Ausstellung

So kommen Napeoleons Schwerter ins Klingenmuseum

Die Freunde des Klingenmuseums stellten die Schwerter vor, die sie für das Haus erworben haben (v. l.): Dr. Achim Stanneck, Dr. Sixt Wetzler, Franz Haug und Günther Raaf.
+
Die Freunde des Klingenmuseums stellten die Schwerter vor, die sie für das Haus erworben haben (v. l.): Dr. Achim Stanneck, Dr. Sixt Wetzler, Franz Haug und Günther Raaf.

Die einzelnen Exemplare haben einen Wert von bis zu 15 000 Euro und stammen allesamt aus Solinger Manufakturen des frühen 19. Jahrhunderts. Am Mittwochabend werden die Raritäten erstmals gezeigt.

Von Philipp Müller

Solingen. Gesehen haben wird der berühmte Feldherr und französische Kaiser Napoleon den Marinesäbel bestimmt. Doch ob er ihn auch angefasst hat, das weiß Günther Raaf vom Verein Freunde des Klingenmuseums nicht.

Gleich sieben Blankwaffen, Degen und Säbel, aus der Napoleonischen Zeit um 1800 konnte der Verein jetzt aus einem Solinger Nachlass erwerben und überlässt sie dem Klingenmuseum für Ausstellungszwecke. Die einzelnen Exemplare haben einen Wert von bis zu 15 000 Euro und stammen allesamt aus Solinger Manufakturen des frühen 19. Jahrhunderts. „Wir mussten tief in die Tasche greifen“, betont Franz Haug, der Vorsitzende des Vereins.

Alle sieben Waffen und ein Degengurt werden erstmalig die Mitglieder des Vereins der Freunde des Klingenmuseums sehen: bei der Jahreshauptversammlung am Mittwochabend im Museum. Aber der Leiter des Klingenmuseums, Dr. Sixt Wetzler, verspricht, die Waffen schon bald exponiert auszustellen. „Das sind echte Sahnestücke. Sehr spektakulär.“ Die sieben Stücke füllten Lücken in der Sammlung, daher sei er dem Verein sehr dankbar für den Erwerb.

Der Verein der Freunde des Museums erwirbt immer wieder Sammlerstücke für das Klingenmuseum. Erst vergangene Woche hatte der Vorsitzende Franz Haug angekündigt, dass der Verein mit rund einer halben Million Euro den Umbau der Dauerausstellung unter das Motto „Me fecit Solingen“ unterstützen werde. Doch Nachlässe aufzuspüren und in Handel aktiv zu werden, gehört in Sachen Klingen aller Art auch zum Vereinszweck.

Günther Raaf bezeichnet die Neuerwerbungen als Glücksfall: „Wir haben die Stücke aus einer tollen Solinger Sammlung erworben.“ Der verstorbene Sammler sei selbst Mitglied des Freundeskreises gewesen. Dessen Sohn lasse nun die komplette Sammlung aber versteigern und habe sich mit dem Verein auf den Verkauf der Prunkstücke geeinigt. Der Kunstexperte Dr. Achim Stanneck ist auch Vereinsmitglied. Er erklärte, dass mit dem Erwerb die Arbeit erst anfange. Die Historie hinter den Waffen gilt es zu ergründen und zu belegen. Er nannte als Beispiel einen Säbel, den ein General in Solingen vermutlich zu Repräsentationszwecken bestellt hat. Auf der Klinge sind Buchstaben eingeätzt. Doch sind die Schriftzeichen arabischer Herkunft oder nur Dekoration? „Das muss jetzt untersucht werden“, sagte der Kunstsachverständige.

Auch Raaf macht sich in Sachen Marinesäbel weiter auf die Spur. Ursprünglich sei als Herstellungsort Klingenthal im Elsass genannt. Doch das könne nicht sein. Indizien weisen aus seiner Sicht auf Solingen. In dem Fall ist eine geätzte Gravur auf der Klinge. Sie lautet „Garde Imperial“. Doch in Aussehen gleicht diese einer Zeichnung aus einem Solinger Musterbuch aus der Zeit. Und Rechnungsverzeichnisse der Gebrüder Weyersberg aus den Jahren 1802 bis 1807 wiesen auf einen Verkauf solcher Klingen nach Paris hin.

Dort stattete Napoleon eine Marineeinheit mit den Säbeln aus. Die rund 1000 Spezialkräfte sollten an der Invasion Englands teilnehmen – nicht die einzige Fantasterei des Feldherrn mit dem Dreieckshut und der rechten Hand unter der Militärweste. Weil Napoleon die Truppe besucht hat, habe er auch die Klinge gesehen.

Vortrag über die Geschichteder Klingenproduktion

Ob er sie angefasst hat? Raaf zweifelt, ob er das belegen kann. Aber die Solinger Herkunft will er mit Marc Adolf besprechen. Der Präsident der Association pour la Sauvegarde du Klingenthal, dem Verein zur Sicherung von Klingenthal, kommt zu einem Vortrag am 20. April um 18.30 Uhr ins Museum. Dann spricht er öffentlich über die Geschichte der elsässischen Klingenproduktion.

Der Verein Freunde des Klingenmuseums wurde vor 69 Jahren zeitgleich mit der Eröffnung des Deutschen Klingenmuseums im ehemaligen Gräfrather Rathaus gegründet. Es gibt auch eine gemeinnützige Stiftung „Freunde des Klingenmuseums“, die Kunst und Kultur fördert.

Unsere News per Mail

Nach der Registrierung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst mit Anklicken dieses Links ist die Anmeldung abgeschlossen. Ihre Einwilligung zum Erhalt des Newsletters können Sie jederzeit über einen Link am Ende jeder E-Mail widerrufen.

Die mit Stern (*) markierten Felder sind Pflichtfelder.

Meistgelesen

Ohligs: Der Parkplatz, auf dem fast niemand steht
Ohligs: Der Parkplatz, auf dem fast niemand steht
Ohligs: Der Parkplatz, auf dem fast niemand steht
CDU und FDP: Veloroute verlegen, Parkplätze sichern
CDU und FDP: Veloroute verlegen, Parkplätze sichern
CDU und FDP: Veloroute verlegen, Parkplätze sichern
650-Jahr-Feier soll in Stadtteile strahlen
650-Jahr-Feier soll in Stadtteile strahlen
650-Jahr-Feier soll in Stadtteile strahlen
Peter Kühne bewertet Genuss im Restaurant - auf witzige Art
Peter Kühne bewertet Genuss im Restaurant - auf witzige Art
Peter Kühne bewertet Genuss im Restaurant - auf witzige Art

Kommentare