Energie

So können Solinger Erdwärme nutzen

Dirk Leinen,Obermeister der SHK-Innung (Sanitär, Heizung, Klima) in Solingen, hat als nachhaltige Lösung auf seinem Haus eine thermische Solaranlage für die Erwärmung von Wasser.
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Dirk Leinen,Obermeister der SHK-Innung (Sanitär, Heizung, Klima) in Solingen, hat als nachhaltige Lösung auf seinem Haus eine thermische Solaranlage für die Erwärmung von Wasser.

Das Land hat ein Geothermie-Portal erstellt – Solingen ist demnach grundsätzlich für eine Nutzung geeignet.

Von Simone Theyßen-Speich

Solingen. Etwa die Hälfte aller Solinger Haushalte heizen mit Gas, ein Viertel mit Öl. Das war über viele Jahrzehnte der sichere Status quo. Bis vor einem Jahr der Angriffskrieg auf die Ukraine begann, bis Gas knapp und teuer wurde und sogar eine Gasmangellage drohte. Das Bemühen, sich um alternative Wärmequellen zu kümmern, ist auch durch wachsendes Umweltbewusstsein und das Reduzieren von fossilen Brennstoffen gewachsen.

Geothermie, also die Wärme aus der Erde zu nutzen, ist dabei ein oft diskutiertes aber noch nicht allzu oft umgesetztes Heizverfahren. Der NRW-Landesbetrieb Information und Technik (IT.NRW) hat jetzt ein Geothermie-Portal erstellt, auf dem Interessierte alle Informationen zum Thema finden. Das Portal unterscheidet zwischen oberflächennaher, mitteltiefer und tiefer Geothermie. Private Nutzer können sich mittels genauem Standortcheck über die Möglichkeiten von Erdwärmesonden informieren, für private Nutzung spielt in der Regel nur oberflächennahe Geothermie eine Rolle.

Laut Karte ist für das gesamte Solinger Stadtgebiet eine gute Wärmeleitfähigkeit attestiert mit Werten zwischen 2,5 und 2,9 W/mK. Richtung Westen, nach Hilden oder Langenfeld, sinkt dieser Wert. Sehr gute Voraussetzungen für Erdwärmesonden gibt es hingegen beispielsweise in Teilen von Wermelskirchen und Hückeswagen.

In Gesprächen mit Kunden spielten Wärmepumpen immer öfter eine Rolle, weiß auch Dirk Leinen, Obermeister der SHK-Innung (Sanitär, Heizung, Klima) in Solingen. Kunden müssten sich aber über die Kosten im Klaren sein. Kostet eine neue Gasheizung für ein Einfamilienhaus zwischen 10 000 und 15 000 Euro, so sind es bei einer Wärmepumpe 25 000 bis 30 000 Euro. „Mögliche Kosten für eine Erdbohrung von etwa 15 000 Euro kommen noch dazu“, so Leinen. In die Tiefe zu gehen, sei aber nicht immer notwendig. „Bei Neubauten reicht oft auch eine Luft-Wärmepumpe.“ Die arbeite mit Luftaustausch über Außen- und Inneneinheit – wie ein Kühlschrank.

Erdbohrungen müssen 80 bis 100 Meter tief sein

Erdbohrungen seien da deutlich aufwendiger. „So müssen für Bohrungen Abstände von fünf Metern zum Nachbargrundstück eingehalten werden, zwischen den Bohrungen wiederum acht Meter Platz liegen. „Das ist bei kleinen Grundstücken kaum machbar.“ Je nach geothermischer Gegebenheit müsse dann 80 bis 100 Meter tief gebohrt werden. Ähnlich wie eine Gasheizung hält solch eine Wärmepumpen-Heizung etwa 20 Jahre, die Erdrohre müssen auch nach etwa 40 Jahren ausgetauscht werden.

Am Aufwand und den Kosten scheitere oft die Idee der Erdwärme. Der Trend gehe eher zum Wärmeaustausch. „Aber auch bei Wärmepumpen gibt es wegen fehlender Aggregate und Pufferspeicher derzeit Wartezeiten von etwa einem Jahr“, so Leinen. Er rät, sich frühzeitig über Möglichkeiten, auch mit Blick auf das eigene Haus, zu informieren – „nicht erst, wenn die Heizung kaputt ist und es schnell gehen muss“.

Zu guter Information und Planung rät auch Florian Bublies, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Solingen. Es gebe in den vergangenen Monaten viele Beratungen zum Wunsch weg von fossilen Brennstoffen hin zu Wärmepumpen. „Man muss aber immer erst klären, welche Grundvoraussetzungen ein Gebäude für die Umstellung von Öl oder Gas auf Wärmepumpentechnik hat.“ Die Auskünfte der Verbraucherberatung seien da natürlich immer neutral und nicht auf bestimmte Hersteller bezogen.

„Mal eben so“ sei der Umstieg in der Regel nicht machbar, ganz gleich ob Luft-Wasser- oder Erdreich-Wärmepumpe. Und auch wenn es staatliche Förderung gebe, schreckten die hohen Investitionskosten oft ab.

Die Verteilung der Wärme im Gebäude muss zur Wärmepumpe passen. Da in der Regel niedrigere Temperaturen erzeugt werden, sind Fußbodenheizung oder große Heizkörper sinnvoll. „Die neuen Geräte heißen zwar Hochtemperaturwärmepumpen, aber die höheren Temperaturen werden nur mit höherem Stromaufwand erreicht“, warnt Bublies.

Deshalb sei es sinnvoll, zunächst die Heizkörperflächen zu prüfen und etwa in Niedertemperatur-Heizkörper zu investieren. Bublies empfiehlt, vom Handwerker eine Heizlastberechnung machen zu lassen, um den Wärmebedarf für jeden Raum zu ermitteln. „Maßnahmen an der Gebäudehülle, an Fenstern, Dach und Dämmung, sollten damit einhergehen. Jede gesparte Kilowattstunde spart bares Geld und macht den Schritt hin zur Wärmepumpe einfacher“, rät Florian Bublies dazu, die Immobilie ganzheitlich anzuschauen und einen Sanierungsfahrplan zu machen.

Geothermie

Portal: Die Karte wurde vom NRW-Landesbetrieb Information und Technik zusammen mit dem Geologischen Dienst NRW erstellt.

Raum: Bislang stehen die Infos für den Raum Rheinland und das Rheinische Schiefergebirge zur Verfügung. Weitere Regionen sollen folgen.

www.geothermie.nrw.de

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