Bilanz
Sparkasse Solingen knackt 3-Milliarden-Marke
Aktualisiert:
- 0 Kommentare
-
Feedback
schließen
- Weitere
Die Geschäfte laufen trotz Niedrigzinsen gut. Der Grund: Das Kreditinstitut stellt sich neu auf.
- Die Sparkasse verwaltet in Solingen mehr als 3 Milliarden Euro Vermögen.
- Das Geldinstitut setzt in Solingen auf die Vermarktung von Immobilien.
- Im O-Quartier in Ohligs etwa hat die Sparkasse 76 Wohnungen gekauft.
Von Stefan Prinz
Solingen. Die Stadt-Sparkasse Solingen hat derzeit viele schwierige Aufgaben zu stemmen. Dazu gehören Neubauten in der Stadtmitte und in Ohligs, anhaltende Niedrigzinsen, der Ausbau des Immobiliengeschäftes und die Bewältigung eines großangelegten Betrugsfalls. Trotz dieser Rahmenbedingungen meldet das Solinger Kreditinstitut sehr gute Bilanzzahlen für 2019. Erstmals verwaltet die Stadt-Sparkasse mehr als 3 Milliarden Euro Vermögen ihrer Kunden. „Insgesamt ist es der Stadt-Sparkasse Solingen in einem anspruchsvollen Umfeld gelungen, ihre Marktposition weiter zu stärken, betonte gestern Vorstandsvorsitzender Stefan Grundwald.
Kreditvergabe
Die Stadt-Sparkasse hat 2019 deutlich mehr Kredite vergeben als im Jahr zuvor. Insgesamt stieg die Kreditsumme auf 2,4 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 11 Prozent. Wer dagegen einen kleineren Kredit aufgenommen hat, zum Beispiel für eine Reise oder für den Kauf einer neuen Küche, hat einen sogenannten Konsumenten-Kredit beantragt. Auch diese sind deutlich angestiegen – von rund 40 auf 50 Millionen Euro. Für diese Konsumenten-Kredite bekam die Sparkasse zwischen 2 und 7 Prozent Zinsen von ihren Kunden – weniger als früher. Wegbrechende Einnahmen durch niedrige Zinsen konnte die Sparkasse aber durch Provisionen für Finanzberatungen ausgleichen. „Dienstleistungen werden damit für uns eine wichtigere Einnahmequelle“, erklärt der Sparkassen-Chef.
Neubauten
Die Stadt-Sparkasse ist derzeit einer der größten Bauherren in Solingen. Der neue Filialstandort am Marktplatz in Ohligs soll erst im Februar 2021 eröffnet werden, weil die Statik des Gebäudes Probleme bereitet. Der Neubau der Hauptstelle am Neumarkt befindet sich derzeit in der Vorbereitung. Der Abriss der betroffenen Gebäude beginne voraussichtlich im Dezember dieses Jahres. Mit den Bewohnern der betroffenen Gebäude habe man sich – bis auf wenige Ausnahmen – bereits geeignet, so Grunwald. Letzte Gespräche stünden noch an. Der Bezug des Neubaus ist für Sommer 2023 vorgesehen. Über die Kosten des Hauptstellen-Neubaus will sich die Sparkasse derzeit noch nicht äußern. Nur soviel: „Es handelt sich um einen zweistelligen Millionenbetrag“, so Grunwald.
Vermarktung von Immobilien
Auch wegen des schwachen Zinsgeschäftes will die Stadt-Sparkasse künftig mehr Einnahmen durch Verkauf und Vermietung von Immobilien machen. Im Ohligser O-Quartier hat die Sparkasse 76 Wohnungen gekauft, die sie ab Oktober 2021 vermieten möchte. Weitere 60 Wohnungen möchte sie verkaufen – davon sind 47 Wohnungen bereits weg. Im Elsa-Brändström-Karree an der Kölner Straße in der Stadtmitte vermarktet die Sparkasse zudem 33 teilweise exklusive Neubauwohnungen.
Betrugsfall
Im Herbst 2019 erschütterte ein Betrugsfall um Gebäudefinanzierung in Millionenhöhe die Sparkasse. Die juristische Aufarbeitung ist noch nicht abgeschlossen. In der Sparkasse habe man aber daraufhin die Abläufe in der Kreditabteilung verschärft, so Grunwald.
Nachnutzung ehemaliger Standorte
Die frühere Sparkassen-Geschäftsstelle am Mangenberg wurde zwischenzeitlich verkauft. In die aufgelöste Filiale am Mühlenplatz zieht künftig die Arbeiterwohlfahrt ein. Auch für die Standorte an der Grün- und Elisenstraße liefen Gespräche mit Mietinteressenten. Bei der Suche nach einem neuen Standort in Wald gibt es noch nichts Neues: Das Problem sei die Größe: „Wir suchen dort eine Fläche von 700 Quadratmetern im Zentrum.“
JAHRESERGEBNIS
ÜBERSCHUSS Der Jahresüberschuss der Stadt-Sparkasse liegt wieder bei rund 4 Millionen Euro. Dieser Überschuss liegt seit Jahren auf dem gleichen Niveau. Die Bürgerdividende bestehend aus Spenden, PS-Zweckertrag, Sponsoring und Gewinnausschüttung betrug 2019 rund 2,6 Millionen Euro.
HAUSHALT Der Solinger Stadtkämmerer Ralf Weeke kann – ebenfalls wie schon im Vorjahr – erneut einen Betrag von 1,6 Millionen Euro erwarten, mit dem die Solinger Stadt-Sparkasse den städtischen Haushalt unterstützt.
Standpunkt: Heimliche Stadtentwickler
Ein Kommentar von Stefan Prinz
Die Stadt-Sparkasse befindet sich im Wandel: Die anhaltende Niedrigzins-Phase macht es auch dem Solinger Kreditinstitut immer schwerer, mit dem Verleihen von Geld zu verdienen. Auch deshalb versucht die Sparkasse, sich vom klassischen Geldgeschäft unabhängiger zu machen. Die Folge ist, dass sie immer stärker in den Immobilienmarkt drängt. Dass das nicht ungefährlich ist, zeigt der jüngste Millionen-Betrugsfall, der bei der Sparkasse auch einen hohen Image-Schaden verursachte. Rund um den Ohligser Marktplatz und in der Solinger Stadtmitte verkauft und vermietet die Sparkasse aktuell mehr als 160 Wohnungen. Damit leistet sie einen wesentlichen Beitrag zur Stadtentwicklung.
Das Kreditinstitut mausert sich zur heimlichen Stadtentwicklungsgesellschaft. Kurios ist dabei: Die eigentliche, vom Stadtrat beschlossene Stadtentwicklungsgesellschaft steht zwar seit Monaten in den Startlöchern, kommt aber nicht vom Fleck.