„Energiepreise machen uns fertig!“
Solinger Gastronomie sucht nach Lösungen
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Stückgut-Chef regt Gesprächsrunde an, andere appellieren an Respekt der Gäste.
Von Daniela Neumann
Solingen. Corona, Krieg und höhere Preise: Davon ist die Gastronomie im Allgemeinen und die Restaurant-Landschaft in besonderem Maße auch in Solingen betroffen. „Die Energiepreise machen uns fertig“, sagt Baljindar Singh. „Von 1300 Euro im Monat ist es raufgegangen auf 3500 Euro, nur für Strom“, gibt der Geschäftsführer des Restaurants Stückgut im Südpark ein Beispiel. Und wie im Supermarkt seien auch im Großhandel die Lebensmittelpreise angestiegen. Wenn jetzt Ende des Jahres die Mehrwertsteuer auf Essen wieder von derzeit sieben auf 19 Prozent angehoben werde, bereite ihm das schlaflose Nächte und Existenzsorgen.
Gespräche und Ehrlichkeit bei Preisen sind Ansätze
Dabei sei der Kontakt zu den Gästen und der Branche eigentlich gut – der Austausch fehle, erklärt Singh: „Wir müssen darüber reden.“ Denn eines hat der Inhaber festgestellt: „Der Kuchen ist groß genug für alle.“ Auch wenn das Mittagsgeschäft weniger werde, so nähmen sich die Leute doch Zeit für ein besonderes Essen am Abend und kämen wieder. Und wollten mal was Bewährtes, mal was Neues, auch anderswo.
Das befruchte die Gastronomie insgesamt. „Ich bin traurig, dass der Alte Bahnhof seit dem Weggang von Steinhaus leer steht“, erläutert Baljindar Singh diesbezüglich. Für die benachbarte Innenstadt sieht er Ähnliches, hier fehle der Austausch über Ideen zur kulinarischen Vielfalt.
Ähnlich mit der Kundschaft sieht das Sascha Novakovic. Der Geschäftsführer des Restaurants Maku in Ohligs betont, dass ein ehrlicher Umgang wichtig sei. „Manche Gastronomen trauen sich gar nicht, die höheren Preise offen weiterzugeben“, berichtet er. Zustände wie im Einzelhandel, in dem dann die Größe der Produkte ohne Information runtergesetzt werde, davor warnt er. Auch beim Umgang mit Reservierungen setzt er auf Transparenz. „Bei Gruppen mit mehr als acht Personen rufen wir am Tag vorher an, ob es dabei bleibt“, sagt der Gastronom. Er betreibt mit seinem Team auch das angeschlossene Tagesgeschäft (Deli) und zwei Weinbars.
Den Trend zur lockeren Stammkundschaft bestätigt er. „Ohligs reicht einfach nicht“, führt er aus: Ein Konzept locke nun bestenfalls auch Kundschaft aus benachbarten Städten an. Denn heute wollten viele eher seltener, dafür dann thematisch wie zum Muttertag oder zu einem eigenen Anlass genussvoll und mit Zeit zusammen speisen: „Es gibt bei uns wenig Leute, die wöchentlich kommen.“
Wichtig sei schließlich die Wertschätzung. Wer Bio wolle, der müsse für diese Qualität auch bezahlen. „Wir bitten unsere Gäste nachzudenken“, sofern Respekt nicht schon Thema sei, führt Novakovic aus: Hinter einem Preis stünden etwa auch faire Löhne.
Konkrete Maßnahmen seit Corona nennt Torsten Tückmantel aus seinem Restaurant Turnhalle beim Wald-Merscheider Turnverein (WMTV) in Wald. „Wir haben die Speisekarte verkleinert.“ Dadurch sei jetzt auch Raum für Extra-Angebote.
Eine Erhöhung von Preisen um fünf bis sieben Prozent habe man umgesetzt. Auch die Öffnungszeiten seien angepasst worden – von 16 auf 18 Uhr als Beginn und „open end“: „Das heißt, wenn keine Gäste mehr da sind, schließen wir.“ Gruppen könnten natürlich eigene Zeiten vereinbaren. Für Veranstaltungen seien Planbarkeit und Kalkulation wichtig.
Angebote wie das Krimi-Dinner oder eine Musik-Show vor Ort würden richtig gut angenommen und seien schnell ausverkauft. Neben der bisher bei ihm im Haus vorherrschenden fleischlastigen und rustikalen Ausrichtung ginge es auch darum, die wachsende Anzahl vegetarisch oder vegan lebender Menschen nicht zu vergessen.
Petra Meis ist als Verantwortliche der Gaststätte Rüdenstein an der Wupper auch Planbarkeit wichtig – und ein kundenfreundliches Angebot wie der Kiosk für Wanderfans. Als Solinger Kreis-Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) hat sie zuletzt eher überregional Erfahrungen ausgetauscht.
Stimmen
Es allen recht machen könne man nicht, resümiert Isabel Hausmann als Pressesprecherin der für die Region zuständigen Dehoga-Geschäftsstelle. Baljindar Singh, Inhaber des Restaurants Stückgut im Südpark, regt eine Gesprächsrunde mit Verwaltung und Politik zum Ist-Zustand und zur Zukunft der hiesigen Gastronomie an. Das gebe es auch für andere Unternehmen, argumentiert er.