Jahresbilanz der Stadt-Sparkasse

Zinsen gleichen die Inflation nicht aus

Sebastian Greif (v. l.), Stefan Grunwald und Andreas Tangemann stellten die Jahresbilanz der Stadt-Sparkasse vor.
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Sebastian Greif (v. l.), Stefan Grunwald und Andreas Tangemann stellten die Jahresbilanz der Stadt-Sparkasse vor.

Trotz unruhiger Zeiten zeigt der Pfeil bei der Stadt-Sparkasse in Solingen nach oben.

Von Manuel Böhnke

Solingen. Was sich binnen eines Jahres ändern kann. „Die Welt hat sich um 180 Grad gedreht“, sagt Stefan Grunwald. Angesichts der Herausforderungen zeigt sich der Vorstandsvorsitzende mit der Entwicklung der Stadt-Sparkasse Solingen „durchaus sehr zufrieden“. Das Geldinstitut schloss 2022 mit einem Jahresergebnis von 4 Millionen Euro ab. 2,9 Millionen Euro flossen als „Bürgerdividende“ in gemeinnützige Zwecke sowie Sponsoring.

Eckdaten: 2022 konnte die Stadt-Sparkasse ihre Bilanzsumme erneut steigern: von 3,6 auf 3,7 Milliarden Euro. Auch im Kreditgeschäft zeigte der Pfeil nach oben. 2021 betrug das Volumen 2,76, vergangenes Jahr 2,89 Milliarden Euro. „Das ist ein gutes Ergebnis, obwohl das zweite Halbjahr verhalten war“, sagt Grunwald. Das bei der Stadt-Sparkasse und ihren Partnern angelegte Geld- und Wertpapiervermögen lag Ende 2022 bei etwa 3,8 Milliarden Euro. Den Großteil bildeten Einlagen – rund 2,61 Milliarden Euro.

Zinsen: „Mit Blick auf die Inflationsraten war die Veränderung der Zinspolitik der Zentralbank überfällig“, betont Grunwald. Der Vorstandsvorsitzende rechnet mit weiteren Anpassungen. Auf die Kunden kommen nach Ende der Niedrigzinsphase Veränderungen zu. Auf Festgeld gibt es je nach Anlagebetrag und Laufzeit beispielsweise wieder 0,2 bis 1,2 Prozent Zinsen. Bei Sparkassenbriefen sind es 1,25 bis 3 Prozent. Auf Tagesgeld gibt es ab dem 16. März 0,3 Prozent, auf Sparbücher je nach Kündigungsfrist 0,25 bis 0,9 Prozent.

Anlagen: Trotz dieser Entwicklung betont Vorstandsmitglied Sebastian Greif: „Um bei einer Inflationsrate von knapp neun Prozent einen realen Kapitalerhalt zu erzielen, sind Wertpapieranlagen alternativlos.“ In diesem Bereich konnte die Stadt-Sparkasse die Nachfrage 2022 von 228,9 auf 234 Millionen Euro steigern. Ein Einbruch war hingegen bei den Rentenversicherungen festzustellen. In diesem Bereich seien in den zurückliegenden Jahren Einmalanlagen als Zinsalternativen beliebt gewesen. Nun stehe der Vorsorgegedanke wieder im Fokus.

Greif rät zu einer mehrgliedrigen Strategie: Notgroschen für Unvorhergesehenes, kurzfristige Anlagen für geplante Investitionen und langfristige für das restliche Vermögen. „Ziel muss sein, die Renditeerwartung nach vorne zu bringen, um die Inflation auszugleichen.“ Investmentfonds seien dabei unerlässlich.

Immobilien: Die Nachfrage nach klassischen Baufinanzierungen sei aktuell „eher verhalten“, erklären die Verantwortlichen. Vermehrt gehe es dagegen um Mittel für energetische Sanierung, erklärt Andreas Tangemann als stellvertretendes Vorstandsmitglied. Zudem sei eine kleine Renaissance des Bausparens feststellbar .

Hinsichtlich der kommenden Monate rechnet Stefan Grunwald mit sinkenden Preisen für Gebrauchtimmobilien, in denen häufig Sanierungsbedarf bestehe. „Neubauten werden wegen der energetischen Anforderungen dagegen tendenziell teurer“, vermutet Grunwald. Grundsätzlich möchten sich weiterhin viele Menschen den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen. Im Walder Kondor-Wessels-Projekt „Greeen“ etwa seien bislang 42 der 99 frei verfügbaren Wohnungen verkauft, fünf weitere reserviert. Als Renditeobjekte erleben Immobilien dagegen eine Delle.


Wirtschaft: Wie wirken sich die zurückliegenden und gegenwärtigen Krisen auf die Unternehmer aus? „Die Solinger Wirtschaft reagiert recht robust“, sagt Stefan Grunwald. Doch er warnt, dass die Herausforderungen nicht weniger werden. Wer nicht oder zu spät auf Trends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit reagiere, gerate in unruhiges Fahrwasser. „Ganze Wirtschaftsbereiche werden unter Druck geraten“, prognostiziert der Vorstandsvorsitzende. Für die Stadt-Sparkasse biete die Situation Chancen – schließlich brauche die Wirtschaft Partner, die die Transformation finanziell begleiten.

Stefan Grunwald wirbt für Selbstvertrauen: „Die meisten haben die letzten drei Jahre zufriedenstellend hinter sich gebracht. Warum sollten wir die Schwierigkeiten der Zukunft nicht genauso gut managen?“

Zahlen

Die Stadt-Sparkasse führt derzeit 82 302 Girokonten und verfügt über sieben Filialen, zwölf SB-Standorte und 36 Geldautomaten. Die App des Geldinstituts nutzen 35 155 Personen. Die aktuelle Mitarbeiterzahl liegt bei 534. Der Fachkräftemangel trifft auch die Bank. Um ihm entgegenzuwirken, setzen die Verantwortlichen auf junge Menschen. Ausgebildet werden Bankkaufleute, Dialogkaufleute sowie duale Studierende in unterschiedlichen Fachrichtungen.

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