) sind die Anzeigen von pädagogischem Fehlerverhalten in Kitas seit 2018 kontinuierlich gestiegen. Im vergangenen Jahr gab es 271 Anzeigen zu verzeichnen.
Erstmeldung von 16.30 Uhr
Kita Klingenbande: Stadt stellt Leiterin frei
Grund seien nicht die Gewaltvorwürfe gegen eine vormalige Mitarbeiterin, deren Vorgesetzte die Leiterin war.
Solingen. -KDow- Diese Nachricht macht aktuell in der Elternschaft der Kita Klingenbande die Runde: Wie Jugendamtsleiter Rüdiger Mann auf ST-Nachfrage bestätigte, wird die bisherige Leiterin die Einrichtung zum 1. April hin verlassen. „Ein Mitarbeiter aus dem Kreis der Fachberatungen wird kommissarisch die Leitung übernehmen“, so Mann. Grund für die Freistellung seien nicht die Gewaltvorwürfe, die gegen eine Mitarbeiterin der Kita erhoben worden waren. Diese Vorwürfe hätten „nicht zu diesem Umdenken geführt“, so Rüdiger Mann.
Wie berichtet, laufen polizeiliche Ermittlungen gegen eine ehemalige Erzieherin der Klingenbande, die in mehreren Fällen Kindern gegenüber gewalttätig geworden sein soll. Aktuell liegen Polizei und Staatsanwaltschaft vier Strafanzeigen gegen die Beschuldigte vor. Einige Eltern von mutmaßlich betroffenen Kindern hatten scharfe Kritik an der Leiterin geübt, die trotz Warnhinweisen zu spät und nicht konsequent genug eingeschritten sei.
Eine ausführliche Berichterstattung folgt.
Standpunkt von Kristin Dowe: Chance auf Neuanfang
Die Kita Klingenbande hatte in den vergangenen Wochen und Monaten wahrlich einen schweren Stand. Ungeachtet der Frage, ob sich der Verdacht gegen eine ehemalige Erzieherin der Einrichtung erhärtet, wirken die Geschehnisse bei allen Beteiligten nach. Gleichzeitig hat die Kita – wie viele andere Einrichtungen in Solingen – mit Personalmangel und hoher Fluktuation zu kämpfen. Im Hinblick auf die Gewaltvorwürfe sind einfache Schuldzuweisungen sicherlich verfehlt. Egal, ob die bisherige Leiterin angesichts der möglichen Vorfälle immer angemessen reagiert hat, tut auch ein personeller Neuanfang der Kita gut.
Denn diese wäre nicht mehr zur Ruhe gekommen, wenn alles beim Alten geblieben wäre. Zu schwer ist das Vertrauen der mutmaßlich betroffenen Familien erschüttert. Das Team der Klingenbande hat nun hoffentlich die Chance, die Einrichtung wieder auf Kurs zu bringen. Dem kommissarischen Leiter kann man für diese herausfordernde Aufgabe nur eine glückliche Hand wünschen.